Entmilitarisierungskonzepte aus der Endphase der DDR: verlorene Illusionen ?
ISSN 1436-6010 | 20 Seiten
Wenige Jahre erst trennen uns von dem überraschenden Ende des Ost-West-Konflikts, das die Hoffnung aufkeimen ließ, endlich aus dem Zeitalter von Kriegen, spannungsgeladener militärischer Konfrontation und bloß brüchigen, mit militärischer Abschreckung erzwungenen Friedens herauszutreten. Mit dem feindlichen Gegensatz sozialer Systeme, so schien es, müßten auch die Gründe entfallen sein, Sicherheit durch militärische Macht erlangen zu wollen. Unerwartete Möglichkeiten schienen sich zu eröffnen, um das in äußerster Gefahr entstandene Neue Denken in die politische Wirklichkeit zu überführen: die Einsicht, daß der Krieg unter den Bedingungen der Hochtechnologie irrational und dysfunktional ist, daß Sicherheit nicht mit militärischen Mitteln zu erreichen und eine Umkehr zu zivilen Sicherheitsstrukturen notwendig ist. Im Zeichen des Aufbruchs in ein neues Zeitalter des unbewaffneten Friedens und der kooperativen Sicherheit standen auch die Bemühungen um die Entmilitarisierung der Sicherheit und der Gesellschaft im Herbst 89 und der ihm folgenden Endzeit der DDR. All die konzeptionellen Ideen und praktischen Schritte dieser bewegten und bewegenden Zeit erscheinen heute vor dem Hintergrund der ernüchternden Tatsachen als verlorene Illusionen. Angesichts des schockierenden Rückfalls in den militärischen Interventionismus von Großmächten und in eine Serie nationaler, religiöser und ethnischer Kriege ist man versucht, sie als wirklichkeitsfremd und untauglich der Vergessenheit zu überantworten
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