Globalisierung

Metropole – Provinz

Zur Geschichte eines (Miss-)Verhältnisses

11 Seiten | Autor: Tobias Becker

Tobias Becker untersucht in diesem Artikel das Verhältnis – oder richtiger: Missverhältnis – zwischen Metropole und Provinz in historischer Perspektive. Er argumentiert, erstens, dass es sich bei Metropole und Provinz um relationale Größen handelt, die sich nur im Verhältnis zueinander definieren lassen; zweitens, dass „die Provinz“ nicht mit „dem Land“ zu verwechseln ist und dass deshalb auch das Metropolen-Provinz-Verhältnis nicht mit dem Stadt-Land-Verhältnis in eins gesetzt werden kann. Gemeinsam haben „Provinz“ und „Land“ allerdings wieder, dass es sich bei ihnen ganz wesentlich um kulturelle Projektionen handelt, so eine dritte These. Da diese oft von der Metropole ausgehen bzw. hier geprägt werden, handelt es sich abermals um ein Missverhältnis zuungunsten der Provinz. Eine letzte These lautet, dass die Provinz, anders als viele Kommentator:innen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts argumentieren, nicht verschwunden ist, sondern dass das Metropole-Provinz-Verhältnis vor dem Hintergrund der Globalisierung eine Neujustierung erfahren hat: „global cities“ stehen weltweit „provincial hinterlands“ gegenüber.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2022
Auf in die Provinz!
140 Seiten

Konvivialismus oder Die Ohnmacht des Sollens

5 Seiten | Autor: Dirk Jörke

Gut sieben Jahren nach dem Erscheinen des ersten Manifestes ist jetzt das „Zweite konvivialistische Manifest“ erschienen. Verfasst wurde es von einer Gruppe von Intellektuellen um den französischen Soziologen Alain Caillé. Im Zentrum des Manifests stehen „fünf Prinzipien“, die das individuelle und kollektive Handeln anleiten sollen: die Prinzipien „der gemeinsamen Natürlichkeit“, „der gemeinsamen Menschheit“, der „gemeinsamen Sozialität“, der „legitimen Individuation“ und „des schöpferischen Konfliktes“. Hinzu tritt als eine Art Metaprinzip der „Imperativ, die Hybris zu beherrschen“. Dirk Jörke setzt sich in diesem Artikel kritisch mit den politischen Forderungen und theoretischen Prämissen des Manifests auseinander. Der in „Berliner Debatte Initial“ schon mehrfach diskutierte Konvivialismus (z. B. Heft 4/2015, 3/2019), der auf eine neue Art bzw. Kunst des Zusammenlebens zielt, verstrickt sich, so Jörke, aufgrund der im Manifest durchscheinenden Individuumzentrierung in Widersprüche.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2021
Vor der Abwicklung
142 Seiten

China in Sri Lanka

13 Seiten | Autor: Heinz Gödde

Sri Lanka ist Teil eines „Maritime Great Game“ im Indischen Ozean. China und Indien sind dabei die Hauptfiguren. Für China geht es einmal darum, die Transportwege von Rohstoffen für die Weiterentwicklung seiner Industrie wie für die Lieferung von Fertigprodukten durch eine Reihe von Stützpunkten entlang der „Pearl of Strings“ zu sichern. Zum anderen geht es darum, seinen Einfluss in der Region zu sichern und stärken. Auch Indien geht es um seinen geostrategischen Einfluss, der durch den chinesischen Konkurrenten bedroht schein. Insbesondere, wenn Hambantota ein chinesischer Militärstützpunkt in unmittelbarer Nähe zu Indien werden könne. Länder wie Sri Lanka erhalten Kredite, moderne Infrastrukturprojekte werden oder sind schon geschaffen. Die Verschuldung des Landes bei verschiedenen Kreditgebern wächst und die chinesischen Kredite sind Kritikpunkt in der Diskussion der chinesischen Schuldenfalle beim chinesischen Projekt einer neuen, nicht nur maritimen Seidenstraße. China investiert im Rahmen von OBOR, erwartet aber wohl mehr als nur die Rückzahlung der Kredite und der gar nicht zu günstigen Zinsen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2020
Chinas neue Seidenstraßen
164 Seiten

Die „Schatzkammer“ öffnen: Die Rolle der Auslandschinesen in der Seidenstraßen-Initiative

12 Seiten | Autor: Carsten Schäfer

Regierungsoffiziell wird in China die Zahl der weltweit außerhalb Chinas lebenden chinastämmigen Menschen auf 60 Millionen Personen beziffert. Ihr Kapital schätzt Peking auf 5 Billionen US-Dollar, was die „Diaspora“ zur „drittgrößten Wirtschaftsmacht der Welt“ machen würde. Der Begriff „Auslandschinese“ umfasst sowohl chinesische Staatsbürger als auch ethnische Chinesen mit ausländischer Staatsbürgerschaft. Mit dem Seidenstraßen-Projekt (BRI) ist eine „neue“ Diasporapolitik verbunden, die zum reibungslosen Engagement in den 65 Ländern entlang der Seidenstraße beitragen soll. Ziele sind, „Verständnis für China“ zu erzeugen, die chinesische Sprache und Kultur zu verbreiten sowie ein positives Image „des Chinesen“ zu präsentieren, das dem konfuzianischen Ideal des „Wohltäters“ entspricht. Dank ihres Sozialkapitals und ihrer Kenntnisse der Sprache, Kultur und „Denkweise“ vor Ort kennen Auslandschinesen die ökonomischen Besonderheiten vor Ort, die bürokratischen Strukturen, die Gesetzeslage und das politische Umfeld in den Partnerländern der BRI. Die damit verbundenen offiziösen Diskurse unterscheiden von denen, die an anderen Stellen verbreitet werden. Hier erscheint die BRI als vornehmlich „pan-chinesisches“ Projekt, an dem v. a. Chinesen weltweit partizipieren. Die EU und Deutschland sollten nicht darauf warten, dass Peking eine ihnen genehme Vision einer gemeinsamen Zukunft entwirft. Nötig ist eine gemeinsame Vision jenseits der aufkommenden Formel eines „Neuen Kalten Kriegs“.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2020
Chinas neue Seidenstraßen
164 Seiten

China in Lateinamerika

12 Seiten | Autor: Joachim Wahl

Mit seinem wirtschaftlichen Erstarken verstärkte sich die Präsenz Chinas in Lateinamerika, zunächst im Rahmen der Süd-Süd-Kooperation, heute als Teil des Seidenstraßen-Projekts (BRI). Grundlage aus Sicht Chinas sind Gleichberechtigung, gegenseitig vorteilhafte Zusammenarbeit und Nichteinmischung. Die Zusammenarbeit im Rahmen der BRICS machte Brasilien zu einem wichtigen Partner Chinas auch auf globaler Ebene. Für die Mitte-Links-Regierungen in Brasilien und anderen Ländern war die Zusammenarbeit mit China ein unterstützender Faktor. Große gemeinsame Projekte werden in der Erdöl- und Gasförderung sowie im Infrastrukturbereich realisiert. Die Länder Lateinamerikas sind Rohstofflieferanten für landwirtschaftliche Erzeugnisse und mineralische Rohstoffe, im Gegenzug exportiert China Fertigerzeugnisse. Das Vordringen rechter Regierungen in Lateinamerika hat die wirtschaftliche Zusammenarbeit nicht in der Substanz verändert. Die USA sehen das Auftauchen Chinas in ihrem angestammten „Hinterhof“ als Herausforderung an. Im 21. Jahrhundert wird Lateinamerika zu einem Raum der geopolitischen Auseinandersetzungen zwischen den USA und China.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2020
Chinas neue Seidenstraßen
164 Seiten

Chinas Seidenstraßen-Projekt und die muslimischen Staaten des Nahen und Mittleren Osten

12 Seiten | Autor: Karin Kulow

In der muslimisch geprägten Region des Nahen und Mittleren Ostens wurde die Seidenstraßen-Initiative (BRI) von Anfang an positiv aufgenommen. Die BRI hat sozio-ökonomische Auswirkungen auf die Region und auf China als Projektinitiator sowie auf die multilateralen Wirtschaftsbeziehungen und internationalen Wertschöpfungsketten. Aus chinesischer Sicht ist die BRI eine Antwort auf die Herausforderungen des globalisierten 21. Jahrhunderts. Anknüpfend an traditionelle Handelsrouten ist die neue Seidenstraße eine Landverbindung vom westlichen China über Zentral- und Vorderasien bis nach Europa; Teile sind bereits fertiggestellt. Als Seeweg soll die BRI eine direkte Verbindung zwischen dem Südchinesischen Meer, dem Indischen Ozean und dem Roten Meer sowie europäischen Mittelmeerhäfen schaffen. Der Nahe Osten liegt am Schnittpunkt zwischen Europa, Asien und Afrika und ist ein zentrales Bindeglied zwischen beiden Seidenstraßen-Routen. Ungeachtet unterschiedlicher politischer Machtverhältnisse und sozio-ökonomischer Entwicklungsbedingungen stehen für die Staatsführer in der Region die Vorteile der BRI im Vordergrund. Die vorhandenen immensen Kohlen-Wasserstoff-Ressourcen sind für die chinesische Wirtschaft wie für die ressourcenbesitzenden Länder von besonderer Bedeutung. China tritt für Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten der Staaten und für gute Nachbarschaft in den arabisch-iranischen Beziehungen ein.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2020
Chinas neue Seidenstraßen
164 Seiten

Die Belt and Road-Initiative und Chinas Direktinvestitionen

15 Seiten | Autor: Sebastian Reil

Diskutiert wird, ob die Teilnahme eines Landes an der Belt and Road Initiative (BRI) zu einem Anstieg ausländischer Direktinvestitionen (ADI) aus China führt. Viele Länder unterzeichneten Absichtserklärungen mit der chinesischen Regierung zur BRI, oft in der Hoffnung, chinesische Investitionen ins Land zu bringen. Die empirische Untersuchung zeigt, zwischen einer solchen Absichtserklärung und dem Zufluss chinesischer Investitionen besteht kein direkter Zusammenhang. Analysiert wird, inwieweit die chinesische Regierung den Fluss ausländischer Direktinvestitionen in Partnerländer steuern kann. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu früheren Globalisierungswellen werden sichtbar. Ob die BRI eine neue Globalisierungsordnung darstellt, hängt davon ab, wie weit man die BRI fasst. Die chinesische Regierung verfügt momentan – mit Ausnahme kleinerer Länder in der Nachbarschaft – nicht über die Macht und Möglichkeiten, ihre Interessen direkt durchzusetzen. Das chinesische System benötigt Unschärfe und Ambivalenz, um Kohärenz zu erzeugen. Die Zentralregierung ist nicht in der Lage, alles in diesem großen Land zu kontrollieren, deshalb muss sie Weisungen vage halten. Das ermöglicht es den Lokalregierungen und privaten Unternehmen, ihre jeweiligen Interessen als ausgerichtet an der Direktive Pekings auszugeben – selbst wenn sie komplett unabhängig davon entstanden. Das chinesische ADI-Regime ist auswärtsorientiert und zeichnet sich durch starken staatlichen Einfluss aus. Dennoch sind die ADI-Flüsse nur bedingt steuerbar, da ADIs sich nach wirtschaftlichen Kriterien rechnen müssen sowie aufgrund des komplexen Zusammenspiels der verschiedenen staatlichen Ebenen und Interessengruppen.

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Berliner Debatte 4 | 2020
Chinas neue Seidenstraßen
164 Seiten

Globalisierung, De-Globalisierung, Re-Globalisierung

12 Seiten | Autor: Wolfram Elsner

Nach dem Ende der Sowjetunion schien der neoliberale Finanzmarktkapitalismus für immer zu herrschen. Die USA beanspruchten, als „einzige Weltmacht“ die Welt zu regieren. Im „Jahr der Pandemie“ 2020 wurde eine sich wandelnde Welt sichtbar. Die hatte sich lange vorbereitet. Die „alte Globalisierung“ von den 1980er Jahren bis 2008 war ein originär politisch-ökonomischer und machtspezifischer Prozess. Sie erwies sich als sozial und ökologisch nicht nachhaltig und ging in Ungleichheit, Desintegration, Zerfall und De-Globalisierung über. Finanzkrisen, realwirtschaftliche Rezession, soziale und humanitäre Probleme, Umweltkatastrophen und politische Regressionen hatten sich schon „vor Corona“ verdichtet. Mit der Re-Globalisierung „nach Corona“ zeichnet sich die Gefahr einer Spaltung der Welt in zwei parallele internationale politisch-ökonomische Blöcke ab. Es geht um Resilienz der künftigen Wertschöpfungsketten, verbunden mit mehr Diversifizierung, einer Re-Nationalisierung, Regionalisierung, mehr Planung und Industriepolitik im Westen und mit stabilen, langfristigen internationalen oder zwischenstaatlichen Abkommen und verlässlicher internationaler Zusammenarbeit. Soll die Welt nicht in zwei parallele Re-Globalisierungsblöcke zerfallen, muss Washington seinen hybriden Krieg gegen China beenden. Der Westen sollte Chinas wiederholte Angebote ernst nehmen, die eigenen strukturellen Ziele und Interessen klären und ernsthafte Verhandlungen mit China (und Russland) führen, um eine langfristige verlässliche Zusammenarbeit umzusetzen. Es braucht Entspannungspolitik und friedliche Koexistenz.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2020
Chinas neue Seidenstraßen
164 Seiten

Berliner Debatte Initial 4 | 2020

Chinas neue Seidenstraßen

Herausgeber: Rainer Land | Erhard Crome

ISBN 978-3-947802-52-4 | ISSN 0863-4564 | 164 Seiten

Im Themenschwerpunkt „Chinas neue Seidenstraßen“ wird die Belt-an-Road-Initative Chinas als Weiterentwicklung der chinesischen Variante einer gelenkten Volkswirtschaft gedeutet. Es werden mögliche Interpretationen strategischer Ansätze dargestellt und diskutiert. Einige Beiträge beschreiben konkrete Entwicklungen in Lateinamerika, arabischen Staaten und Sri Lanka. Die chinesischen Direktinvestitionen und die Mobilisierung von Auslandschinesen im Rahmen der Seidenstraßen-Inititiative werden in weiteren Beiträgen dargestellt. Neben dem Schwerpunkt findet sich ein Beitrag zu den Literatischen Briefen Friedrich Nietzsches und ein Text zur Umbenennung der Berliner Mohrenstraße.

Hier finden Sie als Leseprobe die ersten Seiten aller Artikel:
Leseprobe Chinas neue Seidenstraßen

Weltgewinn und Heimatverlust

Sozialphänomenologische Perspektiven auf „Sässigkeit“

12 Seiten | Autor: Jörg Dürrschmidt

Jörg Dürrschmidt nimmt in seinem Text eine sozialphänomenologisch orientierte Analyse vor. Ausgangspunkt ist die These, dass man die gegenwärtige Renaissance des Heimatbegriffes nur halb in den Blick bekommt, wenn man lediglich auf die identitätspolitische Dimension von Heimat abstellt. Gerade vor dem Hintergrund einer sich anomisch erschöpfenden Globalisierung gerät dabei der lebenswelt-anthropologische Ausgangspunkt von Heimatbedürftigkeit aus dem Fokus. Dagegen setzt Dürrschmidt das Konzept „exzentrischer Positionalität“, das in idealtypischer Weise an der Figur des „Heimkehrers“ expliziert wird. Im Ergebnis zeigt sich die konstitutive Fragilität und lebensweltliche „Nichtfinalisierbarkeit“ von Heimaten.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2019
Heimatkunden
170 Seiten