Utopien

Geschichte der Kulturwissenschaft V

Historizität – Von den Universalgeschichten zur Kulturgeschichtsschreibung

13 Seiten | Autor: Gerhard Katschnig

Die historisch-anthropologischen Erstversuche, die im 17. Jahrhundert als Ausfluss aus der Geometrisierung der Natur auf die Kulturwelt des Menschen ausgelegt worden waren, erfuhren im Zeitalter der Aufklärung jenen weiterführenden Wandel, der an die Stelle der theologischen Dauerbegründungen epochenübergreifende Zusammenhänge inmitten der Auseinandersetzung mit Kirche und Staat, Monarchie und Despotie setzte. Aus dem Aufschreiben säkularer Geschichte wurde ein Umschreiben durch universalgeschichtliche sowie kulturkomparatistische Zugriffe, die sämtliche Tätigkeitsbereiche des Menschen – als Formen programmatischer Selbstermächtigung zwischen Gegenwart und Zukunft – einbezogen. Der Erkenntnisgewinn von der Historizität vergangener Lebensbereiche ließ eine normative Kulturentwicklung in den Hintergrund treten, während der Kern eigentlicher Menschwerdung deutlicher denn je mit Kultur in Verbindung gebracht wurde.

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Erschienen in
Kultursoziologie 3 | 2016
25 Jahre Kultursoziologie
118 Seiten

Geschichte der Kulturwissenschaft IV

Von der Entdeckung neuer Welten bis zum Verstehen der eigenen Geschichte

13 Seiten | Autor: Gerhard Katschnig

Die in der Renaissance profilierte Hinwendung zur Welt und zum Menschen wurde im Übergang zum 17. Jahrhundert durch säkularisierende Diskurse erweitert. Die Entdeckung einer neuen Welt ließ Gesellschaften fernab des christlichen Glaubens in das Licht der europäischen Geschichte und kulturellen Normierung eintreten. Diese Neuskizzierung des geografischen Weltbildes richtete die Aufmerksamkeit auf das eigenmächtige Handlungsmoment, das Bestehen und Gedeihen von Gesellschaft der freien Konstruktion zu unterwerfen. Die aufstrebenden Naturwissenschaften lehrten eine neue Auslegung der menschlichen Natur sowie eine neue Sichtweise auf den Lauf der Gestirne. Die Rückbindung letztgültiger Erkenntnisgewissheit auf den Menschen forderte die Bereitschaft zur Kontingenz.

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Erschienen in
Kultursoziologie 2 | 2016
Kultursoziologie an deutschen Universitäten
120 Seiten

Endzeiten und Zeitbrüche

Eine Einführung

16 Seiten | Autor: Wolfgang Geier

Seit Menschen über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Menschheit nachdenken, bewegen sich ihre Überlegungen, ob sie nun zutreffende Analysen, unsinnige Prognosen, haltlose Illusionen, Spekulationen, Teleologien, Eschatologien oder ähnliche Gebilde sind, um die Zeit. Kaum ein anderes Wort beherrscht das Denken und die Sprachen wenigstens europäischer Völker mehr als dieses. Hunderte Kompositaunterschiedlichster Herkunft und Bedeutung werden mit Zeit gebildet. Manche dienen zur Erklärung naturwissenschaftlicher Phänomene, andere zur Darstellung des Lebens der Menschheit und der Menschen, wieder andere zur Erklärung geschichtlicher Vorgänge, die derart umfangreich und tiefgreifend, umwälzend oder grundstürzend sind, dass sie nur in epochalen oder epochenübergreifenden räumlichen und zeitlichen Dimensionen erfasst und beschrieben werden können.

Schlagworte: Sozialismus | Ideologie | Utopien

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Erschienen in
Kultursoziologie 3 | 2015
Zeitbrüche im Osten
98 Seiten

Kultursoziologie 3 | 2015

Zeitbrüche im Osten

ISSN 0944-8101 | 98 Seiten

Das nach dem Ende des Kalten Krieges geweissagte Ende der Geschichte ist nicht gekommen – auch nicht in Osteuropa. Die aktuelle Ausgabe ist den utopischen und realen Zusammen- wie Umbrüchen im europäischen Osten nach 1989/1990 gewidmet. Insbesondere das Scheitern von Utopien in den Transformationsprozessen postkommunistischer Staaten und die historischen sowie ideologischen Bedingungen des ungarischen Nationalismus der Gegenwart werden unter die Lupe genommen.

Inhalt

Die Gegenwart der Zukunft

Zur Aktualität der sozialen Produktion von Erwartungen

8 Seiten | Autor: Jörn Knobloch

Der Soziologe Heinz Bude konstatiert in einer kritischen Zeitdiagnose, dass sich die Politik aus dem Prozess der Produktion von Zukunft zurückgezogen hat.1 Die Nüchternheit der Feststellung wird ihrem radikalen Impetus kaum gerecht, denn sie bedeutet nichts weniger, als dass die Gesellschaft angesichts vermehrter Warnungen vor existenziell bedrohlichen Szenarien der Zukunft der Welt ihre eigene Zukunft politisch nicht mehr reflektiert. Nun ist zwar die Politik schon längst nicht mehr das herausgehobene Steuerungszentrum einer Gesellschaft, dennoch ist sie immer noch der exklusive Ort, an dem kollektiv legitime Entscheidungen getroffen werden. Geht dort nun der Zugriff auf die Zukunft verloren, dann ist dies unter normativen Gesichtspunkten bedenklich und mahnt zu einer weitergehenden Auseinandersetzung mit Budes Rückzugsdiagnose an. Hierfür ist die Plausibilität des Verlustes von Zukunft in der Politik zu prüfen, wobei zunächst differenziert werden muss: Geht es hier allein um den Verlust von Zukunftsvisionen als Orientierungsprogramm für die Politik oder darum, dass in politischen Auseinandersetzungen divergierende Zukunftsentwürfe nicht mehr gegeneinander in Stellung gebracht werden? Im Sinne normativer Leitideen zirkulieren keine unterschiedlichen Ansichten über die Zukunft, die miteinander konkurrieren bzw. zu Auslösern politischer Konflikte werden. Schließlich kann Budes Diagnose auch ein Hinweis darauf sein, dass innerhalb politischer Handlungen, Kommunikationen und Interaktionen keine konkrete Gestaltung von künftigen, noch nicht existenten gesellschaftlichen Zuständen angestrebt wird, weil den Akteuren die Fähigkeit zum strategischen Handeln abhandengekommen ist.

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Erschienen in
Kultursoziologie 1 | 2015
Die Renaissance
108 Seiten