Das Ost-West-Problem

Entideologisierung zwischenstaatlicher Beziehungen?

14 Seiten | Autor: Georgi Schachnasarom

Das A und 0 des neuen politischn Denkens ist die Anerkennung der Tatsache, daß wir in einer widerspruchsvollen, aber interdependenten Welt leben. Diese Einsicht zwingt zu einer Neubewertung einer ganzen Reihe von Begriffen, die Bezug zur theoretischen und praktischen Tätigkeit im internationalen Bereich haben. Besonders wichtig ist es, unsere Ansichten zu den Beziehungen zwischen den Staaten der beiden hauptsächlichen Gesellschaftssysteme der Gegenwart, dem sozialistischen und dem kapitalistischen, mit den Realitäten unserer Zeit in Übereinstimmung zu bringen. Nicht nur das Schicksal der beiden Seiten, sondern das Überleben der Menschheit hängt entscheidend davon ab, wie das Ost-West-Problem gelöst wird: Seine Lösung aber ist letztlich unmöglich ohne Überwindung der tiefgehenden ideologischen Konfrontation, die der derzeitigen Spaltung der Welt zugrunde liegt. Nicht die ökonomische, nicht die geistige und nicht einmal die politische, sondern eben die ideologische Konfrontation ist gemeint. Dabei geht es keineswegs um die Beseitigung der ideologischen Unterschiede, die mit den Existenzbedingungen, den Interessen und Positionen der Hauptklassen und sozialen Gruppen·der Gesellschaft von heute zusammenhängen. Niemand vermag dem ewigen Streit ein Ende zu setzen, den die verschiedenen Ideologien sozialen, nationalen und religiösen Ursprungs untereinander austragen. Die Frage lautet vielmehr: Darf sich dieser Streit zu einer unüberbrückbaren Konfrontation zuspitzen und mit einer weltweiten Bartholomäusnacht enden?

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 1990
Wieviel Gemeineigentum brauchen wir?
109 Seiten

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