Zu spät kommen und ausbrechen
5 Seiten | Autor: Aleksandr Sogomonov
Die außergewöhnliche Sensibilität der russischen Öffentlichkeit bzw. des Massenbewußtseins für die gegenwärtige nationale Problematik kann man auf zweierlei Weise interpretieren. Auf der einen Seite erleben wir in der Tat eine Periode des nationalen Aufschwungs – ein postimperiales Syndrom des erwachenden Nationalgefühls. Auf der anderen Seite sondieren wir fieberhaft verschiedene Wege für den Aufbau einer bürgerlichen Gesellschaft im polyethnischen Raum, deren ethnische Quellen im Verhältnis zum Prinzip der gesellschaftspolitischen Partizipation zweitrangig werden. Beide Prozesse sollten auf den ersten Blick im Widerspruch zueinander stehen, obgleich unter den gegenwärtigen Bedingungen beide nur als Folge einer tieferen kulturellen Revolution möglich sind, die im heutigen Rußland spezifische Merkmale von Nationenbildung hervorbringt.
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