Tod

Kodokushi

Einsame Tode in Japan

9 Seiten | Autor: Mika Toyota

Seit Mitte der 1990er Jahre rückte das Phänomen des ‚einsamen Todes‘ oder ‚einsamen Sterbens‘ zunehmend in den Fokus der japanischen Öffentlichkeit. Seit den 2000er Jahren wurde einsames Sterben nicht nur für ältere Menschen, sondern generationenübergreifend zum Problem erklärt. Anhand der Mediendarstellung des einsamen Todes in diesen drei Jahrzehnten zeigt Mika Toyota, wie sich die öffentliche Wahrnehmung verändert hat. In den 1990er Jahren wurde der einsame Tod mit Naturkatastrophen und schlecht konzipierten Hilfsprogrammen in Verbindung gebracht und daher als Ausnahme betrachtet, für welche die Regierung zuständig sein sollte. In den 2000er Jahren stieg die Zahl der Fälle von einsamem Tod rapide an. In der Öffentlichkeit erschien der einsame Tod nun als Folge mangelnder gesellschaftlicher Solidarität und Forderungen an die Kommunen wurden laut, etwas gegen die Ausbreitung des Phänomens zu tun. Unbeabsichtigt verstärkten solche Handlungsaufrufe jedoch die Stigmatisierung des einsamen Sterbens. Seit Mitte der 2010er Jahre wurde schließlich das einsame Sterben als unvermeidlicher Fakt diskutiert und als Teil der gesellschaftlichen Normalität verstanden – als eine Angelegenheit, auf die man sich praktisch vorbereiten muss.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2022
Einsamkeit
166 Seiten

Weiterhin ungeklärt

Zum Tod von UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld vor 60 Jahren

4 Seiten | Autor: Henning Melber

In der Nacht vom 17. auf den 18. September 1961 befand sich die DC6 „Albertina“ (SE-BDY) im Anflug auf die Minenstadt Ndola im damaligen Nordrhodesien (heute Sambia) an der kongolesischen Grenze. An Bord waren UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld und 15 weitere Menschen. Kurz nach Mitternacht wurde der Flughafen über die bevorstehende Landung informiert. Dann brach der Funkkontakt ab. Die „Albertina“ erreichte nie ihr Ziel. Eine Suchaktion begann erst am nächsten Morgen. Das Wrack wurde offiziell am Nachmittag nur wenige Kilometer entfernt entdeckt. Doch die Absturzstelle war bereits in den frühen Morgenstunden abgesperrt. Als einziger Überlebender wurde erst Stunden danach der Sicherheitsbeamte Harold Julien in ein örtliches Krankenhaus gebracht. Er starb Tage später in Ermangelung einer adäquaten Behandlung. Seine Zeugenaussagen wurden als Delirium abgetan. Zahlreiche afrikanische Augenzeugen, die in der Gegend als Köhler lebten, wurden als „unzuverlässig“ und deren Berichte als „anti-weiß motiviert“ verworfen. Eine nordrhodesische Untersuchung machte im Februar 1962 einen Pilotenfehler für den Absturz verantwortlich. Eine schwedische Kommission übernahm diese Version. Ein Untersuchungsbericht der Vereinten Nationen hingegen schloss Fremdeinwirkung nicht aus. Der Beschluss der UNO-Vollversammlung autorisierte deshalb den Generalsekretär, im Falle neuer Erkenntnisse weitere Untersuchungen zu empfehlen.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 178 | 2021
Weltraum
72 Seiten

Die Pandemie der Einsamkeit

Tod in Corona-Zeiten

3 Seiten | Autor: Zuhal Yeşilyurt Gündüz

Der Tod ist immer schmerzlich und schwer zu ertragen. Zu CoronaZeiten ist er jedoch noch unerträglicher. Für Menschen, die in den Intensivstationen ihre letzten Tage verbrachten und am Corona-Virus verstarben, gab es keine Verabschiedung, keine letzte Umarmung, kein Geleit und kaum Trost. Die Verwandten und Bekannten sind meist in Quarantäne. Beerdigungen sind schnell, unpersönlich, ohne trostspendende Reden, lange Gebete oder Besinnung – dafür aber mit Masken und Handschuhen, mit sozialem Abstand und Versammlungsverbot. Besuche und persönliche Beileidsbekundungen sind nicht erlaubt. So werden die Hinterbliebenen allein gelassen mit ihrer Trauer, ihrem Schmerz. Der italienische Philosoph Giorgio Agamben hat in seinen Werken die ethisch-moralischen Folgen von Katastrophen deutlich gemacht und auf die Politik des Ausnahmezustandes (politics of exceptionalism) hingewiesen, die schnell entstehen kann. Sie beraubt Menschen ihrer Rechte und Freiheiten und kann zum bare life führen, zum „nackten Leben“ eben, das biologische Überleben, ohne soziale, ethische oder moralische Werte. Mehrere Schriften, die er in den letzten Wochen als Kritik gegen die Corona-Politik öffentlich machte, wurden weithin kritisiert. Sein Text Una Domanda (Eine Frage) sollte jedoch unbedingt bedacht werden.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 164 | 2020
Umbrüche in Eurasien
72 Seiten

Warum Gaddafi sterben musste

Frankreich und der Krieg in Libyen

7 Seiten | Autor: Werner Ruf

Einst enger Verbündeter Frankreichs, dann Erzschurke für Paris: Muammar al-Gaddafi, der Führer Libyens. Mit enormen Finanzen aus dem Erdöl ausgestattet, versuchte Gaddafi, den afrikanischen Kontinent hinter sich zu einen und eine Alternative für dessen weiterhin engen Beziehungen zur alten Kolonialmacht Frankreich zu schaffen. Das wollte Paris nicht hinnehmen und schlug zurück. 2011 wurde Gaddafi auf Betreiben Frankreichs durch NATO-Truppen gestürzt. Seitdem herrschen in dem nordafrikanischen Land chaotische Verhältnisse.

Schlagworte: Libyen | Gaddafi | Frankreich | Tod

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 127 | 2017
Krieg in Korea?
72 Seiten