Hier ist vom Paradies die Rede

Anmerkungen zum Sozialismus in Nordkorea

Nordkorea oder - wie der nordkoreanische Staat offiziell heißt - die Koreanische Demokratische Volksrepublik ist heute wohl das Land in der Weit, in dem die Masse der Bevölkerung am dichtesten von allen Vorgängen in der Außenwelt abgeschirmt ist. Damit sind die Nordkoreaner wieder ''''the hermit nation", sprich: eine Nation in der Einsiedlerklause, als die ganz Korea sich jahrhundertelang Reisenden darbot. Diese "Politik der Abschließung" praktizierte die damals herrschende feudale Dynastie vom 17. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, vermeinend, daß damit die eigene Herrschaft gegen den von Europa und zunehmend auch von China und Japan kommenden Öffnungsdruck gesichert werden könnte. Das erwies sich jedoch spätestens dann als Irrtum, als Japan mit der Meiji-Umwälzung von 1868 seine Abschließungspolitik gegen die moderne kapitalistische Zivilisation aufgab und die bekannte rasante Entwicklung zur imperialistischen Großmacht antrat. Nachdem ersten, 1876 mit eben diesem Japan abgeschlossenen ungleichen Vertrag von Kanghoado wurde das zurückbleibende Korea immer mehr zum Spielball in den Konkurrenzkämpfen der nach Ostasien vordringenden Mächte, um schließlich 1910 seine Unabhängigkeit durch die japanische Annexion gänzlich zu verlieren', ein nationales Unglück, das vor allem dem sozialökonomischen Zurückbleiben infolge Abschottung gegen die internationale kapitalistische Entwicklung geschuldet war.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 1993
"Schuld" im Räderwerk der Institutionen
113 Seiten

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