Michael Jäckel

Luxus und Verschwendung – ein Klassifizierungsvorschlag

6 Seiten | Autor: Michael Jäckel

Im Jahr 1753 schrieb die Akademie von Dijon einen Wettbewerb zur Frage „Was ist der Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen?“ aus. Um diesen „Prix de morale“ bewarb sich auch der Philosoph Jean-Jacques Rousseau. Sein Zeitgenosse Denis Diderot hielt die Fragestellung unter den Bedingungen einer Monarchie für nicht behandelbar. Ähnlich wäre es wohl auch der Frage „Was ist Luxus?“ ergangen, die Diderot auf seine Weise in seinem Essay „Gründe, meinem alten Hausrock nachzutrauern“ dennoch streifte. Das Neue wirkt vor dem Hintergrund des Vorhandenen als Störenfried einer Situation, in der sich alles wohl zueinander fügte: „Verfluchtes Luxuskleid, dem ich meine Reverenz erweise! Wo ist er hin, mein bescheidener, mein bequemer Wollfetzen?“ klagte er ob der Unordnung, die der Abschied von Vertrautem mit sich bringen kann. Je wohlhabender Gesellschaften werden, desto häufiger werden diese und ähnliche Fragen gestellt. Ein Blick in die jüngere Vergangenheit bestätigt das.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2012
Honeckers Welt
160 Seiten

„Man hat etwas anderes vermutet ...“

Zur Phänomenologie des kulinarischen Geschmacks

18 Seiten | Autor: Michael Jäckel, Daniel Kofahl

Dass menschliche Organismen Nahrung aufnehmen müssen, erscheint als anthropologische Universalie. Die Form der Ernährung hingegen ist offensichtlich beeinflusst von sozialen Begebenheiten. Bereits Georg Simmel beobachtete, dass das „eigentümlicherweise Egoistischste, am unbedingtesten und unmittelbarsten auf das Individuum Beschränkte“, nämlich die Nahrungsaufnahme, sozialisiert wurde, indem man die gemeinsamen Mahlzeiten über Tischsitten und Essvorschriften überindividuell normierte. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist dann eine fortlaufende spezielle Kommunikation über Essen und Geschmack zu einer eigenen, selbstreferentiellen sozialen Sphäre geworden, welche sich in der Kommunikation der Gesellschaft stabilisierte. Dass es sich hierbei um eine an Eigenwerten orientierende Kommunikation handelt, die ihre biologische Umwelt zwar in Anspruch und auf sie Bezug nimmt, aber gerade nicht ihre sprachliche Abbildung, sondern eine emergente soziale Konstruktion ist, sieht man unter anderem daran, dass nicht jede Handlung, die im weitesten Sinne der Nahrungsaufnahme dient, in diese Spezialkommunikation Eingang findet.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2009
Wege aus der Krise
158 Seiten