Hannah Arendt - Die Banalität des Bösen
9 Seiten | Autor: Wolfgang Heuer
Ein Rückblick auf die letzten Monate bietet eine Reihe von Anlässen dafür, über die Banalität des Bösen nachzudenken. Wenn z.B. an einer Berliner Schule ein Schüler von einigen Mitschülern beinahe erhängt wird und die Umstehenden neugierig zusehen. Oder wenn biedere Familienväter und –mütter bei Angriffen auf Asylbewerberheime Beifall klatschen. Oder wenn Behinderte angegriffen werden, wenn z.B. in Großburgwedel der 46jährige Rollstuhlfahrer Günter Schirmer von Schülern angepöbelt und bespuckt wird, seine Reiten häufig zerstochen sind, er in Hannover eine U-Bahntreppe heruntergeworfen wird und schließlich Selbstmord begeht. Oder wenn in New York auf einem Spielplatz ein Mädchen von einem Mann vergewaltigt wird und eine Reihe von Autofahrern tatenlos zusehen, die entlang des gesamten Spielplatzes in einem Stau stekken. Oder wenn der ehemalige polnische Lastwagenfahrer Tomek, 35 Jahre alt, mit dem niemals eingelösten Versprechen als Söldner nach Bosnien gelockt wird, mit der Bewachung eines Lebensmittellagers 2-3.000 Dollar monatlich zu verdienen, und stattdessen das Morden lernt und trotzseiner Skrupel mitmacht. Oder wenn bei der Deportation und Ermordung der Bevölkerung eines kurdischen Dorfes durch die Truppen Saddam Husseins im August 1988 der 12jährige Taimour Abdallah, der zufällig überlebte, berichtet, wie er in die angst- und tränenerfüllten Augen eines irakischen Soldaten blickte, der diese Menschen vor einer Grube erschießen sollte, zögerte und auf erneuten Befehl hin das Morden fortsetzte.
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