Strategien im Umgang mit dem Dogma: Die geschichtstheoretische Diskussion in der DDR
9 Seiten | Autor: Ralf Possekel
Manch festgeschriebener Lehrsatz des orthodoxen Marxismus-Leninismus, wie er in der DDR gelehrt und praktiziert wurde, erscheint obskur, wenn nicht gar wider jede wissenschaftliche Vernunft, und nichts klingt überzeugender als der Ruf nach einer schnellen Verabschiedung dieses Denkens. Der verwaltungstechnische Vorgang einer „Abwicklung“ empfiehlt sich als zuverlässiger Weg, weil er das Übel - durchaus in Übereinstimmung mit sozialistischen Gepflogenheiten - an seinen institutionellen Wurzeln packt. Doch wenn, wie S.Toulmin nahelegt, Wissenschaft nicht so sehr „mit den speziellen Doktrinen zu tun (hat), die ein einzelner oder eine Fachgruppe zu irgendeiner Zeit vertreten, sondern mit den Bedingungen, unter denen, und der Art, wie er diese Doktrinen im Laufe der Zeit zu kritisieren und abzuändern bereit ist“, dann wäre es nicht sinnlos, noch einmal nachzufragen, ob die so offensichtliche Erstarrung des DDR-Marxismus in seinen Grunddogmen unmittelbar aus einem Defizit an Kritikfähigkeit resultiert. Für die Beurteilung der Geschichtswissenschaft als institutionalisierte Profession kann es natürlich nicht einfach darum gehen, kritische Stimmen einzelner Wissenschaftler zu sammeln.
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