Organisation

Das Agilitäts-Dispositiv

Die Coder-Klasse zwischen Selbstermächtigung und digitalem Taylorismus

10 Seiten | Autor: Timo Daum

Vor 20 Jahren entstand das „Manifest für Agile Softwareentwicklung“. Seine Prinzipien haben sich in der Zwischenzeit in Gestalt agiler Methoden in der Softwarebranche etabliert. Kleine Teams entwickeln in kurzen Iterationen funktionsfähige Prototypen, kommunizieren ständig und steuern sich weitgehend selbst. Das Streben des Managements nach Geschwindigkeit & Kontrolle wird in die Teams hinein verlagert. Überall da, wo kognitiv-kreative Arbeitsprozesse organisiert werden müssen, wird Agilität zur Methode der Wahl. Ein agiles Dispositiv hat sich herausgebildet, das die einstmals befreienden Prinzipien als erhöhte Anforderungen an die Kreativen und Programmiererinnen zurückspielt. Aus dem revolutionären Aufbegehren gegen Hierarchien ist mittlerweile eine maßgeschneiderte Ausbeutungsmethodik für kognitive Arbeit geworden. Das Manifest gab den Startschuss für die reelle Subsumption der kognitiv-kreativen Kopfarbeit im digitalen Kapitalismus.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2021
digital arbeiten
166 Seiten

Agilität am Bildschirm

14 Seiten | Autor: Dirk Baecker

Vor dem Hintergrund weitreichender Prozesse der Digitalisierung des Arbeitslebens im Betrieb und im Büro beschreibt Dirk Baecker die Arbeit am Bildschirm als eine Arbeit an organisierten Entscheidungsprozessen, die in drei Dimensionen reflektiert und konditioniert werden. Die Dimension der Hierarchie verknüpft den Arbeitsplatz mit dem Team, der Abteilung und der Geschäftsführung. Die Dimension des Netzwerks verknüpft den Betrieb in Wertschöpfungsketten vom Lieferanten bis zum Kunden. Und die Dimension des Lernens verknüpft Mensch und Maschine beziehungsweise sinnliche Wahrnehmung, bewusstes Verstehen und Kommunikation mit Rechnern, Programmen, Algorithmen und Maschinen. Der Bildschirm trennt die Dimension des Lernens in eine „menschliche“ Oberfläche und eine „maschinelle“ Unterfläche. Baecker entwickelt ein Gedankenspiel der Analyse und Gestaltung von Bildschirmen im Spannungsfeld dieser drei Dimensionen und begreift Methoden des agilen Managements als den Gewinn jener Formen von Beweglichkeit, die es erlauben, Hierarchien mit Blick auf Netzwerke zu relativieren. Möglicherweise können digital vernetzte Technologien als funktionales Äquivalent von Hierarchie in ihrer Rolle als Ordnungsgarant organisierter Arbeit verstanden werden.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2021
digital arbeiten
166 Seiten

Eine Soziologie der Drohne

14 Seiten | Autor: Ina Wiesner

Die derzeit geführten fachwissenschaftlichen und öffentlichen Diskurse über Kampfdrohnen bedienen sich vor allem technischer, strategischer, völkerrechtlicher und ethischer Argumente. Noch schweigen Soziologen zu diesem Thema. Dabei können soziologische Analysen zu den Einflussfaktoren auf die Entwicklung und den Einsatz von Kampfdrohnen die Debatte ebenso bereichern wie Betrachtungen über die Auswirkungen von Kampfdrohneneinsätzen auf Individuen, Organisationen und Gesellschaften. Ina Wiesners Beitrag bietet eine umfassende Diskussion der soziologischen Aspekte von Kampfdrohnen. Dies ist nicht nur angebracht vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Praxis der gezielten Tötungen, sondern auch, weil Drohnen als ein Zwischenschritt zu autonomen offensiven Kampfsystemen erscheinen, die die Art des Krieges in der Zukunft verändern werden.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2016
Leben mit der Krise
160 Seiten