Berliner Debatte Initial
Besprechungen und Rezensionen 4/2021
3 Seiten | Autor: Ulrich Busch
Herfried Münkler: Marx, Wagner, Nietzsche. Welt im Umbruch. Rezensiert von Ulrich Busch
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Welche Methoden braucht Philosophiegeschichte?
9 Seiten | Autor: Martin Küpper
Martin Küpper knüpft mit diesem Text an seinen Artikel zur Philosophie in der DDR an (Initial 1/2021) und antwortet auf eine Entgegnung von Hans-Christoph Rauh (Initial 2/2021). Gegen Rauhs Kritik macht Küpper geltend, dass insbesondere ein Blick auf einzelne Bereiche wie die Ästhetik in der DDR zeigt, dass mitunter eine sehr differenzierte Entwicklung der Philosophie vorherrschte und auch belegt werden kann. Um diese Feingliedrigkeit wahrzunehmen und weiteren Untersuchungen zuzuführen, bedarf es des Abbaus von Rezeptionsbarrieren, wie sie ein schlagwortartiger Gebrauch von Begriffen wie „DDR-Philosophie“ mit sich bringt.
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Andrej Platonows ätherische Waffe
14 Seiten | Autor: Michael Leetz
Andrej Platonows Fragment gebliebener Roman „Der makedonische Offizier“ (1932–1936) ist eine der frühesten und schärfsten literarischen Reaktionen auf den Stalinismus. Die Handlung des Romans, die sich während des Feldzuges von Alexander dem Großen zuträgt, stellt in verschlüsselter Form die unmittelbare Gegenwart des Schriftstellers dar – die Sowjetunion der ersten Hälfte der 1930er Jahre bis zum Beginn des Großen Terrors. Doch zugleich wohnt dem Text eine zukünftige Dimension inne: Platonow warnt vor einer globalen Katastrophe, die droht, wenn es dem Menschen nicht gelingt, sein Bewusstsein zu ändern und in ein vollkommen neues Verhältnis zur Natur zu treten. Nun ist „Der makedonische Offizier“ im Suhrkamp Verlag erstmals auf Deutsch erschienen. Michael Leetz, der Übersetzer des Fragments, unternimmt den Versuch einer Entschlüsselung dieses hochpoetischen und vielschichtigen Textes. Besondere Aufmerksamkeit widmet er der Gegenüberstellung von Sonne und Mond, die als Leitmotiv auf geheimnisvolle Weise das ganze Werk durchzieht. Bei der Lüftung des Rätsels kommt den naturwissenschaftlichen Auffassungen Platonows, die sich im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Ingenieur herausgebildet haben, eine zentrale Bedeutung zu.
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„Der Punkrock von heute hat ein Imageproblem“
10 Seiten | Autor: Wolfgang Johann
Subkulturen lassen sich über Texte untersuchen, die konstitutiv und identitätsstiftend wirken wollen. Liedtexte, verstanden als Gebrauchstexte und als eine Sonderform des Gedichts, ermöglichen dabei indirekt die Beobachtung der Gesellschaft, welche in den jeweiligen Textlogiken entfaltet wird. Die (Jugend-)Subkultur des Punk beansprucht für sich oftmals einen Kontrapunkt zur gesellschaftlichen Realität einzunehmen, der vor allem habituell und mit kulturellen Codes von Widerstand und Subversion zum Ausdruck gebracht wird. Dass der Weltinterpretation, welche die Textlogiken entwerfen, ein nonkonformer Konformismus zugrunde liegt, welcher sich argumentativ und strukturell aus der kritisierten Gesellschaft speist, von der man sich absetzen möchte, legt Wolfgang Johann in diesem Artikel ausgehend von Theodor W. Adornos Ausführungen zur Kulturindustrie und den aktuellen literatursoziologischen Ansätzen von Didier Eribon dar.
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Die Suche nach (intelligentem) Leben im All
13 Seiten | Autor: Martin Malek
Gibt es jenseits der Erde intelligentes Leben? Gegenstand dieses Artikels ist die seit sechs Jahrzehnten andauernde systematische Suche nach Leben außerhalb jenes Sonnensystems, dem die Erde als dritter Planet angehört. Die bisherigen Initiativen, unter denen Search for Extraterrestrial Intelligence (SETI) die bekannteste ist, haben keine greifbaren Resultate erbracht, obwohl aufgrund des Alters des Universums und der gewaltigen Anzahl von Himmelskörpern nur in unserer Milchstraße Leben auch außerhalb der Erde verbreitet sein könnte. Hier nun setzt das sogenannte Fermi-Paradoxon an, das verschiedene Erklärungen anbietet. Verschiedene weltbekannte und unzweifelhaft seriöse Astronomen, Astrophysiker und Kosmologen zeigen sich überzeugt, dass außerirdische Intelligenzen existieren. Der Astrophysiker Avi Loeb empfiehlt, gezielt nach ihren Hinterlassenschaften zu suchen. Er vermutet nach einer Analyse des Verhaltens des 2017 in das Sonnensystem eingedrungenen Objekts ʻOumuamua, dass es von intelligenten Wesen auf den Weg gebracht wurde. Immer wieder scheint sich die Frage zu stellen, ob extraterrestrische Intelligenzen die Erde schon erreicht haben könnten; einem ihrer Teilaspekte geht ein aktueller US-Bericht über sogenannte Unidentified Aerial Phenomena (UAP) nach. Im Rekurs auf wissenschaftliche Befunde und Überlegungen aus der Science-Fiction-Literatur schneidet Martin Malek schließlich auch die Frage an, was sich in der Vorstellungswelt der Menschen ändern könnte, wenn sich die Existenz außerirdischer Intelligenzen tatsächlich nachweisen – oder sogar ein Kontakt mit ihnen ermöglichen – ließe.
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Posthumanes Leben im Kosmos und auf einer anderen Erde
13 Seiten | Autor: Justus Pötzsch
Angesichts der sich abzeichnenden Klimakatastrophe, des Artensterbens und anderer drängender, aber ungelöster Menschheitsprobleme plädiert Justus Pötzsch für einen radikalen Sinneswandel. Statt auf ihrer Sonderstellung zu beharren, sei es für die Menschheit an der Zeit, in eine posthumane Zukunft aufzubrechen. Jenseits des bedrohten blauen Planeten könnte es ungeahnte Lebensräume, Lebensweisen und vielleicht sogar Lebewesen geben, die die Annahme einer Singularität oder gar Superiorität von Erde, Mensch und anthropogener Intelligenz eine alternative Realität gegenüberstellen. Posthumanes Leben meine dabei einerseits vitales Dasein abseits der biologisch kontingenten Kategorie Mensch (bzw. homo sapiens), andererseits Lebenskonzepte unabhängig von modernen anthropozentrischen Dichotomien.
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Reisende Minerale und Pflanzensporen
12 Seiten | Autor: Christina Becher
In der Prosa von Kurd Laßwitz (1848-1910), einem Begründer deutschsprachiger Science-Fiction, spielen nicht-menschliche Kleinstpartikel eine bedeutende Rolle. Ihre chronotopische Potenz und die Verschränkung verschiedener Skalierungen zwischen Mikro- und Makroperspektive machen Vorstellungen von Zeitspannen und Raumdimensionen, die menschliche Maßstäbe weit übersteigen, im Medium der Literatur erfahrbar. Christina Becher untersucht in diesem Text zunächst die Kurzgeschichte „Stäubchen“, in der es zwei Mineralpartikel sind, anhand derer Kulturgeschichte erzählbar wird. Anschließend zeigt sie, wie im Roman „Sternentau“ pflanzliche Sporen die potentielle Unendlichkeit des Weltraums vermitteln und wie die Theorie der Panspermie und die botanischen Besonderheiten dieser pflanzlichen Kleinstelemente funktionalisiert werden. In einem letzten Schritt schlägt Becher eine durch das Paradigma des Material Ecocriticism informierte Lektüre der beiden Texte vor, die sowohl Materialität und Mobilität der Kleinstelemente berücksichtigt und dadurch den Blick schärft für die Beziehung zwischen Mensch und nicht-menschlicher Umwelt.
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Mars_Menschen_Medien
14 Seiten | Autor: Alexander Wagner
Alexander Wagner unterscheidet zwei Perspektiven auf den Mars aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende und geht der Frage nach, wie stark der Nachbarplanet der Erde innerhalb der um 1900 noch anhaltenden Marseuphorie als Projektionsfläche und damit zur Selbstvergewisserung über terrestrische Formen von Wissensgenese auf verschiedenen Gebieten instrumentalisiert wurde. Im ersten Fall erläutert das Medium Hélène Smith ihrem männlichen Aufschreibesystem Théodor Flournoy, seinerseits Professor für Psychologie an der Universität Genf, an der Jahrhundertschwelle wichtige gesellschaftliche Zusammenhänge über das Leben auf dem Mars, architektonische und landschaftliche Besonderheiten, die Regeln des Zusammenlebens und besonders das dortige Sprach- und Schriftsystem und lotet damit einen Bereich zwischen Pathologisierung und selbstermächtigter weiblicher Diskurshoheit gegenüber der wissenschaftlichen Autorität des renommierten Professors aus. Der Mars wird ihr dabei, als programmatische Zone des Unbekannten, zum Experimentierfeld einer neuen Autonomie, auf dem sie als Medium selbst zum Teil zur wissenden Außerirdischen werden kann. In anderer Richtung besucht der Marsianer Passyrion in Paul Oswald Köhlers Reisebericht im Stil von Montesquieus „Lettres Persanes“ (1721) die Erde, das Wilhelminische Deutschland genauer gesagt, und sammelt dort in der Manier eines Volkskundlers wichtige Erkenntnis über das Fremde, um anschließend in einer Vorlesung an der Universität des Mars davon zu berichten.
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Der auf der Erde gestrandete Marsianer (1924)
4 Seiten | Autor: Alexander Bogdanow, Wladislaw Hedeler
Mit dem im Oktober 1920 vollendeten und 1924 veröffentlichten Poem über den auf der Erde gestrandeten Marsianer greift Alexander Bogdanow das in der Roman-Utopie „Der rote Stern“ (1907) und im phantastischen Roman „Ingenieur Menni“ (1912) entwickelte Thema der konfliktreichen Begegnung von Vertretern der irdischen und der Marszivilisation auf. Seinen Zeitgenossen war Bogdanow, der eigentlich Alexander Malinowski (1873–1928) hieß, auch unter den Pseudonymen Mirski und Doktor Werner bekannt, denn er gehörte neben Georgi Plechanow und Wladimir Lenin zu den produktivsten, wenngleich nicht einflussreichsten Theoretikern der russischen Sozialdemokratie. Sein Gedicht veröffentlichen wir in neuer Übersetzung, nachgedichtet von Stefan Döring und kommentiert von Wladislaw Hedeler.
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Kommunismus im Weltall?
9 Seiten | Autor: Bernd Kulawik
Bernd Kulawik diskutiert in diesem Essay, welche Typen ökonomischer Systeme in den Zukunftswelten populärer Science-Fiction-Literatur und -Filme dargestellt werden. In Dystopien scheinen Großkonzerne u. ä. bzw. expansive, aggressive, gierige Gesellschaften oder Gruppen eine auslösende oder zumindest entscheidende Rolle für den jeweils behandelten Konflikt zu spielen. Im Unterschied dazu scheinen Utopien Konflikte höchstens episodenhaft zu behandeln und kapitalistische Verwertungszusammenhänge nahezu komplett auszublenden. Dies zeige sich insbesondere in der (virtuellen) Absenz des Geldes oder ähnlicher Tauschäquivalente. Auch die nach heutigen Maßstäben prohibitiven Kosten interstellarer Reisen oder auch nur regelmäßiger Reisen innerhalb unseres Sonnensystems scheinen keinerlei Bedeutung zu haben, unterliegen in diesen Welten also wohl nicht kapitalistischen Verwertungszusammenhängen.
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