Berliner Debatte Initial

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Berliner Debatte
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Journal

Dem Wunschtraum entgegen

Kosmosbegeisterung in der Sowjetunion

15 Seiten | Autor: Matthias Schwartz

Kosmosbegeisterung hatte in der Sowjetunion in der Tauwetterzeit unter Nikita Chruschtschow eine zentrale Ventilfunktion für die Gesellschaft, sowohl kommunistische Visionen für die nahe Zukunft zu formulieren als auch fantastische und utopische Wunschträume von anderen Lebens- und Gesellschaftsformen zu artikulieren. Matthias Schwartz rekonstruiert in diesem Essay die kulturpolitischen und publizistischen Debatten der 1950er und 1960er Jahre vor allem anhand von populärwissenschaftlichen Zeitschriften, die in jener Zeit zu einem wichtigen Medium der Beschäftigung mit dem Weltall und der Raumfahrt wurden. Dabei spielten Erörterungen und Spekulationen über interplanetare Kontakte, vernunftbegabte Wesen aus dem All oder außerirdische Zivilisationen eine wesentliche Rolle, um auch über den Zustand der eigenen Gesellschaft zu reflektieren. Insbesondere die sowjetische Science-Fiction, die Wissenschaftliche Fantastik, entwickelte sich in dieser Periode zu einer beliebten Literaturgattung, in der auch sozialkritische, philosophische und moralische Fragen und Probleme teils in allegorischer und verschlüsselter Form dargestellt werden konnten, die ansonsten verschwiegen und marginalisiert wurden. Der Essay geht solchen ambivalenten Wunsch- und Angstträumen anhand von exemplarischen Lektüren näher nach und zeigt deren Nachleben bis die Gegenwart des postsowjetischen Russlands auf.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2021
Weltall Erde Mensch
156 Seiten

„Solaris“: Eine Deutung aus translatorischer Perspektive

14 Seiten | Autor: Annett Jubara

„Solaris“ (1972) von Andrei Tarkowski sollte die sowjetische Antwort auf Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltall“ (1968) werden: ein unterhaltsamer wissenschaftlich-fantastischer und nationaler Prestige-Film, mit dem sich die sowjetische Nation als „kosmonautische“ positioniert und der amerikanischen „astronautischen“ als ebenbürtig gegenübertritt. Es mag Ironie des Schicksals sein, dass dieser als Prestige-Projekt geplante Film bei seiner Fertigstellung die Signatur des Autorenfilms trug und weder auf unkomplizierte Weise unterhaltsam war noch eine naive propagandistische Wirkung entfaltete. Vielmehr präsentiert er einen filmischen Diskurs, der kulturphilosophische und -kritische Elemente enthält. Er bezieht sich auf die Romannovelle „Solaris“ von Stanislaw Lem, die den Drehbuchautoren Andrei Tarkowski und Friedrich Gorenstein als Vorlage diente. In den Prozess der Entstehung des Films im weitesten Sinne waren somit die Werke zweier Autoren involviert – des Romanautors und des Filmautors. Doch nicht deren Kunstwille bildet hier den Zugang zu dem künstlerischen Dialog beider Werke. Vielmehr betrachtet Annett Jubara Tarkowskis Film als Übersetzung des Romans. Mit „Übersetzung“ meint sie die intersemiotische Übersetzung (nach Roman Jakobson) des Textes der wissenschaftlich-fantastischen Erzählung in den Film als Text. Der inhaltliche Hauptakzent bei diesem translatorischen Deutungsversuch liegt auf den kulturkritischen Elementen beider erzählerischer Diskurse; vor allem auf ihrer Stellungnahme zum wissenschaftlich-technischen Fortschritt, die sich in ihrer Haltung zum damals aktuellen „Aufbruch in den Kosmos“ konkretisiert.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2021
Weltall Erde Mensch
156 Seiten

Zukunftsmusik?

„Star Trek“, „Raumpatrouille“, „Doctor Who“ und der Soundtrack zum Wettlauf ins All

15 Seiten | Autor: Guido Heldt

Die 1960er Jahre waren nicht nur das Jahrzehnt des Wettlaufs ins All zwischen der UdSSR und den USA, sondern auch das Jahrzehnt, in dem – nach zögernden Anfängen im Vorjahrzehnt – das Fernsehen den Weltraum für sich entdeckte und in dem einige der bekanntesten Science-Fiction-Fernsehserien ihren Anfang nahmen. Guido Heldt nähert sich diesem televisionären Durchstarten über ein peripheres Element, das jedoch für unsere Erinnerung der Serien erstaunlich wichtig ist: ihre Musik, und insbesondere ihre Titelmusiken. Anhand von „Star Trek“ (USA 1966), „Raumpatrouille. Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffs Orion“ (BRD 1966) und „Doctor Who“ (Großbritannien 1963) untersucht der Autor, wie sich die Musiken zwischen traditionellen musikalischen Elementen, der (populären) Musik der Zeit und der Idee einer unerhörten Zukunft positionieren, mit dem Ergebnis, dass, in wechselnden Anteilen und Formen, musikalische Zeitgenossenschaft im Vordergrund steht und damit die Zeitgenossenschaft der drei Serien zum Wettlauf ins All betont wird. Der zweite untersuchte Aspekt ist, wie sich die drei Titelmusiken zu ihren jeweiligen Serien verhalten und wie es ihnen gelingt, trotz Kürze und Sparsamkeit zentrale Aspekte der Serien erstaunlich präzise zu treffen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2021
Weltall Erde Mensch
156 Seiten

Berliner Debatte Initial 4 | 2021

Weltall Erde Mensch

Kosmosutopien im 20. und 21. Jahrhundert
Herausgeber: Thomas Müller

ISBN 978-3-947802-74-6 | ISSN 0863-4564 | 156 Seiten

„Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein“, heißt es am Anfang von „Raumpatrouille“, der westdeutschen Science-Fiction-Serie aus dem Jahr 1966. Für die Zukunftsvisionen einer Menschheit, die ins Weltall fliegt, außerirdische Lebensformen sucht und andere Planeten besiedelt, hat sich in Literatur, Film und bildender Kunst das Genre der Science-Fiction etabliert. Kosmosutopien, Fantasien vom Aufbruch ins Weltall, vom Leben an einem ganz anderen Ort, fernab von der Erde, sind zugleich Inspirationsquellen für Wissenschaft, Philosophie, Politik oder Wirtschaft – als Spekulationen, Gedankenexperimente, Heuristiken etc. Der Themenschwerpunkt „Weltall Erde Mensch“ spiegelt astrofuturistische Träume und Sehnsüchte des 20. und 21. Jahrhunderts wider und gibt Auskunft über ihre Geschichte. Natürlich gilt auch für Kosmosutopien der Gemeinplatz, den Stanisław Lem in seiner „Summa technologiae“ zitiert: „Nichts ist so schnell veraltet wie die Zukunft.“

Außerhalb des Schwerpunkts erfahren Sie mehr darüber, wieso der deutsche Punkrock seit den 1990er Jahren ein Imageproblem hat, weshalb der sowjetische Schriftsteller Andrej Platonow mit seinem Romanfragment „Der makedonische Offizier“ große Literatur schuf und warum wir Schlagworte wie „DDR-Philosophie“ nicht leichtfertig gebrauchen sollten.

Hier finden Sie eine Leseprobe dieser Ausgabe: Leseprobe Weltall Erde Mensch

Inhalt

Besprechungen und Rezensionen 3/2021

(1) Walter Otto Ötsch, Theresa Steffestun (Hg.): Wissen und Nichtwissen der ökonomisierten Gesellschaft. Rezensiert von Ulrich Busch; (2) Alfred Eisfeld u. a. (Hg.): Der „Große Terror“ in der Ukraine. Die „Deutsche Operation“ 1937–1938. Rezensiert von Wladislaw Hedeler; (3) Stefano Zangrando: Kleiner Bruder. Leben, Lieben, und Werke des Peter B. Rezensiert von Thomas Möbius; (4) Jens Nordalm: Der schöne Deutsche. Das Leben des Gottfried von Cramm. Rezensiert von Hans Joachim Teichler

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2021
digital arbeiten
166 Seiten

Ascher gegen Fichte

Zu Peter Hacks’ Ascher-Rezeption

13 Seiten | Autor: Jakob Ole Lenz

Kaum ein Philosoph wurde in der frühnationalistischen Mobilisierung gegen die napoleonische Herrschaft so sehr angefeindet wie der jüdische Spätaufklärer Saul Ascher (1767-1822). So war es Ascher, der 1815 den Begriff der „Germanomanie“ prägte, um mit ihm die unheilvolle Gleichsetzung von Christentum und Deutschheit zu kritisieren. Peter Hacks griff Aschers Angriff auf die „germanomanen“ Romantiker in seinem 1991 erschienenen Essay „Ascher gegen Jahn“ auf und brachte Ascher als zeitgenössischen Kritiker der frühvölkischen Exklusionsversuche der politischen Romantik gegen den „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn in Stellung. Jakob Ole Lenz geht in diesem Artikel auf Aschers Leben und Wirken ein und schlägt vor, Jahns ideologischen Wegbereiter Johann Gottlieb Fichte in den Fokus der Kritik zu setzen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2021
digital arbeiten
166 Seiten

Thomas Brasch – zwei Jahrzehnte nach seinem Tod gelesen

15 Seiten | Autor: Birgit Dahlke

Das gattungsübergreifende Gesamtwerk des 1945 im englischen Exil geborenen Dichters und Dramatikers, Nachdichters und Filmemachers Thomas Brasch scheint dazu zu verführen, es biographisch zu deuten. Der Titel seines spektakulären Debüts „Vor den Vätern sterben die Söhne“ (1977) veranlasste durchaus nicht nur westdeutsche Interviewer, in der betont artifiziellen Prosa eine kritische Abrechnung des 1968 nach einer Flugblatt-Aktion gegen den Einmarsch in Prag verhafteten Autors mit dem Funktionärsvater Horst Brasch zu suchen. So vehement sich Brasch lebenslang gegen politische Vereinnahmungen von jeder Seite wehrte, DDR-Herkunft und das literaturgeschichtlich tradierte Vater-Sohn-Label wurden zu dominierenden Größen seiner Kanonisierung. Das berechtigte Interesse an der konflikthaltigen Geschichte einer Familie als Zeitgeschichte, wie es zuletzt im Dokumentarfilm „Familie Brasch. Eine deutsche Geschichte“ (2018) von Annekatrin Hendel zum Ausdruck kam, verstellt eher den Blick auf die Komplexität der poetisch-filmischen Produktion Thomas Braschs. Über den Erkenntniswert des von der Filmemacherin inszenierten Familiengemäldes lässt sich streiten. Ästhetisch wird jedenfalls nicht begründet, warum sie gerade ihn ins Zentrum ihrer Bild-Konstruktion der „Buddenbrooks des Ostens“ setzt. Zum zwanzigsten Todestag im November 2021 ist der Kinostart eines Spielfilms über Thomas Brasch von Andreas Kleinert mit dem Titel „Lieber Thomas“ angekündigt. Auch Kleinert sieht, wie es in der Filmbeschreibung heißt, das „Leben von Thomas Brasch […] eng mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts verknüpft“.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2021
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166 Seiten

Industriearbeit im Zeitalter der Computerisierung

CNC-Maschinen im Maschinenbau

11 Seiten | Autor: Karsten Uhl

Karsten Uhl erinnert in diesem Artikel an die alte Hoffnung, Automatisierung und Computerisierung würden die industrielle Arbeit humanisieren, und an die ebenso alte Furcht, Automaten und Computer würden den Menschen ersetzen und Arbeitsplätze vernichten. Am Beispiel des Einsatzes computergesteuerter Maschinen, die komplexe Werkstücke schnell und präzise bearbeiten, prüft Uhl drei verbreitete Einwände gegen die Computerisierung und verdeutlicht, dass Erfahrung und Gefühl der Facharbeiter:innen maßgeblich dazu beitragen, dass Automatisierungsprozesse gelingen und akzeptiert werden.

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Berliner Debatte 3 | 2021
digital arbeiten
166 Seiten

Lebenswelt Küchentisch

Vom Arbeiten in Zeiten des Homeoffice

11 Seiten | Autor: Nora Stampfl

Mit der Corona-Pandemie erleben wir ein großflächiges Experiment des massenhaften Rückzugs in das Homeoffice, um unter Rahmenbedingungen sozialer Distanzierung zu arbeiten. Urplötzlich, so Nora Stampfl, schnurrt die Arbeitswelt auf den Horizont des Küchentisches zusammen. Austausch ereignet sich mediatisiert, die sinnlich-körperliche Dimension der Beziehung von Subjekt und Welt wird irrelevant. Diese wechselseitige Bedingungsrelation ausblendend, wird gemeinhin davon abgesehen, dass unser Erleben der dinglichen Büroumwelt Einfluss auf unser Selbst und unser Handeln im Arbeitsalltag hat. In den Dingen sedimentieren gesellschaftlich-kulturelle Normen, der Büroarbeitsplatz ist von unternehmenskulturellen Setzungen geprägt. Über das bloße „Funktionieren“ dieser Arbeitsform hinaus stellt sich daher die Frage nach den Implikationen eines Austausches von Realität in leiblicher Präsenz gegen Virtualität in medialer Präsenz.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2021
digital arbeiten
166 Seiten

Companion Technology und Convenience – Konzepte jenseits von Entfremdung und Emanzipation

13 Seiten | Autor: Susanne Draheim, Stefan Meißner

Es ist längst ein Gemeinplatz, dass datenhungrige Apps unsere ständigen Begleiter sind, die wir nicht zuletzt deshalb bereitwillig füttern, weil sie uns Annehmlichkeiten versprechen. Unser lebensweltlicher Umgang mit digitalen Anwendungen und Endgeräten wird, so die These von Susanne Draheim und Stefan Meißner, nicht vor der Arbeitswelt haltmachen. Vielmehr werden die Grenzen zwischen Freizeit und Arbeit immer weiter verwischt. „Companion Technology“ und „Convenience“ seien zwei Konzepte, mit denen sich diese Entwicklungen analysieren lassen, ohne das Loblied der Emanzipation oder den Klagegesang der Entfremdung anzustimmen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2021
digital arbeiten
166 Seiten