Albaniens langer Marsch nach Europa
7 Seiten | Autor: Cornelia Domaschke
Im Sommer dieses Jahres geriet das kleine Bergland auf der Balkanhalbinsel erneut in die Schlagzeilen. Zehntausende junger Albaner sehen - trotz eingeleiteter Demokratisierung und Öffnung ihres seit Jahrzehnten von der Außenwelt abgeschnittenen Landes - auf absehbare Zeit für sich und ihre Familien keinerlei Perspektive in der Heimat. Von einem europäischen Staat, vergleichbar den westlichen Industrienationen, ist Albanien weiter entfernt als das übrige Osteuropa. Wann und ob das Land überhaupt jemals sein Ziel, Teil eines modernen Europa zu sein, erreichen wird, ist mehr als ungewiß. Von vagen Hoffnungen können und wollen die Menschen aber nicht leben. Nicht in ihrem Land, sondern durch Flucht aus der Heimat versuchen sie deshalb, Aufnahme im Abendland zu finden. Wie Tiere wurden die Flüchtlinge in Stadien italienischer Adriastädte zusammengepfercht, bis sie wieder dorthin abgeschoben wurden, wo sie hergekommen sind. Westeuropa mit seinen Zwei-Drittel-Wohlstandsgesellschaften verschließt seine Tore vor der Armut der Dritten wie auch der untergehenden Zweiten Weit. Westeuropäische Wirtschaftshilfe für Osteuropa wird gebunden an gesellschaftliche Umwälzungsprozesse, die sich am westlichen Demokratie- und Wirtschaftsmodell orientieren. Allesamt streben die osteuropäischen Staaten nach Assoziierung an die EG mit der Perspektive ihrer späteren Integration in den stärksten Wirtschaftsverbund des Kontinents.
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