politische Theorie
Nachlese 500 Jahre Utopia
50 Seiten | Autor: Thomas Möbius, Monika Steffens, Andreas Heyer
Im Dezember 2016 jährte sich die Erstveröffentlichung von Thomas Morus’ „Utopia“ zum fünfhundertsten Mal. Anknüpfend an den Themenschwerpunkt „Kritik, Ermächtigung, Trost – Die Lücke der Utopie“ (Berliner Debatte Initial 2/2016) lassen Thomas Möbius, Monika Steffens und Andreas Heyer das Jubiläumsjahr mit seinen Tagungen, Ausstellungen und Publikationen Revue passieren. / (1) Thomas Möbius: Möglichkeiten der Utopie. Bericht zu zwei Tagungen (S. 99-106); (2) Monika Steffens: Tradition und Innovation in Thomas Morus’ „Utopia“ (S. 107-120); (3) Andreas Heyer: Circa ein Kilo Morus. Rückblick auf das Utopia-Jahr 2016 (S. 142-148)
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Algorithmische Subpolitik: Big Data als Technologisierung kollektiver Ordnungsbildung?
11 Seiten | Autor: Stefan Böschen, Georg Huber, René König
Daten sind kein Wissen. Big Data ist nicht schon wissenschaftliche Erkenntnis, sondern hat auch eine politische Dimension. Dieser Beitrag fragt, wie sich Big Data-Technologie und deren Folgen aus gesellschaftswissenschaftlicher Sicht verstehen lassen. Die soziale Wirksamkeit von Algorithmen wird dabei in den Vordergrund gestellt. Es gelte, die Governance mit und durch Algorithmen zu betrachten. Um diese Wirksamkeit aufzuschließen, greifen die Autoren auf Ulrich Becks Konzept der Subpolitik zurück, das das politische Wirken der „Neuen Sozialen Bewegungen“ der 1980er Jahre zu erfassen suchte. Die heutigen Big Data-Algorithmen deuten die Autoren als eine Form passiv-struktureller Subpolitik. Als solche sind mit Big Data operierende Algorithmen eine Form von Politik, die sich selbst nicht als politisch begreift, wohl aber gesellschaftliche Verbindlichkeiten schafft. Weder sind Plattformen des Cyberaktivismus wie Avaaz neutrale Plätze der politischen Selbstorganisation noch präsentieren Online-Suchmaschinen wie Google im Hinblick auf politische Inhalte neutrale Trefferlisten. Big Data macht, so das Argument des Textes, Politik, ohne sich als politisch auszuweisen.
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Zurück in die Zukunft? Wie das Ende der Geschichte im Datenstrom zerrinnt
13 Seiten | Autor: Marcel Rauer, Gregor Ritschel
Sind wir heute in den westlich geprägten Demokratien am Ende der Geschichte angelangt, einem Zustand an dem wir das größtmögliches Maß persönlicher Freiheiten bereits erreicht haben, und ist das wesentliche Motiv geschichtlicher Kämpfe, das Streben nach Anerkennung, heute erloschen? Marcel Rauer und Gregor Ritschel argumentieren mit Bezug auf Hegels Geschichtsphilosophie und Michel Foucaults entpersonalisiertes Machtkonzept dafür, dass sich der politische Liberalismus durch die von ihm selbst hervorgebrachten Produktionsweise des heutigen Daten-Kapitalismus und die damit verbundenen Überwachungsmechanismen wieder zu zersetzen beginnt. Der Datenstrom unserer digitalisierten Welt reißt uns vom Ende der Geschichte zurück in eine zweifelhafte Zukunft.
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„Bei Fürsten ist kein Raum für Philosophie.“
8 Seiten | Autor: Felix Wassermann
Utopien und Politikberatung – nichts scheint weniger miteinander gemein zu haben. Wer ferne utopische Welten imaginiert, der erscheint ungeeignet für die naheliegende Beratung der praktischen Politik. Wer umgekehrt versucht, der politischen Praxis Ratschläge zu erteilen, der scheint seinerseits gut beraten, von utopischen Vorstellungen Abstand zu nehmen. Doch steht am Anfang der Utopie die Frage der Politikberatung: Thomas Morus’ „Utopia“ lässt sich als Erörterung darüber lesen, inwieweit die Politik durch Gelehrte beraten werden kann oder ob eine solche Politikberatung „utopisch“ ist. Ausgehend vom „Dialogue of Counsel“ im ersten Teil der „Utopia“ geht der Aufsatz dem facettenreichen Wechselverhältnis von politischer Utopie und Politikberatung nach und fragt nach den damit verbundenen Politik- und Politikberatungsverständnissen.
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Kritik, Ermächtigung, Trost
100 Seiten | Autor: Felix Wassermann, Thomas Schölderle, Magdalena Schulz-Ohm, Sandra Markewitz, Reinhard Heil, Tobias Albrecht, Anastasiya Kasko, Felicita Reuschling, Alexander Neupert-Doppler, Ulrich Busch
Die neun Beiträge des Schwerpunkts zum Vorzugspreis – Vor 500 Jahren, 1516, erschien Thomas Morus’ „Utopia“. Der Titel wurde zum Begriff eines literarischen Genres wie einer „Form von Zukunftserwartung, ja eines Weltverhaltens überhaupt“ (Jürgen Teller): Das Entwerfen gesellschaftlicher Alternativen verband sich mit dem Begriff der Utopie. Wir nehmen das Jubiläum zum Anlass, zu erkunden, wie Utopien die Lücke zwischen Sein und Sollen denken. Welche gesellschaftlichen Probleme und Erwartungen artikulieren sich in ihnen? Was leisten Utopien: Sind sie Kritik, Handlungsanleitung oder hypothetisches Ideal, reales oder gedankliches Experiment? Und wofür stehen Utopien heute? Führen die gegenwärtigen Krisen zu neuen Utopien? Ermächtigen diese zum gesellschaftlichen Verändern? Oder schaffen sie eher Rückzugsräume, die über die elende Gegenwart trösten? Die Beiträge des Schwerpunkts erkunden die Möglichkeiten der Utopie in historischer und aktueller Perspektive: u. a. zur Politikberatung in Morus’ „Utopia“, zur utopischen Piratenrepublik Libertalia, zu Dystopien im Kino, zu feministischen Utopien im 20. Jahrhundert und zum Verhältnis von Sozialismus und Utopie.
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„Cyberwar“ – eine postmoderne Technik
16 Seiten | Autor: Kai Denker
Kai Denker geht dem Begriff „Cyberwar“ aus technikphilosophischer Perspektive nach, verfolgt ihn zu seinem Entstehungsort und markiert seine Bruchlinien. Denker zeigt, dass der Begriff stets diskursstrategisch, d. h. in seiner postmodernen Dimension betrachtet werden muss. „Cyberwar“ tritt in dieser Perspektive historisch nur zufällig mit der Ausbreitung von Informationstechnologie auf und ist auf diese keinesfalls beschränkt.
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Demokratischer Radikalismus und radikale Demokratie
12 Seiten | Autor: Oliver Marchart
Oliver Marchart stellt ein Programm der „radikalen Demokratie“ vor, die er zur Aufgabe gegenwärtiger politischer Theorie und Praxis erklärt. Er schlüsselt die verschiedenen, mit der Französischen Revolution ins Werk gesetzten demokratischen Strömungen auf und verfolgt sie durch die Ideengeschichte. Dies erlaubt es ihm, die radikale Demokratie, in der Demokratie zum Selbstzweck wird, als Antwort auf die postfundamentalistischen Erschütterungen in der politischen Theorie und die krisenhaften Erschütterungen in der Wirklichkeit herauszuarbeiten.
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Auf brüchigen Fundamenten
16 Seiten | Autor: Johanna Wischner
Johanna Wischner untersucht in ihrem Beitrag die Herausforderungen für die politische Theorie durch das postmoderne Denken. Dabei arbeitet sie anhand der Antagonisten Habermas und Lyotard die metaphysischen Bedingungen heraus, unter denen modernes und postmodernes Denken stehen, und zeigt, dass Fundamentalismuskritik nur um den Preis der postmodernen Absage an jeglichen letzten Grund zu haben ist.
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Konvivialität und Konvivialismus: Praxis und Theorie
14 Seiten | Autor: Frank Adloff
Mit dem „Konvivialismus“ stellt Frank Adloff eine hauptsächlich von französischen Wissenschaftler*innen und Intellektuellen entworfene Denkhaltung vor, die auf die krisenhaften Herausforderungen des globalen Nordens reagiert und Lösungsansätze bietet. Der Konvivialismus stellt das gelingende Zusammenleben in den Mittelpunkt und bietet eine „Minimaldoktrin“ für dessen Ermögli-chung an. Das „Konvivialistische Manifest“ ist als Aufruf zu einer affirmativen Haltung gegenüber Post-wachstum zu verstehen, die der Konkurrenz und Abstiegsangst der Mittelschichten ein solidarisches Miteinander entgegenhält.
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Post-liberale politische Theorien als Grundlage des „neuen Konstitutionalismus“ in Lateinamerika
14 Seiten | Autor: Rainer Schmidt
Rainer Schmidt befasst sich in seinem Aufsatz mit post-liberalen politischen Theorien in Lateinamerika, die in einem Spannungsverhältnis zur westlichen liberalen Demokratie stehen und diese als Vorbild ablehnen. Demokratie soll hier als „contested concept“ verstanden werden, das sich konkret in jeder historischen Situation immer wieder neu bewähren und neu verhandelt werden muss. Anhand der Fälle Brasilien und Bolivien zieht Schmidt Schlussfolgerungen in Bezug auf neue Entwicklungsmöglichkeiten in Europa.
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