Kulturwissenschaften

Geschichte der Kulturwissenschaft VII

Kultur zwischen Industrialisierung und Naturwissenschaft

15 Seiten | Autor: Gerhard Katschnig

Die Säkularisierungs- sowie Rationalisierungstendenzen der Aufklärungszeit wurden im 19. Jahrhundert durch den Aufstieg des Bürgertums auf breitere Bevölkerungsteile ausgeweitet. Infolge des Scheiterns der Französischen Revolution verloren geschichtsphilosophisch begründeteFortschrittsideen ihre Anziehungskraft. Die einsetzende industrielle Revolution schien dagegen einige Versprechen einzulösen, die seit den Utopien und Universalgeschichten des 16. bis 18. Jahrhunderts formuliert worden waren. Während sich Vertreter des süddeutschen Neukantianismus darum bemühten, die methodologischen Anforderungen eines kulturwissenschaftlichen Forschungsfeldes gegenüber naturwissenschaftlichen Ausrichtungen zu profilieren, wurde der bei Rousseau und Schiller so sprachmächtig aufgekommene Zweifel an der Vernunftorientierung der menschlichen Kulturentwicklung durch die skeptische Kulturphilosophie des 19. Jahrhunderts wieder aufgegriffen.

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Erschienen in
Kultursoziologie 2 | 2017
Geschichte der Soziologie
112 Seiten

Kultursoziologie 2 | 2017

Geschichte der Soziologie

Herausgeber: Wolfgang Geier

ISBN 978-3-945878-66-8 | ISSN 0941-343X | 112 Seiten

Die Geschichte der Soziologie kann auf vielfältige Weise erzählt werden. Die zahlreichen Personen, Institutionen und Publikationen, die zum Ende des 19. Jahrhunderts und zum Beginn des 20. Jahrhunderts zu der Entstehung der Soziologie beitrugen, sind kaum zu überblicken. Es wundert daher nicht dass viele und vieles in Vergessenheit geraten. Dies nimmt die aktuelle Ausgaben zum Anlass, um auf die Entstehungskontexte des Faches zu verweisen, die außerhalb des dominierenden Narratives einer eurozentristischen und auf sozioökonomische Themen fokussierenden Soziologie liegen.

Inhalt

Kulturkritik

Schwierigkeiten mit einem Begriff

11 Seiten | Autor: Wolfgang Geier

Mit der Verwendung des Kompositums Kulturkritik entstehen Schwierigkeiten – nicht mit dem Bestandteil Kritik, wohl aber mit jenem der Kultur, und mit der Klärung, was Kultur ist und was hier durch wen, wie und warum kritisiert werden soll. Auf welche Gebiete der Kultur erstreckt sich die Kritik? Geht es um gesellschaftliche Sachverhalte, die aus kultureller Sicht einer kritischen Betrachtung unterzogen werden? Sind Bildung und Anwendung eines solchen Kompositums überhaupt sinnvoll? Welche sind seine kategorialen und methodischen Kriterien? Gerät eine Kulturkritik, durch wen woran auch immer geübt, nicht in die Nähe ideologischer Vor- und Nachurteile, subjektiver Dikta ohne objektivierbare Relevanz und Validität? Die Schwierigkeiten beginnen mit dem Kulturbegriff. In keiner anderen europäischen Sprache erscheint er, wenn er überhaupt mehr oder weniger eineindeutig vorkommt, in derartigen Unschärfen wie im Deutschen, verstärkt durch Kompositabildungen, die in andere Sprachen nicht übersetzbar sind. Oder wie sollte man Absonderlichkeiten wie Anpassungs-, Streit-, Verweigerungs- und Wutkultur ins Englische oder Finnische übersetzen? Außer solchen Unsinnigkeiten gibt es solche, die sich anspruchsvoller gebärden: Im Januar 2010 fand in Leipzig eine wissenschaftliche Diskussion zu kuratorischer Kultur – so die Ankündigung der Veranstalter – statt. Das Ergebnis bestand darin, dass sich die Teilnehmer darin bestätigten, noch nicht genau zu wissen, wovon hier eigentlich die Rede sein sollte – obwohl über kuratorische Kultur stundenlang geredet worden war.

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Erschienen in
Kultursoziologie 1 | 2017
Kulturkritik
122 Seiten

Kulturkritik als Kritik des menschlichen Symbolisierungsbedürfnisses

22 Seiten | Autor: Philipp Seitz

Ernst Cassirers Vorstellung von einer kritischen Kulturphilosophie, die sich mit nicht weniger als der Gesamtheit jedes kulturellen Objektivierens auseinandersetzt, ist nicht Ausdruck der Selbstverliebtheit eines Kulturphilosophen, sondern die Bedingung der Möglichkeit von Kulturwissenschaften, die nicht nebeneinander kulturelle Phänomene untersuchen, sondern miteinander kulturelle Formen erörtern.1 Eine Kritik der Kultur,2 die sowohl die Vielfalt kultureller Praktiken, Objektivationen und Institutionalisierungen als auch die Einheit im kulturellen Tätigsein, im Erzeugen von Symbolisierungen von Sinn, als Kultur begreift und damit das Potenzial besitzt, eine fundamental-anthropologische Kulturkritik im Sinne Michael Landmanns zu leisten,3 scheint aber unzeitgemäß zu sein. Im Zeitalter der Globalisierung glauben viele Akteure, ihre Kultur bewahren zu müssen. Dementsprechend gerät ein Kulturbegriff, der die Vielfalt zum programmatischen Kern erklärt, schnell in Verruf, entweder Kulturrelativismus betreiben zu wollen oder gar universalistisch zu sein. Wie kann dieser Mangel an einer Kulturkritik, die sich als eine Kritik der Kultur versteht, beseitigt werden? Wie kann eine philosophische Kritik der Kultur gelingen, in der erkenntnistheoretische, ethische und ästhetische Kritiken als kulturwissenschaftliche Kulturkritiken nicht bloß zusammenhangslos nebeneinander, sondern mit- und zueinander in Ergänzungsverhältnisse gestellt werden, um eine Kulturkritik als Kritik der Kulturalität in genere durchführen zu können?

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Erschienen in
Kultursoziologie 1 | 2017
Kulturkritik
122 Seiten

Kultursoziologie 1 | 2017

Kulturkritik

ISBN 978-3-945878-50-7 | ISSN 0944-8101 | 122 Seiten

Kulturkritik ist als eine diagnostisch und therapeutisch motivierte Beurteilung von menschlichen Gesellschaften, Gemeinschaften und Gruppen zu begreifen. Eingedenk dieser allgemeinen, präzisionsbedürftigen Bestimmung ist zu ergründen, worauf sich derlei Kritik genau beziehen kann und woraus sie ihre Geltung speist. Mit einem Call for Papers rief die Kultursoziologie auf, sich mit dem Status quo und mit Fällen gegenwärtiger Kulturkritik auseinanderzusetzen. Die hiermit vorliegenden Beiträge belegen die Lebendigkeit und Mannigfaltigkeit dieses Themas.

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