BRD

50 Jahre Grundlagenvertrag

5 Seiten | Autor: Erhard Crome

Die Zeit von 1945 bis 1990 war keine Phase allgemeinen Friedens, son- dern politischer, wirtschaftlicher, geistiger und militärischer Auseinander- setzungen. Der Kalte Krieg war „kalt“ in dem Sinne, dass der große, alles vernichtende Atomkrieg nicht stattfand. Er hatte drei Dimensionen: das nuklear-strategische Wettrüsten, regionale Kriege im Globalen Süden – so der Koreakrieg, der Vietnamkrieg, der sowjetische Afghanistan-Krieg – und die Auseinandersetzungen in Europa.

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Erschienen in
Welttrends 194 | 2022
Grande Nation?
72 Seiten

Walter Kempowskis „Das Echolot. Abgesang ’45“

Vom Archiv zur Druckfassung

13 Seiten | Autor: Roger Woods

Roger Woods analysiert „Das Echolot. Abgesang ’45“, den letzten Band von Walter Kempowskis „kollektivem Tagebuch“ des Zweiten Weltkrieges, vor dem Hintergrund theoretischer Diskussionen zur subjektiven Erfahrung der Geschichte und zur Gegenüberstellung von homogenisierten und heterogenen Formen der Erinnerung. Ein Vergleich von Kempowskis Originalunterlagen im Archiv der Berliner Akademie der Künste mit den Auszügen, die im „Abgesang ’45“ veröffentlicht wurden, zeigt, dass das Material, das Kempowski erhalten hatte, nicht immer eine Sammlung von originalen Briefen, Tagebüchern und Notizen aus den letzten Jahren des Krieges ist, wie der Untertitel des Echolot-Projekts – „ein kollektives Tagebuch“ – nahelegt. Zwar vermittelt „Abgesang ’45“ einen für die heterogene Erinnerung von Individuen charakteristischen internen Dialog, aber dieser Dialog spielt eine untergeordnete Rolle im Vergleich zur Darstellung kollektiven deutschen Leids, die Kempowski durch Auswahl, Überarbeitung und Rekontextualisierung des Archivmaterials priorisiert.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2022
Auf in die Provinz!
140 Seiten

Fußballstadien in der französischen und westdeutschen Provinz

Orte kreativer Re- und De-Provinzialisierung

12 Seiten | Autor: Philipp Didion

Der Begriff der Provinz ist mehrdeutig und spannungsgeladen. Meinte er ursprünglich eine territoriale Verwaltungseinheit, wurde er schon bald in der Umgangssprache meist negativ konnotiert (Rückständigkeit, Fortschrittsfeindlichkeit usw.) und erfuhr erst im Zuge der Neuen Sozialen Bewegungen eine positive Umdeutung. Philipp Didion behandelt aus historischer Perspektive Verbindungen zwischen Fußball und Provinz. Am Beispiel des Fußballstadions als konkretem Ort erörtert er, dass neben dem aggressiven Lokalpatriotismus, den viele Beobachter:innen mit dem Fußball assoziieren, noch weitere Bedeutungsschichten existieren. Vor dem Hintergrund verschiedener Diskurse um Provinz, Region und Heimat lassen sich für Frankreich und die Bundesrepublik Deutschland zwei verschiedene Konzepte für die Analyse von Fußballstadien in Provinzstädten anwenden: das Stadion als Ort kreativer Re-Provinzialisierung mittels provinz- und heimatpraktischer Aneignungsprozesse und als Ort der De-Provinzialisierung mittels sukzessiver Horizont- und Funktionserweiterungen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2022
Auf in die Provinz!
140 Seiten

Provinz und Provinzialismus in kritischen Debatten der BRD der 1970er Jahre

Zum Ressentiment gegen „urbane Eliten“

12 Seiten | Autor: Bernd Belina

Aktuelle rechtspopulistische Mobilisierungsstrategien geben vor, die „Provinz“ gegen „urbane Eliten“ der Metropole zu verteidigen. Linke (und meist urbane) Intellektuelle haben dem auffällig wenig entgegenzusetzen. Zu lange hat es von dieser Seite keine ernsthafte Beschäftigung mit der vom Kapitalismus hervorgebrachten Unterscheidung zwischen Zentrum und Provinz sowie darauf aufbauenden Denk- und Verkehrsformen des Provinzialismus gegeben. Bernd Belina ruft die kritische Debatte zu Provinz und Provinzialismus aus der BRD der 1970er-Jahre (und teils der 1960er-Jahre) in Erinnerung, indem er eine strukturierte Collage aus „Fundstücken“ präsentiert, die weiterhin relevante Erkenntnisse bereithalten: Die Provinz als Raumkategorie in ihrem heutigen Sinn, gekennzeichnet durch wenig dichte Besiedlung und dadurch, dass über sie weitgehend von Akteuren und Strukturen der Zentren entschiedenen wird, ist Produkt der räumlich ungleichen Entwicklung des Kapitalismus. Es sind diese räumlichen Verhältnisse, die Provinzialismus – verstanden als apodiktisches Setzen des Eigenen gegen das Fremde – begünstigen, aber nicht bedingen. Provinzialismus lässt sich daher häufiger, aber nicht nur in der Provinz finden. Grund und Ziel der Befassung mit Provinzialismus und Provinz ist die Entprovinzialisierung. Diese muss sich, um Erfolg zu haben, den Bedingungen der Provinz stellen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2022
Auf in die Provinz!
140 Seiten

Der Geschenkpaketverkehr und seine historische Bedeutung

12 Seiten | Autor: Konstanze Soch

In diesem Aufsatz zeigt Konstanze Soch, welche Bedeutung der Geschenkpaketverkehr zwischen Ost und West vor und nach 1989/90 hatte. Für den Kontakt zwischen „hüben“ und „drüben“ waren die Päckchen und Pakete, die zwischen der DDR und der BRD versandt wurden, von großer Bedeutung. Mit der deutschen Vereinigung veränderte sich die Situation jedoch grundlegend.

Schlagworte: DDR | BRD | Post | Pakete | Päckchen | Geschenke

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2019
30 Jahre
166 Seiten

Ralf Dahrendorf – Soziologische Phantasie und soziale Praxis

8 Seiten | Autor: Gernot Volger

In diesem Beitrag zeichnet Gernot Volger ein intellektuelles Porträt von Ralf Dahrendorf, das die Grundgedanken seiner soziologischen Analyse und seines daraus abgeleiteten politischen Programms darstellt und möglichen Verbindungen mit seinem Leben nachspürt. Zentral für Dahrendorfs Soziologie und sein politisches Programm eines radikalen Liberalismus sind die eng miteinander verwobenen Begriffe Konflikt und sozialer Wandel. Gesellschaftliche Veränderung ist nur über Konflikt möglich, wobei die „Verfassung der Freiheit“ geregelte und legitime Formen der Konfliktaustragung organisieren muss. Da eindeutige, letztbegründende Maßstäbe zur inhaltlichen Bestimmung der Richtigkeit von Entscheidungen nicht existieren, muss die Möglichkeit der Revision früherer Entscheidungen stets offengehalten werden. Dabei ging es Dahrendorf konkret um die westdeutsche Gesellschaft der Nachkriegszeit und deren Tradierung rückwärtsgewandter Modernität.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2019
Heimatkunden
170 Seiten

Kulturgeschichtliche Wendungen im Umgang mit „Heimat“

Ein Rückblick aus aktuellem Anlass

16 Seiten | Autor: Dietrich Mühlberg

Dietrich Mühlberg geht den kulturgeschichtlichen Wendungen des Heimatbegriffs nach und erinnert an einige Hintergründe heutiger Schwierigkeiten im Umgang mit „der Heimat“. Sein Zugang zur aktuellen Heimatproblematik ist ein Rückblick auf den deutschen Umgang mit „der Heimat“. Er weist zunächst auf die aktuelle Bedeutungsvielfalt des Wortes „Heimat“ hin. Danach richtet er den Blick auf den Anfang seines Gebrauchs in der frühen Neuzeit. Als ein Rechtsbegriff wurde er damals zu einer Kernmetapher der sozialen Frage. Die weiteren „Etappen“ des folgenden Rückblicks: Bedeutungszuwachs im 18. Jahrhundert, Ende des Heimatrechts, romantische Sehnsucht nach der echten Bindung, Nationalstaat und regionale Heimatpflege, die Arbeiter haben kein Vaterland, nationalkonservative Heimatpflege, das „Dritte Reich“ als Heimat aller Deutschen, Kriegsende und große Heimatlosigkeit, im Westen konservative Idealisierung und 68er Abkehr von der Heimatidylle, im Osten „Umsiedler“, „Heimkehrer“ und Heimatpflege. Zum Schluss ein Blick auf die Welt nach 1990 und was nun aus der „Heimat“ werden könnte.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2019
Heimatkunden
170 Seiten

Zwischen den Fronten: Sprache finden im ost-westlichen Gelände

Wladislaw Hedeler im Gespräch mit Karl Schlögel. Bearbeitete Dokumentation eines Gesprächs am 13. Dezember 2017 im Max-Lingner-Haus in Berlin-Pankow

16 Seiten | Autor: Wladislaw Hedeler, Karl Schlögel

Dokumentation eines Gespräches mit dem Osteuropahistoriker Karl Schlögel, geführt am 13. Dezember 2017 im Berliner Max-Lingner-Haus. Ausgangspunkte sind Schlögels zum Revolutionsjubiläum veröffentlichtes Buch „Das sowjetische Jahrhundert“ (C. H. Beck 2017) und der von ihm eingeleitete Band „De profundis. Vom Scheitern der russischen Revolution“ (Suhrkamp 2017), eine Sammlung von Essays der russischen Intelligenzija von 1918 „zur geistigen Lage Russlands“. Zur Sprache kommen aber auch Schlögels zeitgeschichtliche Prägungen als Osteuropahistoriker, das Fehlen einer Geschichte der zwischen Ost und West geführten Diskurse und ihrer Asymmetrien sowie die Notwendigkeit, über die Geschichte der damit einhergehenden Missverständnisse nachzudenken. Schlögel spricht von den „Langzeitfolgen des Kalten Krieges, der Teilung der Welt: Es hatten sich zwei verschiedene Sprach- und Begriffswelten herausgebildet. […] Und es wird noch lange dauern, das zu überwinden“.

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Berliner Debatte 3 | 2018
Deutsche sehen die Sowjetunion
150 Seiten

Editorial 3/2018

Im Themenschwerpunkt „Deutsche sehen die Sowjetunion“ stehen historische Konstellationen und Prägungen des deutschen Blicks auf Russland ebenso im Fokus wie die Darstellung und Verarbeitung des dortigen Geschehens seit 1917 aus deutscher Perspektive. Die Beiträge stellen ausgewählte Personen und Phänomene wie den Polit-Tourismus in die Sowjetunion vor. Exemplarisch untersuchen sie, was den jeweiligen Blick motivierte und formte. Dabei handelt es sich nicht zuletzt um Erfahrungen von Grenzüberschreitungen, wie der Osteuropaforscher Karl Schlögel sie nennt. Die meisten der in den Beiträgen vorgestellten Autorinnen und Autoren reisten in die Sowjetunion. Ein anderes zentrales Moment ist die Vergegenwärtigung russischer Erfahrungen. „Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen!“ lautete ein Slogan. Das war die ideologisch schlichte Form, von oben dekretiert. Doch es geht um mehr und anderes: um die Auseinandersetzung mit dem Russland des 20. Jahrhunderts – was sowohl dortiges eigenes Erleben umfasst, die Reflexion der russischen Geschichte und ihrer Ausstrahlung auf Europa und die Welt, als auch die (Wieder-)Entdeckung und Vermittlung der russischen literarischen Moderne. Damit knüpfen die Beiträge auch an den Themenschwerpunkt „Russland in Blut gewaschen“ (Berliner Debatte Initial 1/2017) an, der das Revolutionsjahr 1917 und seine literarische Verarbeitung ins Zentrum rückte.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2018
Deutsche sehen die Sowjetunion
150 Seiten

DSS-Arbeitspapiere 30 | 1996

Sicherheitspolitische Aspekte der Entwicklung nach der deutschen Wiedervereinigung

ISSN 1436-6010 | 36 Seiten

Nach der bedingungslosen Kapitulation im Jahr 1945 und der Aufteilung des Deutschen Reiches in vier Besatzungszonen war die Gründung der Bundesrepublik im Jahre 1949 ein erster Schritt zu neuer Staatlichkeit. Aber erst 1955 ging die Besatzungszeit offiziell zu Ende. Die Bundesrepublik wurde Mitglied der NATO und damit auch ein (fast) souveräner Staat. Die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges behielten sich die Verantwortung für „Deutschland als Ganzes und Berlin“ vor. Die Bundeswehr wurde nach außerordentlich kontroversen Diskussionen in Öffentlichkeit und Parlament im gleichen Jahr gemäß Art. 87 a „zur Verteidigung“ aufgestellt. Sie war von Anbeginn fest in die Strukturen der NATO eingebunden. Sie besaß keinen Oberbefehlshaber, keinen Generalstab und damit auch keine nationale Führungsfähigkeit. Für ihren Umfang (500.000 Mann, 12 Divisionen) und ihre Bewaffnung gab es Auflagen. Die Politik der Bundesrepublik ging von Anfang an dahin, sich gegen den anderen auf deutschem Boden entstandenen Staat, die „Deutsche Demokratische Republik“, abzugrenzen. Sie erkannte die DDR nicht nur selbst nicht an, sondern betrachtete deren Anerkennung durch andere Staaten als unfreundlichen Akt, der nach der Hallstein-Doktrin in der Regel (Ausnahme Sowjetunion) mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen beantwortet wurde. Wegen dieser Politik kam auch ein Beitritt der Bundesrepublik zur Organisation der Vereinten Nationen nicht in Frage. Die Sowjetunion hätte ein Beitrittsgesuch der Bundesrepublik mit ihrem Veto verhindert, wenn nicht gleichzeitig die DDR aufgenommen worden wäre. So blieben zunächst beide deutsche Staaten vor der Tür der Weltorganisation, obwohl Art. 24 des Grundgesetzes die Bundesrepublik ausdrücklich ermächtigte, sich zur Wahrung des Weltfriedens einem „System gegenseitiger kollektiver Sicherheit“ anzuschließen.