karnale Soziologie

Für eine Soziologie von Fleisch und Blut

11 Seiten | Autor: Loïc Wacquant

Loïc Wacquants Aufsatz legt die Grundsätze einer „Soziologie von Fleisch und Blut“ dar. Wacquants karnale Soziologie zielt auf eine Vorgehensweise, die der soziologischen Forschung ein tieferes, weil körperliches Eindringen in den Untersuchungsgegenstand erlaubt. Wacquant spricht davon, selbst Teil des Phänomens zu werden, das man untersucht. Erst diese intensive Form der Feldforschung sei in der Lage, lebensweltliche Universen ganz, d. h. auf der geistigen Ebene ebenso wie auf der körperlichen, zu erfassen. Wacquant betont dabei die Situiertheit und die Perspektivität solcher Forschungen: Wir alle sind menschliche Wesen mit Empfindungen, Fähigkeiten und einer Geschichte. Statt von dieser Vielfalt zu abstrahieren, fordert Wacquant, diese Eigenschaften für die Forschung zu nutzen und sie in den reflexiven Prozess einzubeziehen.

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Der verkörperte Geist

Ein Versuch, an Wacquants karnale Soziologie anzuknüpfen

6 Seiten | Autor: Karen A. Cerulo

Karen A. Cerulo knüpft in ihrem Beitrag an das theoretische Programm Wacquants praktisch an. Vorgestellt wird eine empirische Studie zur Entschlüsselung der Bedeutungen von Parfüm. Bei einem Test mit drei Sorten Parfüm konnten die Teilnehmenden zum großen Teil richtig einschätzen, für welche Zielgruppe und Anwendungsumgebung ein Parfum kreiert worden ist. Daraus und aus den Antworten der Befragten schließt Cerulo, dass wir beim Riechen eines Dufts auf ein komplexes Assoziationsnetz zurückgreifen, das wesentlich durch unsere menschlichen Eigenschaften als empfindungsfähig, sedimentiert und situiert bestimmt ist. Cerulos Studie trägt so zu einem umfassenderen Blick auf Duft als kulturellem Phänomen bei.

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Visuelle Mikrosoziologie und die Soziologie von Fleisch und Blut

Kommentar zu Loïc Wacquant

6 Seiten | Autor: Randall Collins

Randall Collins zeigt, wie die von Wacquant vorgeschlagene intensive Feldforschung durch eine „visuelle Mikrosoziologie“, die sich auf Foto- und Videoaufzeichnungen stützt, ergänzt werden kann. In seinem Kommentar befasst er sich mit der Analyse von Gewaltausübung und gewaltvollen Massenereignissen. Visuelle Aufzeichnungstechniken ermöglichen eine genaue Beobachtung und Auswertung von Vorgängen, Körperhaltungen und Bewegungen. Auf dieser Basis kann in Interviews präziser nachgefragt werden. Damit wird die Möglichkeit gegeben, über ein rituelles und schablonenhaftes Sprechen über Gewalt hinauszugelangen. In theoretischer Hinsicht problematisiert Collins die Entstehung von Solidarität innerhalb einer Gruppe, die Mitgliedschaft herstellt und das Zugehörigkeitsgefühl der Gruppe stärkt, aber nicht zu Gleichheit in Bezug auf Fähigkeiten führt.

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Das Bedürfnis nach mehr „Fleischlichem“

5 Seiten | Autor: Randol Contreras

Anhand eigener empirischer Forschungen thematisiert Randol Contreras die Bedeutung von Körperlichkeit für eine „enaktive Ethnographie“. Er hat sich in verschiedenen Drogendealer- und Gangmilieus bewegt, stammt selbst aus der Süd-Bronx; vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen hebt er hervor, wie maßgeblich das Erlernen des richtigen Habitus ist, um die Erfahrungswelt mit den untersuchten Personen zu teilen und ihren Erfahrungshorizont zu verstehen. Er fordert, diese körperlichen Erfahrungen stärker theoretisch zu reflektieren, und setzt die karnale Soziologie in Bezug zur Autoethnographie, wobei er beide jedoch deutlich unterscheidet.

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Eine feministische karnale Soziologie?

7 Seiten | Autor: Victoria Pitts-Taylor

Victoria Pitts-Taylor unterzieht Wacquants karnale Soziologie einer Kritik aus feministischer Perspektive. Sie weist darauf hin, dass feministisches Denken und Forschen schon lange Wacquants Forderungen nach Embodiment umsetzt. Sie kritisiert, dass Wacquant diese Forschungen in seinen Ausführungen übergeht, und arbeitet seine Übereinstimmungen mit feministischen Ansätzen bei der Ablehnung des Körper-Geist-Dualismus und bei der Betonung des körperlichen Aspekts von Denken und Erfahren heraus. Dabei hebt sie die Impulse von Neurokognitionsforschung und naturalisierter Philosophie hervor, die sowohl für Wacquant als auch für die feministische Forschung eine wichtige Grundlage lieferten.

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Fleisch und Blut. Loïc Wacquants karnale Soziologie

Die Beiträge des Nebenschwerpunktes zum Vorzugspreis - Loïc Wacquants Forschungsprogramm einer „karnalen Soziologie“ in der Diskussion

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