Pax americana oder gerechter Frieden
ISSN 1436-6010 | 56 Seiten
Nachdem wir knapp und glücklich einer militarisierten Weltordnung entgangen waren, die uns mit dem Atomkrieg und gegenseitiger Vernichtung bedrohte, brauchen und wollen wir endlich eine globale Friedensordnung. So dachten wir, als wir vor einem Jahrzehnt unser Projekt in Arbeit nahmen. Denn schon damals zeichnete sich eine bedrohliche politische Richtungsentscheidung ab: der Kurs auf eine neue Weltordnung, die nicht Frieden sichert, sondern sich wieder auf militärische Macht, also die Fähigkeit zum Krieg gründet. Anfangs schien es uns nicht aussichtslos, geistig daran mitzuwirken, daß die Vernunft sich doch noch durchsetzt und die Entwicklungsrichtung geändert werden kann. Mit dieser Absicht finden wir uns seitdem jährlich zusammen, um zu erörtern: Was kann man für eine globale Friedensordnung tun? Welche geistigen Vorleistungen sind dafür zu erbringen? Aber von Mal zu Mal verdüstert sich der Himmel. Nicht nur, daß neue Kriege und neue Rüstungen Tatsachen geschaffen haben, die eine kriegerische Weltordnung befestigen. Es wird auch das mühsam errungene Friedensvölkerrecht straflos mißachtet und gebrochen, und die meinungsmachenden Medien tragen wieder den alten Ungeist ins öffentliche Bewußtsein, die Kriegsideologie. Das Kriegsverbot soll vergessen sein. Es gilt wieder das ius ad bellum. Man nimmt sich die Freiheit, denn man hat die Macht dazu. Unmittelbar vor unserem Symposium beschloß das Bündnis, das uns einredet, ein politisches zu sein, eine gemeinsame Truppe von 20.000 Soldaten in den globalen Krieg zu schicken, den der amerikanische Präsident gegen den Terrorismus ausgerufen hat. Dabei weiß inzwischen jeder, daß der wahre Kriegsgrund in den globalstrategischen Interessen der USA, genauer in denen ihrer Oberklasse zu finden ist.
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