Renaissance

Geschichte der Kulturwissenschaft III

Zwischen Humanismus und Renaissance

13 Seiten | Autor: Gerhard Katschnig

Während erstarkende regionale Stadtstaaten durch die Ohnmacht des Kaisertums territoriale Machtkämpfe austrugen, bemühte sich die Kirche inmitten des Papstschismas (1378–1417) um eine Annäherung zwischen Rom und Avignon sowie zwischen weströmischer und oströmischer Kirche. Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive verlief der Übergang vom Spätmittelalter zur frühen Neuzeit ohne absolute Bruchstellen, doch mit Aktualisierungen mittelalterlicher Geistespflege – „der Kulturwandel vollzog sich additiv, und nicht substitutiv.“1 Entgegen der hochmittelalterlichen Ausrichtung, die Schriften der kirchlichen Autoritäten durch Rückgriffe auf Aristoteles zu vermitteln, begründeten Humanismus und Renaissance des 14.–16. Jahrhunderts das moderne Selbstbewusstsein auf der Antikenverehrung, welche sie in unterschiedlicher Funktionalität mit der Konstitution des Menschseins verbanden.

Schlagworte: Humanismus | Renaissance | Buchdruck

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Erschienen in
Kultursoziologie 1 | 2016
Jüdisches Leben in Deutschland
100 Seiten

Jacob Burckhardt, Peter Burke und der Genuss Italiens

16 Seiten | Autor: Gerhard Katschnig

In der Umgebung der familiären Basler Geistlichkeit begann Jacob Burckhardt 1837 neben Geschichte und Philologie das Studium der Evangelischen Theologie. Dem protestantischen Ansinnen, das für seinen Vater als reformierten Pfarrer am Münster kennzeichnend war, stand eine Reise entgegen, die den jungen Burckhardt 1838 erstmals nach Florenz brachte. Auf der Domkuppel von Florenz stehend, so lesen wir in einem Brief an Johannes Riggenbach 1838, betrachtete er den Sonnenuntergang und sog Italiennostalgie ein: „Vor mir lagen die Reichthümer der Kunst und Natur, als wäre die Gottheit wie ein Säemann über dieß Land geschritten.“ Dieser Eindruck, als seien Natur und Kunst in der Landschaft Italiens verschmolzen, blieb für Burckhardts späteres Schaffen bestimmend und gab in seinem Studium die Bevorzugung der Geschichtswissenschaft vor. 1839 wechselte er durch sein jugendliches, geradezu überschwängliches Interesse an Kunst und Geschichte nach Berlin, um Philologie, Geschichte und Kunstgeschichte zu studieren sowie Vorlesungen bei den Historikern Leopold von Ranke und Johann Gustav Droysen, dem Philologen Jacob Grimm und dem Kunsthistoriker Franz Kugler zu hören. In der wissenschaftlich anforderungsreichen Umgebung von Berlin kann man, wenn man seinen Briefverkehr ernst nimmt, die zweite zentrale Prägung für seine spätere Schaffensphase entnehmen: „[…] ich hatte meine Wissenschaft auf Hörensagen hin geliebt, und nun trat sie plötzlich in gigantischer Größe vor mich […] Jetzt erst bin ich fest entschlossen, ihr mein Leben zu widmen, vielleicht mit Entbehrung des häuslichen Glückes.“3 Während das Verhältnis zu Ranke und Droysen distanziert blieb, knüpfte er zu Franz Kugler eine freundschaftliche Beziehung, die in seiner ersten Kulturgeschichte, Renaissance, Italien größeren Veröffentlichung, »Die Kunstwerke der belgischen Städte«, im Sommer 1842 ihren Niederschlag fand.

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Erschienen in
Kultursoziologie 1 | 2015
Die Renaissance
108 Seiten

Versuch über Giorgio Vasari

Ein Abendessen bei Kardinal Farnese

16 Seiten | Autor: Jakob Grollitsch

Es soll ein Abend freundlicher Unterhaltung und guter Gespräche werden. Die anwesenden Männer, es sind nur Männer zugegen, sind eine Elite. Auserwählt durch Geburt, Geld oder Talent. Männer an der Spitze einer Hierarchie, die Rücksichtslosigkeit und Skrupellosigkeit als Geschäftsalltag verstehen. Aber Härte allein genügt nicht. Ein Mann von Welt muss auch in den Künsten, der Literatur und nicht zuletzt in der Religion bewandert sein, um in diese Runde aufgenommen zu werden. Und er darf nicht den Familiennamen Medici tragen. Ansonsten ist der Gastgeber Grand Cardinale Farnese ein offener und freundlicher Mensch. Die so häufig veranstalteten Abendessen sind weniger Ausdruck einer Hofhaltung, einer tributsartigen Versicherung seiner Klienten ihm gegenüber, als ein tatsächliches Bemühen des Kardinals, mit den klügsten Köpfen seiner Zeit, oder zumindest den klügsten Köpfen der unmittelbaren Umgebung, Wissen zu sammeln und Erkenntnisse zu gewinnen. Natürlich ist es ein Wettbewerb. Die Männer buhlen um den Beifall des Kardinals, versuchen, sich mit rhetorischem Schliff und Fachwissen zu empfehlen. Doch die Freundlichkeit des Kardinals löst die Spannung, weicht die Rivalität auf, die zwischen Höflichkeitsfloskeln unter der Oberfläche schimmert. Der Gastgeber ist reich und mächtig. Das Haus Farnese regiert Parma. Die Mutter des Gastgebers ist eine Orsini, er selbst ist der Enkel eines Papstes. Der Kardinal kann in Rom ein mächtiger Gönner oder ein unangenehmer Feind sein.

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Erschienen in
Kultursoziologie 1 | 2015
Die Renaissance
108 Seiten

Alfred von Martin: Soziologie der Renaissance

Zur Physiognomik und Rhythmik bürgerlicher Kultur

5 Seiten | Autor: Wolfgang Geier

Alfred von Martin (1882–1979) widmete seine titelgebende und folgend zitierte Studie „Karl Mannheim, dem Meister historisch-soziologischen Forschens und Denkens“, wie es im Vorspruch heißt. Im Vorwort erklärt Martin: „Die vorliegende Arbeit verdankt ihre Entstehung einer […] Aufforderung des Berliner Soziologen Alfred Vierkandt, für sein ‚Handwörterbuch der Soziologie‘ den Mittelalter- und Renaissance-Artikel zu übernehmen“ (S. V). Er erklärt dann die verschiedenen Fassungen des Textes sowohl für das »Wörterbuch« als auch für das »Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik« (1903–1933). Bezüge auf Martin enthalten einige in ihrer Zeit und Anlage einmalige Publikationen, so das von Vierkandt herausgegebene »Handwörterbuch der Soziologie« (Stuttgart 1932, rd. 700 Seiten), das von Gottfried Eisermann herausgegebene Buch »Gegenwartsprobleme der Soziologie. Vierkandt zum 80. Geburtstag « (Potsdam 19492) und das von Werner Ziegenfuß herausgegebene »Handbuch der Soziologie« (Stuttgart 1956, 1243 Seiten).

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Erschienen in
Kultursoziologie 1 | 2015
Die Renaissance
108 Seiten

Zwischen dignitas hominis und Kabbala

Giovanni Pico della Mirandola als Vertreter der Renaissance

16 Seiten | Autor: Gian Franco Frigo

Die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts stellt in Italien eine Epoche dar, in der die studia humanitatis einen kritischen Blick auf die scholastische Tradition erlauben. Die „Studien der Humanität“ werten die logischheuristische Bedeutung der klassischen Rhetorik gegenüber dem Formalismus der quaestio und der controversia der scholastischen Methode wieder auf. Wenn anfänglich der von der philologischen Kritik bevorzugte Bereich der sprachlich-literarische gewesen war, erkennt man nun, dass die Sprache nicht nur eine grammatische oder rhetorische Bedeutung hat, sondern auch das politische und ethische Moment mitbringt, das die menschliche Kommunikation in sich trägt. Nur wenn man diesen Aspekt im Auge behält, kann man verstehen, warum die humanistische Hermeneutik ein wichtiges Moment einer kulturellen renovatio wird, die das moralische, zivile und politische Leben umfasst. Nicht nur gewinnt man die symbolisch-erkennende Bedeutung der poetischen Bilder der antiken Mythologie wieder, sondern man nimmt die Vorbildlichkeit der Vergangenheit zum Ansporn, um mit neuen Instrumenten die eigene Zeit zu deuten oder utopische Gesellschaftsmodelle zu entwerfen.

Schlagworte: Renaissance | Philosophie | Religion

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Erschienen in
Kultursoziologie 1 | 2015
Die Renaissance
108 Seiten

Zwischen Glauben und Unglauben

Lucien Febvres Renaissance

8 Seiten | Autor: Thomas Bitterlich

Renaissance … „Tyrannei des Wortes, Tyrannei des Namens, vor der sich die Naturvölker fürchteten. Nur daß für jene der Akt der Namensgebung bedeutet, daß der Benennende das Benannte in Besitz nimmt. Im Falle des Historikers nimmt nur zu oft das Benannte den Benennenden in Besitz.“ Nach dieser von Ulrich Raulff übersetzten Aussage Lucien Febvres, eines Mitbegründers und Herausgebers der schulemachenden französischen Zeitschrift »Annales d’histoire économique et sociale«, mag es seltsam erscheinen, ihn in ein Themenheft zur Renaissance aufzunehmen. Tatsächlich lassen sich kaum Publikationen finden, die im Titel das Wort „Renaissance“ führen. Da geht es um „un destin“, „l’incroyance“ oder „la sensibilité“, um menschliche Probleme und keine Epochen. Nur selten, z. B. in »Comment Jules Michelet inventa la Renaissance«, nutzt er das Wort als historiografische Orientierungskategorie. Trotzdem hat er viel zu der Geschichte der Epoche gearbeitet und dadurch den Weg für Perspektiven eröffnet, die in dieser Zeit nicht mehr ausschließlich die Wiedergeburt der Antike und ein (Zerr-)Bild moderner Gegenwart sehen; Perspektiven, die ihre Zeiteinteilungen gemäß ihrem Gegenstand vornehmen und etablierte Ordnungsmuster hinterfragen.

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Erschienen in
Kultursoziologie 1 | 2015
Die Renaissance
108 Seiten

Kultursoziologie 1 | 2015

Die Renaissance

ISSN 0944-8101 | 108 Seiten

Die Gesamtwirkung der Renaissance in der europäischen Sozial- und Kulturgeschichte ist derart umfassend, tiefgreifend und weitreichend, dass sie die Geschichtsschreibung seit Jahrhunderten beschäftigt. Für die Kultursoziologie ist sie seit etwa 100 Jahren Gegenstand spezieller Studien. Im Thema werden Werke prägender Denker und Erforscher der Renaissance in Erinnerung gerufen: Jacob Burckhardt, Peter Burke, Giorgio Vasari, Alfred von Martin, Giovanni PicoDie Gesamtwirkung der Renaissance in der europäischen Sozial- und Kulturgeschichte ist derart umfassend, tiefgreifend und weitreichend, dass sie die Geschichtsschreibung seit Jahrhunderten beschäftigt. Für die Kultursoziologie ist sie seit etwa 100 Jahren Gegenstand spezieller Studien. Im Thema werden Werke prägender Denker und Erforscher der Renaissance in Erinnerung gerufen: Jacob Burckhardt, Peter Burke, Giorgio Vasari, Alfred von Martin, Giovanni Pico della Mirandola und Lucien Febvre. della Mirandola und Lucien Febvre.

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