Populismus

Krisen der Realität

Zur Einleitung

3 Seiten | Autor: Karen van den Berg, Jan Söffner

Der Themenschwerpunkt versammelt Reflexionen und Ansätze zur Neusituierung des Realitätsbegriffs. Der Titel „Krisen der Realität“ mag dabei irritieren, denn, so könnte man fragen: Kann etwas so Unhintergehbares wie die Realität überhaupt in eine Krise geraten?

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2018
Krisen der Realität
162 Seiten

Berliner Debatte Initial 4 | 2018

Krisen der Realität

ISBN 978-3-945878-92-7 | ISSN 0863-4564 | 162 Seiten

Die Realität ist zum Zankapfel geworden. Die Streitereien darüber, was wirklich ist, werden heute nicht (oder nicht primär) in der Philosophie oder den Naturwissenschaften ausgetragen, sondern spielen sich auf verschiedenen öffentlichen Bühnen ab. Streitpunkt sind nicht Zweifel an der Existenz der Welt oder Fragen, die das Wesen der Wirklichkeit und deren Erkenntnis betreffen. In Zeiten „postfaktischer Politik“ ist der Streit zuallererst rhetorischer Natur. Die Realität ist ein Argument in aktuellen gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen, deren Kontrahenten sich gegenseitig Realitätsverlust, -verweigerung, -blindheit, -flucht, -verzerrung u.a.m. vorwerfen. Der jeweilige Gegner lebt demnach in einer Scheinwelt, gibt sich Illusionen hin, ist uneinsichtig, manipuliert oder lügt; man selbst hingegen hat den Durchblick, spricht Klartext und verfolgt nur lautere Zwecke. Die Realität, die man dabei in Anspruch nimmt, ist nicht eine Realität unter anderen, sondern die Realität im Singular – eine eindeutige, feststehende Sache. Die Suche nach Eindeutigkeit kann man als Reaktionen auf die Vertrauenskrisen verstehen, in die demokratische Politik, Massenmedien, Religion oder Wissenschaft geraten sind. Die acht Beiträge des Themenschwerpunkts Krisen der Realität gehen auf diese aktuellen Entwicklungen ein und zugleich über sie hinaus, indem sie sie in größere geistes- und kulturgeschichtliche Zusammenhänge einordnen. Aus unterschiedlichen fachwissenschaftlichen Perspektiven beleuchten die Autorinnen und Autoren Wendepunkte, an denen dominante Wirklichkeitsverständnisse hinterfragt und überwunden wurden. Sie problematisieren vereindeutigende und vereinfachende Sichtweisen auf das, was wir jeweils Realität nennen, und zeigen Al­ter­nativen hierzu auf. In ihrer Einleitung stellen Karen van den Berg und Jan Söffner die einzelnen Artikel vor und erläutern, wieso es an der Zeit ist, über Neufassungen des Realitätsbegriffs nachzudenken. Außerhalb des Schwerpunkts formuliert Loïc Wacquant vier Prinzipien, die man in der theoretischen wie empirischen Arbeit mit dem Werk Pierre Bourdieus beachten sollte, und weist auf die Gefahren hin, die ein leichtfertiger, unreflektierter Einsatz Bourdieuscher Begriffe in der sozialwissenschaftlichen Forschung mit sich bringen kann. Vor einem breiten theoriegeschichtlichen Hintergrund erörtert Athanasios Karafillidis zwei grundlegende Fragen relationaler Soziologie: Wie kann man Relationen erkennen? Und wie entstehen aus Relationen Identitäten? Die erste Frage beantwortet er mit einem operativen Kon­struktivismus, der die Realität nicht von ihrer Konstruktion trennt: „Es ist zwar nicht die, sondern nur eine Realität, aber sie ist echt, materiell und unausweichlich.“

Inhalt

Rückkehr der starken Männer?

Zum Singapur-Gipfel zwischen Donald Trump und Kim Jong-un

4 Seiten | Autor: Roland Benedikter

Das Treffen zwischen Donald Trump und Kim Jong-un in Singapur war ein mediales und symbolisches und weniger ein konkretes politisches Ereignis. Weniger die Inhalte als das Treffen an sich war wichtig, für beide Staatschefs! Für Kim als globale Anerkennung auf Augenhöhe, für Trump als Durchbruch in einer schwierigen Frage, bei der es sein Vorgänger Obama nie so weit brachte. Das eigentliche Gespräch zwischen beiden hat ja nur 38 Minuten gedauert, in denen man keine genaueren Inhalte aus- oder gar abarbeiten kann. Es war, das muss man zunächst feststellen, eine Gewinnsituation für beide Protagonisten – sowohl innen- als auch außenpolitisch. Es war ein Signalereignis für die Rückkehr der starken Männer, die erfolgreich sind und scheinbar „alles“ können, wenn sie es denn wollen. Die letzten Monate der bilateralen Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea waren ein Lehrstück des Populismus auf beiden Seiten. De facto halfen sich Kim und Trump gegenseitig. Die „drei großen P“ des Populismus – Provokation, Popularität, Personalisierung – waren mit Händen zu greifen. Das SingapurGipfeltreffen war der (bisherige) Höhepunkt dieser Politik.

Schlagworte: USA | Nordkorea | Kim Jong-un | Trump | Populismus

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Erschienen in
Welttrends 142 | 2018
Abschreckung
72 Seiten

Der doppelte Populismus

Konturen eines schwierigen Begriffs

12 Seiten | Autor: Robert Feustel, Peter Bescherer

Der Beitrag diskutiert den Begriff des „Populismus“ und dessen analytische Treffsicherheit. Anhand der Unterscheidung zwischen Politik und dem Politischen wird gezeigt, dass Populismus zunächst eine urdemokratische Geste gegen die zunehmende Entpolitisierung der Politik darstellt, die auf Öffnung formalisierter demokratischer Verfahren zielt. Im alltäglichen Sprachgebrauch meint Populismus hingegen meist eine „arche-politische“ Schließung des Feldes der Politik. Die Autoren werben für eine Schärfung des Populismusbegriffs, um reaktionäre und nationalistische Positionen und Programme nicht mit einem Impuls der Demokratisierung zu assoziieren, dem sie fernstehen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2018
Marx und der Anarchismus
170 Seiten

Die Rückkehr der LDP als dominante Partei

6 Seiten | Autor: Ralf Havertz

Die Liberaldemokratische Partei dominiert mit wenigen Unterbrechungen seit Jahrzehnten die japanische Politik. Trotz einiger Turbulenzen und Konkurrenz von rechts hat sie bei den Wahlen 2017 erneut ein klares Regierungsmandat bekommen. Ministerpräsident Abe kan damit versuchen, die pazifistische Verfassung zu ändern.

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Erschienen in
Welttrends 138 | 2018
Verunsichertes Japan
72 Seiten

Gespaltenes Land, Ende der etablierten Parteien?

Frankreichs politisches System „in Bewegung“

5 Seiten | Autor: Ronja Kempin

Die Wahl Emmanuel Macrons zum französischen Präsidenten wirbelt das politische System des Landes durcheinander. Dem neuen Machthaber im Élysée-Palast ist es bei den Wahlen um das höchste Staatsamt im Frühjahr 2017 ohne den Rückhalt und die Infrastruktur einer politischen Partei gelungen, sich gegen seine politischen Kontrahenten durchzusetzen. Sollte es seiner nunmehr „La République en Marche!“ genannten Bewegung gelingen, die im Juni 2017 anstehenden Parlamentswahlen zu gewinnen, könnte dies den französischen Parlamentarismus nachhaltig verändern.

Schlagworte: Europa | Frankreich | Parteien | Macron | Populismus

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Erschienen in
Welttrends 129 | 2017
Frankreich im Umbruch
72 Seiten

Das Jupiter-Modell

Wie Emmanuel Macron wurde, was er ist, und was er will

5 Seiten | Autor: Sabine Ruß-Sattar

„Die Präsidentschaftswahlen sind die Begegnung zwischen den Franzosen und einem Mann“ – so lautet die viel zitierte Formel von Charles de Gaulle, dem ersten Präsidenten der V. Republik. De Gaulle und Mitterrand sind die Vorbilder, auf die sich der 39 Jahre junge Macron, „eigentlich für das Amt zu jung“ (François Bayrou, Bündnispartner Macrons), in seiner Auffassung von der Rolle des Präsidenten bezieht.

Schlagworte: Europa | Frankreich | Parteien | Macron | Populismus

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Erschienen in
Welttrends 129 | 2017
Frankreich im Umbruch
72 Seiten

WeltTrends - Das außenpolitische Journal 129 | 2017

Frankreich im Umbruch

Herausgeber: Yann Wernert

ISBN 978-3-945878-63-7 | ISSN 0944-8101 | 72 Seiten

Frankreich hat gewählt, und das Land steht Kopf. Der neue politische Kurs ist noch unklar, aber ein „weiter so“ ist ausgeschlossen. Das Thema gibt einen Überblick über die Herausforderungen, die den wichtigsten Partner Deutschlands in Europa erwarten – und die Chancen, die sich bieten. Dabei geht es sowohl um die außenpolitische, als auch die wirtschaftliche Hinterlassenschaft des scheidenden Präsidenten Hollande. Wie steht es um Frankreich, was will und kann Macron in diesem Kontext bewirken? Ebenso wird die umgewälzte Parteienstruktur untersucht, die der Fünften Republik den ersten Präsidenten jenseits von Konservativen und Sozialisten beschert hat.

Schlagworte: Europa | Frankreich | Wahlen | Macron | Populismus

Inhalt

Verständigung in weiter Ferne?

Das zionistische Israel und die Palästinafrage

5 Seiten | Autor: Tamar Amar-Dahl

Die globale Welle des Populismus scheint im Sinne des zionistischen Israel zu sein. Die Palästinafrage will das politische Israel als historisiert verstanden wissen. Doch die Frage des Territoriums Israels bzw. Palästinas bleibt eine politische für beide Völker im Heiligen Land. Mittlerweile hat sich die Gewalt verstärkt und eine Lösung scheint in weite Ferne gerückt zu sein. Worauf kommt es jetzt an?

Schlagworte: Israel | Palästina | Zionismus | Populismus

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Erschienen in
Welttrends 126 | 2017
Israel versus Palästina
72 Seiten

Das autoritäre Bewusstsein und der autoritäre politische Flügel in der finanzmonopolistischen Industriegesellschaft

Teil 2

18 Seiten | Autor: Gerd Irrlitz

„In mehreren europäischen Staaten hatten sich seit den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts autoritäre Bewegungen mit einander analogen politischen und sozialen Programmen gebildet. Sie haben sich inzwischen zu politischen Parteien stabilisiert, die in die Parlamente eingerückt sind. Eine Periode der Koalitionen der traditionellen konservativen und sozialdemokratischen Parteien mit ihnen, später oder früher, steht bevor. Die autoritären Parteien und Organisationen repräsentieren markante Veränderungen im Bild des europäischen Nachkriegskapitalismus.“ Gerd Irrlitz fragt in seinem zweitteiligen Aufsatz nach den Ursachen für die aggressive Ablehnung von Flüchtlingen und Einwanderern durch Pegida und AfD. Gegenüber deren verbreiteter Kennzeichnung als „populistisch“ macht Irrlitz auf die autoritäre Gefahr für die liberale Demokratie aufmerksam. Im zweiten Teil analysiert er Voraussetzungen und Kennzeichen autoritärer Bewegungen und Parteien, wobei er insbesondere auf die ökonomische und soziale Krise der Gegenwart reflektiert.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2016
Leben mit der Krise
160 Seiten