Moderne Gesellschaft und „Marxismus-Leninismus“ schließen einander aus

6 Seiten | Autor: Hans-Peter Krüger

Zu Lenins Lebenszeit gab es keinen „Leninismus“, verstanden als die der neuen Epoche angemessene Weiterentwicklung des Marxismus. Der „Marxismus-Leninismus“ (im folgenden: M.-L.) ist ideologiehistorisch ein nachleninsches Phänomen, das sich während der 20er Jahre in der Sowjetunion und in der III., d. h. der Kommunistischen Internationale herausgebildet hat. Ich gehe hier nicht dieser Herausbildung und in der Stalin-Periode erfolgten Systematisierung des M.-L. nach, obgleich wir dringend solcher Studien bedürfen. Vielmehr möchte ich vier Thesen zur Diskussion stellen, die die Fernwirkungen des allgemein üblichen Verständnisses des M.-L. bis in die 80er Jahre hinein betreffen. Die frühere ideologische Monopolstellung des ·M.-L. in den osteuropäischen Ländern einschließlich der DDR hat den gesellschaftstheoretischen Entwurf einer Konzeption des „modernen Sozialismus“ radikal demokratischen Charakters auf das stärkste behindert. Sie blockierte die Rezeption marxistischer·wie nichtmarxistischer Forschungstraditionen, die wir für die Ausarbeitung eines eigenständigen sozialistischen Entwicklungsweges gebraucht hätten. Die gesellschaftstheoretische Kritik des M.-L. erfolgt hier nicht nur unter der Losung „Zurück .zu Marx“. Die Rekonstruktion des Marxschen Vermächtnisses ist selbst schon auf die heutige Problemlage und den dafür relevanten internationalen Forschungsstand zu beziehen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 1990
Wieviel Gemeineigentum brauchen wir?
109 Seiten

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