Zu neuen militärdoktrinären Grundsätzen Ungarns und ihren Konsequenzen für die Reformierung der ungarischen Armee
ISSN 1436-6010 | 28 Seiten
Das heutige Ungarn umfaßt rund 93 000 km2 (etwa soviel wie Bayern und Hessen zusammen) und hat 10,55 Mill. Einwohner; davon sind etwas mehr als 2 Millionen (also faktisch jeder fünfte Bürger) in der Hauptstadt Budapest ansässig. Wenn in einem längeren Artikel über Ungarn im Heft 4/1992 der Zeitschrift "Luftwaffe" die Einwohnerzahl Ungarns mit 16 Mill. angegeben wird, so ist man einem Irrtum erlegen, der aber einen ernsten politischen Hintergrund hat – ja sogar für die gegenwärtige sicherheitspolitische Lage Ungarns recht bedeutungsvoll ist, worauf später noch eingegangen wird. Der Irrtum besteht darin, daß sich tatsächlich 16 Millionen Menschen zur ungarischen Nationalität bekennen, jedoch davon rund 6 Millionen keineswegs Bürger der Republik Ungarn sind. Sie leben in vielen Ländern der Erde, darunter mehr als 2,5 Millionen in den USA, Deutschland, Österreich und anderen westlichen Ländern. Weit mehr als 3 Millionen Ungarn sind – vor allem infolge der bis heute anhaltenden Folgen des Friedensvertrages von Trianon im Jahre 1920, der für Ungarn mit dem Verlust von zwei Dritteln seines ursprünglichen Territoriums einherging, – in den Nachbarländern zu Hause. Bereits seit dem Jahre 1987 trifft man im Bereich der Sicherheits- und der Militärpolitik Ungarns auf theoretische Erwägungen und praktische Veränderungen, die mit der gesellschaftspolitischen Umwälzung 1989/90 und der Auflösung der Militärorganisation des Warschauer Vertrages – bei stetig zunehmender Beteiligung der verschiedensten politischen Kräfte und wachsender Anteilnahme der breiten Öffentlichkeit – den Charakter einer tiefgreifenden Umgestaltung der Landesverteidigung angenommen haben.
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