Migration

Transit, Einwanderung und Zirkulation

Geopolitische und sozioökonomische Faktoren der marokkanischen Migrationstransition

13 Seiten | Autor: Johana Berriane

Während die subsaharische Transitmigration in Marokko im Scheinwerferlicht der Medien und im Mittelpunkt der euromediterranen Verhandlungen steht, werden andere Migrationsströme aus Afrika und Europa in Richtung Marokko hingegen ignoriert. Diese Migrationen hängen mit sehr unterschiedlichen Prozessen zusammen und sind nicht nur eine Konsequenz des Scheiterns einer Transitmigration nach Europa. Der Artikel von Johara Berriane dient dazu, diese unterschiedlichen Facetten und Faktoren der Migration nach Marokko besser zu beleuchten. Gleichzeitig wird nach der Rolle der staatlichen Maßnahmen und anderen Prozessen gefragt, die direkt und indirekt diese Migration nach Marokko beeinflussen. Schließlich soll auch aufgezeigt werden, dass die Einwanderung von Europäer_innen und Afrikaner_innen nach Marokko nicht nur zu einer dauerhaften Sesshaftigkeit führt, sondern auch zur Verstärkung der Zirkulation beiträgt.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2017
Flüchtiges Europa
186 Seiten

Politische Gegen-Topographie internationaler Migration

8 Seiten | Autor: Sophia Hoffmann

Wie stellt sich die politische Landkarte aus der Perspektive derer dar, die versuchen, ohne gültige Einreisedokumente aus Asien und Afrika nach Europa zu gelangen? Und was lernen PolitikwissenschaftlerInnen aus einem solchen Perspektivwechsel? Das aus der politischen Geographie bekannte Konzept der Gegen-Topographie (engl. counter-topography) untersucht u.a. die Räume, die internationale Migrationsrouten strukturieren. Diese Räume, zu denen z.B. offizielle sowie grüne Grenzübergänge, Schmuggelrouten, Warte- und Transitzonen, Abschiebezellen oder Flüchtlingslager zählen, schärfen einerseits den Blick für die Instrumente, mit denen Staaten versuchen, der Unordnung, die durch Migration entsteht, entgegenzuwirken. Andererseits geben sie auch Auskunft über die Grenzen staatlicher Ordnung, und wie diese sich in der Interaktion mit Migration verändern. Unter Anwendung des Kontra-Topographie Konzepts stellt dieser Beitrag einige gegen-topographische Räume vor, die 2015 und 2016 auf der sogenannten Balkanroute entstanden.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2017
Flüchtiges Europa
186 Seiten

„Wir waren auch Flüchtlinge“

Erinnerungspolitische Interventionen in der Flüchtlingsdebatte

9 Seiten | Autor: Serhat Karakayali

Serhat Karakayali geht in diesem Aufsatz der Frage nach, welchen Einfluss die Geschichte der sogenannten Vertreibung während und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf die aktuelle Flüchtlingsdebatte hat. Die historische Fluchterfahrung könnte, so eine der Annahmen, über Mechanismen transgenerationaler Übertragung und Weitergabe heutige Bundesbürger in ihren Einstellungen gegenüber Flüchtlingen beeinflussen. Sind daher Menschen, die eine solche Erfahrung in ihrer Familiengeschichte haben, besonders sensibel gegenüber anderen Geflüchteten? Oder handelt es sich, dies ist die gleichsam entgegengesetzte Hypothese, um einen erinnerungspolitischen Akt des „cross-referencing“? Die Analyse beruht auf Umfragedaten unter Ehrenamtlichen, die sich für Flüchtlinge engagieren, sowie auf narrativen Interviews und Fokusgruppengesprächen mit Ehrenamtlichen und Initiativen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2017
Flüchtiges Europa
186 Seiten

Die unterschätzte Krise – Deutsche Flüchtlingspolitik 1992/93 und 2015/16

14 Seiten | Autor: Alfons Söllner

Alfons Söllner zeigt in einer vergleichenden Analyse der deutschen Asylpolitik der Jahre 1992/93 und 2015/2016, dass sich jenseits der ausgeprägten juristischen Fachdebatte über die nationale und internationale Ausgestaltung des Asyl- und Flüchtlingsrechts sowie einer interdisziplinären Forschung über Arbeitsmobilität und Migration bisher keine elaborierte politikwissenschaftliche Theorie von Flucht und Asyl entwickelt hat.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2017
Flüchtiges Europa
186 Seiten

Berliner Debatte Initial 4 | 2017

Flüchtiges Europa

ISBN 978-3-945878-55-2 | ISSN 0863-4564 | 186 Seiten

Abgesänge auf Europa sind schon länger in Mode. Die politischen, ökonomischen und ideellen Krisen, die vor allem die EU seit Jahren plagen, halten nicht wenige für überdeutliche Anzeichen eines unaufhaltsamen Auflösungs- und Zerfallsprozesses. Dass in Europa die Integrationskräfte nachlassen und die Fliehkräfte zunehmen, scheint kaum ein anderes Ereignis besser zu belegen als die Flüchtlingskrise, die im Sommer 2015 eskalierte. Diese Krise hat innerhalb der EU zu einem Dauerstreit um die Verteilung von Flüchtlingen geführt und dominiert nach wie vor die innenpolitischen Debatten in der Bundesrepublik Deutschland. Vielleicht ist das momentane Interregnum, in dem die Bundesregierung nur geschäftsführend amtiert und offen ist, wie die nächste Regierungskoalition aussieht, nicht der schlechteste Zeitpunkt, um vom Klein-Klein der Tagespolitik abzusehen und die Flüchtlingskrise des Jahres 2015 in größere Zusammenhänge einzuordnen. Der Themenschwerpunkt Flüchtiges Europa lädt genau hierzu ein: Die versammelten Beiträge erinnern daran, dass Flucht und Migration ein wesentlicher Bestandteil der europäischen Geschichte sind, und korrigieren damit die verbreitete Vorstellung, die Ereignisse des Jahres 2015 seien unvergleichlich. In den Texten wird zudem dafür argumentiert, die Flüchtlingskrise auch als Krise des europäischen Grenzregimes zu verstehen – eine Krise, die im Übrigen nicht erst 2015 begonnen hat und wie ein Fatum über Europa kam, sondern durchaus hausgemacht ist. Schließlich wird in dem Schwerpunkt eine Entwicklung problematisiert, die man als Kulturalisierung des Politischen bezeichnen kann. Gemeint ist die Ausblendung sozialer und sozio-ökonomischer Ungleichheit zugunsten der Überbetonung kultureller Differenzen im politischen Diskurs. Diese rhetorischen Verschiebungen und ihre sozialstrukturellen Folgen ins allgemeine Bewusstsein zu heben, kann auch die parteipolitische Diskussion beleben. Christoph Michael stellt in seiner Einleitung die einzelnen Beiträge des Thementeils vor und erklärt, warum die Figur des Flüchtlings die Krisen Europas symbolisiert und Europa sich auf einen post-humanitären Zustand zubewegt. Europa, so könnte man in Anspielung auf den Titel des Schwerpunkts sagen, ist also nicht nur flüchtig, weil es Geflüchtete beherbergt und Flucht, Vertreibung, Umsiedlung und Migration zu seiner Historie gehören. Flüchtig ist Europa auch insofern, als es Fehler im Umgang mit seinen Krisen macht, die auf Zeitdruck und die Unterwerfung unter vorgebliche Sachzwänge zurückgehen. Gerade im Angesicht der Flüchtlinge scheint sich Europa zu verflüchtigen, indem es sich aus der Verantwortung stiehlt, hinter seine normativen Grundsätze zurückfällt und juristische Mindeststandards unterbietet.

Inhalt

Griechenland, die Flüchtlinge und der neue Populismus in Europa

9 Seiten | Autor: Axel Rüdiger

Worin unterscheiden sich linker und rechter Populismus? Zur Beantwortung dieser Frage vergleicht der Artikel die linke Kritik an der europäischen Schulden- und Austeritätspolitik mit dem rechtspopulistischen Protest gegen die liberale Flüchtlingspolitik, wie sie 2015 von der bundesdeutschen Kanzlerin repräsentiert wurde. Aus der soziologischen Diagnose einer strukturell verschuldeten Gesellschaft verteidigt der Linkspopulismus die allgemeinen und egalitären Werte der demokratischen Ordnung, während der Rechtspopulismus soziale Ressentiments für die partikularen Interessen der Gläubiger mobilisiert. Gleichwohl vermag der Linkspopulismus nur dann eine effektive demokratische Alternative zu entfalten, wenn er sich dem politischen Problem des Klassenkampfes nicht verweigert.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2016
Leben mit der Krise
160 Seiten

Berliner Debatte Initial 3 | 2016

Leben mit der Krise

Herausgeber: Rainer Land | Andreas Klärner

ISBN 978-3-945878-10-1 | ISSN 0863-4564 | 160 Seiten

Der jährlich erscheinende „Bericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit“ stößt meist kaum auf öffentliche Resonanz. In diesem Jahr war das anders. In ungewohnt deutlichen Worten weist der aktuelle Bericht auf die Gefahr hin, die Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit für Ostdeutschland darstellen: Auf dem Spiel stehe der gesellschaftliche Frieden, aber auch die nach wie vor fragile ökonomische Entwicklung werde durch rechtsextreme Gewalt und fremdenfeindliche Übergriffe zunehmend bedroht.

Der Hass und die Wut, die in Angriffen auf Flüchtlinge zum Ausdruck kommen, geben ebenso zur Besorgnis Anlass wie der Aufstieg autoritär-populistischen Protests in Gestalt von AfD und Pegida. Gerd Irrlitz setzt in seinem Beitrag die Analyse autoritären Bewusstseins und autoritärer Politik fort und fragt nach Zusammenhängen zur ökonomischen und sozialen Krise der Gegenwart.

Von dieser Krise, die nach wie vor und in besonderer Weise Ostdeutschland betrifft, gehen auch die Beiträge des Themenschwerpunkts aus. Sie betrachten dabei nicht makroökonomische und sozialstrukturelle Entwicklungen, sondern nehmen eine mikrosoziologische Perspektive ein: Die Autor(inn)en richten den Blick auf Individuen und deren Lebenswelt. Sie stellen Menschen vor, die nicht nur wegen ihrer eingeschränkten Handlungsspielräume „im Dunkeln“ sind, sondern auch deshalb, weil sich fast niemand für ihr Schicksal interessiert. Für diese Ausgeschlossenen und Vergessenen ist Krise nicht Augenblickserfahrung oder Übergangsphänomen, sondern ein Dauerzustand, mit dem sie sich irgendwie arrangiert haben – allerdings nicht nur resignativ, verbittert oder hilflos, sondern durchaus auch schöpferisch und mit einem gewissen Gleichmut. In ihrer Einleitung legen Rainer Land und Andreas Klärner den konzeptionellen Rahmen des Themenschwerpunkts dar und erläutern, wie individuelle Lebenskonstruktion und soziale Lage im Zusammenhang erforscht werden können. Zugleich stellen sie die sieben Schwerpunktbeiträge und ihre Protagonisten vor, deren Geschichten ebenso berührend wie erhellend sind.

Die in Heft 1/2016 von Ulrich Busch angestoßene Debatte über Nutzen und Nachteil von Vollgeld-Konzepten führt Sandra Schmidt weiter. In ihrem Beitrag plädiert sie für ein neues Geldsystem und skizziert dessen Umrisse. An die Schwerpunkte zum Krieg ohne Heimatfront (Heft 2/2014) und zum Kampf gegen den Terror (Heft 1/2016) knüpft Ina Wiesner an, indem sie den Einsatz unbemannter Luftfahrzeuge, sogenannter Drohnen, unter soziologischen Gesichtspunkten untersucht.

Über die autoritäre politische Bewegung in Deutschland

Teil 1: Okzident und Orient

7 Seiten | Autor: Gerd Irrlitz

„Die Geschichte nimmt sich Zeit für ihre Schrecken wie die klassische Tragödie. Das Theaterstück freilich engt das Geschehen immer weiter ein und endet mit der absoluten Konzentration auf die tragische Figur. In der realen Geschichte dagegen steigert sich begonnenes Trauerspiel in immer weiteren Kreisen, und ergreift schließlich Täter und Opfer, die sich nur gemeinsam vom Fluch des Geschehens befreien können …“ – Gerd Irrlitz fragt in seinem zweitteiligen Aufsatz nach den Ursachen für die aggressive Ablehnung von Flüchtlingen und Einwanderern durch Pegida und AfD. Gegenüber deren verbreiteter Kennzeichnung als populistische Bewegungen macht Irrlitz auf die autoritäre Gefahr für die liberale Demokratie aufmerksam. Im ersten Teil reflektiert er dabei den Wandel in der Wahrnehmung des Morgenlandes – von einem anziehenden Ort der Wunder hin zu einer Quelle der Bedrohung.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2016
Die Lücke der Utopie
182 Seiten

Anschläge: Viele bleiche Mütter und Väter heben ihren Kopf

8 Seiten | Autor: Michael Daxner

Michael Daxner setzt sich in seinem Essay kritisch mit der grassierenden Angst vor terroristischen Anschlägen auseinander, die vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Migrationskrise auch politisch instrumentalisiert wird. Mit großem Nachdruck fragt er, was wir aufs Spiel setzen und unter Umständen aufgeben, wenn wir der Angst erliegen, und erinnert an das „Prinzip Hoffnung“.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2016
Wissen – Macht – Arbeit
154 Seiten

Neuer Vigilantismus in der Alten Welt

Bürgerwehren, Gewalt gegen Flüchtlinge und die Ambivalenz des rechten Terrors

13 Seiten | Autor: Matthias Quent

Die Frage nach den gegenwärtigen Entwicklungen im Rechtsextremismus ist ebenso aktuell wie dringlich. Das Deutungsbündnis zwischen mehrheitlich nicht gewalttätigen Rassisten, PEGIDA-Demonstranten und AfD-Anhängern auf der einen und den Gewalttätern auf der anderen Seite zeigt die Schwierigkeit, diese Erscheinungen analytisch differenziert zu fassen. Anhand von Beispielen der in diesem Kontext wachsenden Zahl von selbst ernannten „Bürgerwehren“ und von gewalttätigen Aktivitäten, die sich gegen Flüchtlinge richten, deren Täter aber in vielen Fällen nicht ohne Weiteres im Netzwerk der rechtsextremen Bewegung zu verorten sind, stellt Matthias Quent den Begriff des Vigilantismus vor und erläutert dessen analytisches Potential.

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