Berliner Debatte Initial

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Berliner Debatte
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Journal

Verordnetes Vergessen

Eine Polemik

11 Seiten | Autor: Yana Milev

Der Umbau erinnerungskultureller Paradigmen in Ostdeutschland seit 1989/90 war für viele DDR-Sozialisierte mit einer wissenssoziologischen Schocktherapie verbunden, da bisher gültige Geschichtsbilder und Geschichtsdeutungen sowie damit im Zusammenhang stehende Erinnerungsgemeinschaften und kollektive Identitäten systematisch aufgelöst wurden. In polemischer Absicht formuliert Yana Milev die provokante These, dass es nach 1990 in Ostdeutschland ein „verordnetes Vergessen“ gegeben habe, das vor allem darin bestehe, die Leistungen der Roten Armee und der Sowjetunion bei der Befreiung Deutschlands von der nationalsozialistischen Diktatur kleinzureden und zu verdrängen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Die Farben einer Parallelen Welt. Auszug

Mit einer Einführung von Christian Ganzer

8 Seiten | Autor: Mikola Dziadok

2010 wurde der belarusische Anarchist, Journalist und Blogger Mikola Dziadok zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt, die zwischendurch noch verlängert wurde. Insgesamt saß er fünf Jahre in vier Gefängnissen und drei Strafkolonien ein. Während der Haft schrieb Dziadok Essays über das Innenleben der Gefängnisse in Belarus. Nach seiner Entlassung veröffentlichte er die Aufzeichnungen 2017 unter dem Titel „Die Farben einer parallelen Welt“. Dziadok dokumentiert in ihnen sein eigenes Schicksal, nüchtern und differenziert. In sieben Essays beschreibt und analysiert er den Gefängnisalltag und wesentliche Elemente des belarusischen Strafvollzugssystems. Diese Essays werden ergänzt durch weitere Reflexionen über das Gefängnisleben und Funktionsweisen eines autoritären Staatsapparats im 21. Jahrhundert. Aus der deutschen Übersetzung, die derzeit im Rahmen des Projekts „Stimmen aus Belarus“ erarbeitet wird, veröffentlichen wir vorab das erste Kapitel „SCHISO – Der Strafisolator“.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Umkämpft: Das zeitgenössische belarusische Literaturfeld aus institutioneller Perspektive

14 Seiten | Autor: Kristina Kromm

Kristina Kromm zeigt in diesem feldtheoretisch geleiteten Artikel, dass institutionelle Gegebenheiten im heutigen belarusischen Literaturfeld als Manifestationen eines Ringens um literarische Legitimität zu begreifen sind, in dem politisch-ideologische Faktoren mit literarischen Auffassungen verzahnt sind. Die Autorin geht auf Besonderheiten der heutigen institutionellen Struktur des belarusischen Literaturfeldes ein, die sie auf grundlegende kulturelle, politische und ideologische Veränderungen und Entwicklungen seit Ende der 1980er Jahre zurückführt. Angesichts des nach den Massenprotesten 2020 gestiegenen Interesses an belarusischer Literatur im deutschsprachigen Raum spricht sie auch die Frage an, wie ausländische Rezeptionsprozesse auf Positionierungen belarusischer Schriftsteller und auf Prozesse im belarusischen Literaturfeld zurückwirken.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Die belarusische Nationalliteratur im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts

13 Seiten | Autor: Gun-Britt Kohler

Anders als andere „kleinere“ Literaturen fremddominierter Sprachen und Völker Europas erfolgt die konzertierte Konstruktion der belarusischen Nationalliteratur erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Zuge der belarusischen Wiedergeburts- bzw. Nationalbewegung. Dieser Konstruktionsprozess gerät mit der Gründung der Belarusischen Sozialistischen Sowjetrepublik zu Beginn der 1920er Jahre unabgeschlossen in starke Bedrängnis. Er stößt in ein System, das die belarusische Sprache, Kultur und Literatur zwar intensiv fördert, das nationale Literaturmodell aber gleichzeitig als prinzipiell konterrevolutionär ablehnt und Literatur als zentrales Instrument im Aufbau der sozialistischen Gesellschaft verstanden wissen will. Der Beitrag untersucht die Rolle, die literarische Institutionen in diesem komplexen Konstruktions- und Destruktionsprozess der belarusischen Literatur spielen, und die Strategien, die auf institutioneller Ebene dabei zur Anwendung kommen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Die "heldenhafte Verteidigung der Brester Festung"

Ein Geschichtsnarrativ aus Legenden und Lügen

12 Seiten | Autor: Christian Ganzer

Christian Ganzer thematisiert in diesem Artikel ein herausragendes Beispiel der belarusischen Erinnerungskultur an den Zweiten Weltkrieg: das Narrativ der heldenhaften Verteidigung der Brester Festung. Basierend auf umfangreichen Archivrecherchen zeigt er, dass diese Geschichtserzählung und die entsprechende Gestaltung des Gedenkortes und Museums zur Verteidigung der Brester Festung auf Legenden und Lügen basieren und von den Machthabern bis heute politisch instrumentalisiert werden.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Freiheit, Schmerz und Hoffnung

Positionen belarusischer Fotojournalistinnen

Nach den gefälschten Präsidentschaftswahlen in Belarus vom 9. August 2020 und der gewaltsamen Niederschlagung der ersten Proteste gingen Hunderttausende Menschen im ganzen Land auf die Straße, um für ein Ende der Gewalt und faire Neuwahlen zu protestieren. Die seit Jahrzehnten größte Demokratiebewegung Europas beeindruckte mit ihren friedlichen Protestaktionen und ließ in der Gesellschaft ein Gefühl von Zusammengehörigkeit und Solidarität entstehen. Frauen und Fotojournalistinnen haben in der Protestbewegung eine wichtige Stellung eingenommen: Gewaltlos, einfühlsam und beharrlich haben sie die Proteste begleitet und dokumentiert. Im Frühjahr 2020 präsentierte eine Ausstellung an Gethsemanekirche in Berlin Prenzlauer Berg unter dem Titel „Freiheit, Schmerz und Hoffnung“ Fotos von zehn Fotojournalistinnen aus Belarus. Ihre Arbeiten erzählen davon, was es bedeutet, in diesen schweren Zeiten faire Bildberichterstattung über die Entwicklungen im Land zu machen. Die Ausstellung wurde organisiert von KLEISTER, einem fotografischen Projekt (kleisternow.de) und entstand in Zusammenarbeit von Franca Wohlt, Ina Rumiantseva (Belarusische Gemeinschaft RAZAM e.V.) und der Gethsemanekirche. „Berliner Debatte Initial“ präsentiert aus der Ausstellung eine Auswahl von Fotos und Texte von fünf der Fotojournalistinnen.

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Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Bekannter, unbekannter Nachbar

Belarus aus polnischer Sicht

5 Seiten | Autor: Agata Czarnecka

Wie werden die Entwicklungen in Belarus in den Nachbarländern gesehen? Aus polnischer Sicht, so Agata Czarnecka, sei Belarus gleichermaßen nah und fern, vertraut und fremd. Neben historischen Verbindungslinien betont die Autorin die Rolle der Frauen in der aktuellen Protestlandschaft Mittel- und Osteuropas: In Polen demonstrierten sie machtvoll gegen das restriktive Abtreibungsgesetz der nationalkonservativen Regierung, in Belarus hat die friedliche Protestbewegung „ein weibliches Gesicht“ (Olga Shparaga).

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Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Der Zweite Weltkrieg und die aktuellen Deutungen der Gewalt in Belarus

4 Seiten | Autor: Aliaksandr Dalhouski

Auffällig in den gegenwärtigen Machtkämpfen in Belarus ist, dass die politischen Gegner einander als „Faschisten“ verunglimpfen. Aliaksandr Dalhouski sucht in seinem Beitrag nach Erklärungen dafür, warum in der aktuellen politischen Krise der Zweite Weltkrieg visuell und semantisch so präsent ist. Ein Grund sei die offizielle belarusische Erinnerungskultur mit ihrem Narrativ des belarusischen Helden- und Opfervolkes – ein Konstrukt, das den Zusammenbruch der Sowjetunion überdauert habe und national aufgeladen wurde. Anschließend zeichnet Dalhouski ein persönliches Bild der gegenwärtigen Lage, in der die Instrumentalisierung der Geschichte die gesellschaftlichen Gräben vertieft.

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Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Proteste in Belarus – sozioökonomische Hintergründe und linke Politik

5 Seiten | Autor: Andrius Bielskis

Andrius Bielskis analysiert in diesem Artikel die Gründe der gegenwärtigen Proteste in Belarus aus historisch-materialistischer Perspektive. Er betont, dass die Proteste in Belarus längerfristige, vor allem sozioökonomische Ursachen haben, und geht auf Schwerpunkte der politischen Ökonomie der heutigen belarusischen Gesellschaft ein. Bielskis weist hin auf das Bündnis zwischen Bourgeoisie und Bürokratie, das dem Lukaschenko-Regime lange Zeit die Treue gehalten habe. Doch mittlerweile setze sich das aufstrebende Bürgertum vom Regime ab und strebe selbst nach Macht.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Ursachen der Mobilisierung in Belarus 2020

5 Seiten | Autor: Andreij Vardomatskij

Andrej Vardomatskij geht in seinem Beitrag auf verschiedene Ursachen ein, die zu der „sozialen Explosion“ nach den Präsidentschaftswahlen in Belarus 2020 geführt haben. Kurzfristig seien etwa die Unzufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Regierung während der Corona-Pandemie sowie das Misstrauen gegenüber der offiziellen Informationspolitik ausschlaggebend. Langfristig betrachtet seien soziale, ökonomische und demographische Faktoren entscheidend. Vardomatskij schließt auf Basis empirischer Befunde, die belarusische Gesellschaft habe sich durch die Ereignisse des Jahres 2020 derart verändert, dass eine Rückkehr zum Status quo ante auszuschließen sei.

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Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten