Wissenschaftsgeschichte

LESEPROBE: Die Dimensionen des Nachlebens der DDR-Gesellschaftswissenschaften

12 Seiten | Autor: Peer Pasternack

Die Gesellschaftswissenschaften in der DDR umfassten die historisch-hermeneutischen Geisteswissenschaften und die empirisch-analytischen Sozialwissenschaften, ergänzt um allerlei Ideologieproduktion. Vereinzelt gab es auch Spitzenforschungen – so vereinzelt, wie wohl in jedem Wissenschaftssystem der Welt, neuerdings als „Exzellenz“ populär geworden, seinerzeit als „Weltniveau“ geadelt. Daneben entstanden Arbeiten, die innerhalb des systemischen Kontextes der DDR Ereignisse waren, mit dessen Wegfall aber nur noch ideengeschichtliche Relevanz haben. Schließlich wurde die übliche, überall vorkommende Wald-und-Wiesen-Forschung betrieben, die zeitgebundene Wissensbedarfe befriedigte. Nach 1990 hatten diese Gesellschaftswissenschaften ihre staatlich unterhaltenen Strukturen verloren, verbunden mit massenhafter Exklusion ihres Personals aus den Institutionen. Daraufhin bildete sich eine „zweite Wissenschaftskultur“, in der die DDR-Gesellschaftswissenschaften ein intensives Nachleben entfalteten.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2021
Vor der Abwicklung
142 Seiten

Philosophie in der DDR

Methodologische Bemerkungen zur Philosophiegeschichtsschreibung

10 Seiten | Autor: Martin Küpper

Die Philosophiegeschichtsschreibung hat sich bisher – so die These von Martin Küpper – in den Bahnen von konzeptionellen Vorüberlegungen und politisch-ideologischen Kämpfen bewegt und somit ihr wissenschaftliches Potenzial kaum ausgeschöpft. Dagegen versucht der Autor den Blick der Philosophiegeschichtsschreibung durch die kritische Sichtung der bisherigen Ansätze zu erweitern, indem die materiellen und ideellen Spannungen der marxistisch-leninistischen Philosophie zum zentralen Gegenstand der Forschung erhoben werden. Dafür wird ein Forschungskatalog entworfen, der die Philosophie in der DDR als besonderes Moment von Vergesellschaftung begreift.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2021
Vor der Abwicklung
142 Seiten

Zwischen kritischer Innovation und postmoderner Rekonversion

Das „Wörterbuch der ästhetischen Grundbegriffe“

8 Seiten | Autor: Jan Loheit

Das Wörterbuch der ästhetischen Grundbegriffe gehört zu den seltenen Fällen der Wissenschaftsgeschichte, in denen sich in einem einzigen Werk die politischen, sozialen, philosophischen und ästhetisch-theoretischen Reagenzien einer epochalen Umbruchszeit beobachten lassen. Entstanden an der Schwelle zur Perestroika, geriet das am Zentralinstitut für Literaturgeschichte entstandene interdisziplinäre Reformprojekt in den Sog jener postmodernen Diskurse, die infolge der von den neuen Computer- und Medientechnologien erzeugten Umwälzungen in den globalen Produktions- und Lebensverhältnissen kulturelle Hegemonie gewannen, während der Marxismus-Leninismus und mit ihm der politische Block der sozialistischen Staaten in Europa in eine existenzielle Legitimitätskrise gerieten. Die offene epistemologische Situation, die dazu herausforderte, das Inventar der ästhetischen Grundbegriffe einer historisch-kritischen Prüfung zu unterziehen, ging in einen geschichtlichen Bruch über, der alle bisherigen politisch-sozialen Kontexte der wissenschaftlichen Produktion aufzulösen begann. Als eines von wenigen Projekten konnte das Wörterbuch nach 1989 fortgeführt und 2005 zum Abschluss gebracht werden. Die Materialien, die im Zusammenhang des Werks entstanden, geben, konzentriert wie kaum irgend andere, Aufschluss über die Kämpfe und Widersprüche, die sich durch die wissenschaftliche Theoriegeschichte der Wende- und Nachwendezeit ziehen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2021
Vor der Abwicklung
142 Seiten

An einen Besuch bei Lothar Kühne habe ich fast keine Erinnerung

2 Seiten | Autor: Olaf Weber

Der Weimarer Ästhetiker und Architekturtheoretiker Olaf Weber berichtet von einem Besuch bei Lothar Kühne. Er beschreibt in seinem Erinnerungstext, dass Kühnes Büroräume an der Humboldt-Universität auffallend „ungestaltet“ waren, ohne erkennbare ästhetische Intentionen. Nichts von der Neuen Intimität der funktionalen Gestaltung, von der bei Kühne zu lesen war. Auf den zweiten oder dritten Blick, so Weber, musste das Ungestaltete des Raumes jedoch als Wesenhaftes auffallen: „Das war ein programmatisches Gesellschaftsmodell in der Gestalt eines Raumes.“ Ausgehend von dieser irritierenden Beobachtung wirft Weber ein Schlaglicht auf die damalige Aura Kühnes und auf dessen Funktionalismus.

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Die „Middendorff-Abende“

Eine Momentaufnahme des wissenschaftlichen Lebens in St. Petersburg um die Mitte des 19. Jahrhunderts

6 Seiten | Autor: Hartmut Kästner

Dieser Beitrag ist eine Ergänzung und Fortsetzung der Biografien von Otto Böhtlingk und Wilhelm Ostwald, welche ebenfalls in der Kultursoziologie 3/17 erschienen. Behandelt werden im Anschluss daran die Zusammenkünfte eines Freundeskreises vorwiegend jüngerer deutsch-baltisch-russischer akademischer Intellektueller, die sich von 1845 bis in die 1850er-Jahre in den Wintermonaten alle zwei Wochen bei Alexander von Middendorf zu einem wissenschaftlichen Plauderabend trafen.

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Erschienen in
Kultursoziologie 3 | 2017
Russland und die Russen
134 Seiten

Kultursoziologie 3 | 2017

Russland und die Russen

Herausgeber: Wolfgang Geier

ISBN 978-3-945878-76-7 | ISSN 0941-343X | 134 Seiten

Das Themenfeld „Deutsche und Russen / Russen und Deutsche“ beschäftigt diese Zeitschrift bereits seit längerer Zeit. Mit den Themenbeiträgen dieser Ausgabe soll es nun vorerst abgeschlossen werden. Im Fokus stehen dabei europäische, insbesondere deutsche Wahrnehmungen Russlands und der Russen. Auf Grundlage unterschiedlicher Protagonisten – ihrer Biographien und ihres Wirkens – werden diese seit Jahrhunderte bestehenden, wechselhaften aber beständigen Beziehungen zwischen Russen und Nicht-Russen aufgegriffen und eingeordnet.

Inhalt

Russisch-Europäische Wissenschaftsbeziehungen

Soziologie und Soziologen zum Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts

24 Seiten | Autor: Wolfgang Geier

In der Geschichte der Soziologie in Europa sind die meisten personellen und institutionellen, theoretischen und methodischen Entwicklungen, Ereignisse und Ergebnisse in zum Teil umfangreichen Sammlungen dargestellt. Es gibt jedoch auch noch Desiderate. So erscheint die Entstehung der Soziologie in Russland gegen Ende des 19. und am Beginn des 20. Jahrhunderts in allgemeinen Übersichten zu geisteswissenschaftlichen Beziehungen russischer Gelehrter und russischer wissenschaftlicher Institutionen zu europäischen mehr oder weniger am Rande. Dass in Russland die Bildung von sich als Soziologen verstehenden und tätigen Personen und soziologischen Institutionen besonders in der universitären Lehre mit konkreten Beziehungen zu Gelehrten in Europa, namentlich in Deutschland und Frankreich verbunden war, ist in Fachkreisen zwar bekannt, jedoch selten Gegenstand von Veranstaltungen und Veröffentlichungen. Auf diese besondere Wechselseitigkeit zwischen russischen und europäischen Personen und Institutionen, die zur Bildung von soziologisch Tätigen und der Soziologie als einer sich in Lehre und Forschung entwickelnden Wissenschaft beitrugen, soll hier hingewiesen werden.

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Erschienen in
Kultursoziologie 2 | 2017
Geschichte der Soziologie
112 Seiten

Zur Veränderung des Theoriebegriffs im Zeitalter von Big Data und effizienten Algorithmen

13 Seiten | Autor: Klaus Mainzer

Wir leben in einem datengetriebenen Zeitalter, dessen Entwicklung durch exponentielle Wachstumsgesetze von Datenmengen, Rechner- und Speicherkapazitäten beschleunigt wird. Manchen Autoren halten theoretische Fundierungen bereits für überflüssig, da in der Wirtschaft immer effizientere Algorithmen immer schneller immer bessere Kunden- und Produktprofile voraussagen. In der Wissenschaft prophezeien Autoren wie S. Wolfram eine neue Form der Forschung, die ebenfalls nur noch auf effiziente Algorithmen und Computerexperimente setzen, die angeblich „traditionelle“ mathematische Theorien überflüssig machen. Diese Parolen sind brandgefährlich, haben aber einen richtigen Kern. Gefährlich sind diese Positionen, weil Theorien ohne Daten zwar leer sind, aber Daten und Algorithmen ohne Theorie blind bleiben und unserer Kontrolle entgleiten. Richtig ist, dass sich der traditionelle Theoriebegriff in vielfacher Weise verändert, sowohl beim Entdecken und Finden von Hypothesen durch Machine Learning als auch bei theoretischen Erklärungen durch Computerexperimente und der Voraussage durch Predictive Analytics. Entscheidend ist aber vor allem die Prüfung und Kontrolle von Algorithmen, die durch neuartige Theorien möglich werden. Nur so können wir sicher sein, dass uns am Ende Big Data mit ihren Algorithmen nicht um die Ohren fliegen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2016
Big Data als Theorieersatz
146 Seiten

25 Jahre Kultursoziologie

Ein Tätigkeitsbericht

27 Seiten | Autor: Wolfgang Geier

Mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland am 3.10.1990 begann an ostdeutschen Universitäten, Akademien und Hochschulen ein ideologisch-politisch-rechtlich begründeter administrativer Vorgang, der als Abwicklung bezeichnet wird. Er bedeutete, dass geistes- oder gesellschaftswissenschaftliche universitäre, akademische und hochschulische Strukturen jener Wissenschaftsbereiche, die offiziell ideologische und politische Bezeichnungen trugen bzw. denen eine Nähe zur Ideologie und Politik der SED und DDR angelastet wurde, zunächst ersatzlos aufgelöst und später teilweise durch Neugründungen ersetzt wurden. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter dieser Struktureinheiten (Sektionen, Institute, Lehrstühle) wurden entweder entlassen oder in befristete Verträge übernommen mit der Maßgabe, ihre Tätigkeit später zu beenden. So wurden Hunderte Personen auch in den kulturwissenschaftlichen Bereichen an Universitäten und Hochschulen der nicht mehr bestehenden DDR arbeitslos und verloren damit eine gesicherte Zukunft. Ihre wissenschaftliche Ausbildung und Qualifikation wurden entwertet.

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Erschienen in
Kultursoziologie 3 | 2016
25 Jahre Kultursoziologie
118 Seiten

Kultursoziologie (III)

Vergessene Programme – Defizite – Desiderate

18 Seiten | Autor: Wolfgang Geier

Die »Kultursoziologie« ist die einzige deutschsprachige Zeitschrift, mit der seit über zwei Jahrzehnten versucht wird, Defizite in der soziologischen Publizistik wenigstens zu verringern, ohne das gesamte Feld der Kultursoziologie erfassen zu können. Weil diese jedoch in Soziologie- Publikationen oft nur randständig erscheint, sollte wenigstens die Aufmerksamkeit des Fachpublikums und einer interessierten Öffentlichkeit mit Veröffentlichungen in dieser Zeitschrift wieder mehr auf kultursoziologische Methoden, Instrumentarien, Forschungsfelder und -ergebnisse, auf disziplinäre Konzepte und Programme, Probleme und Profile gelenkt werden. Dabei ist zu bedenken, dass Kultursoziologie manchmal nur in Gestalt von Kunstsoziologien (-literatur, -musik, -theater usw.), dann in eigenartigen alltagskulturellen Auflösungen oder merkwürdigen Komposita erscheint. In wieder anderen wird sie nicht als selbständige Disziplin oder nur als Anhängsel beliebiger, gelegentlich fragwürdiger sozialwissenschaftlicher Auffassungen verstanden. Kultursoziologie erscheint in universitären Curricula nicht selbstverständlich als wesentlicher Bestandteil soziologischer Lehre und Forschung, in manchen Studiengängen fehlt sie, in anderen gibt es sie als „Soziologie von irgendwas“, teilweise verbunden mit Begriffen, die etwas „Kulturelles“ oder „Künstlerisches“ ausdrücken sollen. Dies ist die unbefriedigende Lage des Fachs, sofern es als solches angesehen und behandelt wird.

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Erschienen in
Kultursoziologie 3 | 2014
Vergessene Programme
110 Seiten