Habitus

Zwischen Aktivität und Resignation

Wie arme Menschen mit gesellschaftlichen Zuschreibungen umgehen

12 Seiten | Autor: Christopher Wimmer

Armut stellt seit jeher ein zentrales gesellschaftliches Problem dar. Arme Menschen müssen ihr Leben nicht nur unter Bedingungen materieller Not und Entbehrung führen, sondern sind häufig auch stark abwertenden und moralisierenden Zuschreibungen ausgesetzt. Christopher Wimmer versucht in diesem Text, aus der Perspektive armer Menschen nachzuvollziehen, wie diese subjektiv mit Stigmatisierungen umgehen, wie sie sich selbst wahrnehmen und welche Gegenstrategien sie einwickeln. Zentral für die Zuschreibungen ist die umstrittene gesellschaftliche Gegenüberstellung von „würdiger“ und „unwürdiger“ Armut. An drei Fallbeispielen zeigt der Autor, wie wirksam die Zuschreibung „unwürdiger“ Armut ist. Allerdings unterscheiden sich die Umgangsweisen der interviewten Personen deutlich voneinander, was sich nicht zuletzt auf unterschiedliche biografische Erfahrungen zurückführen lässt.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2022
Schwächen der Linken
135 Seiten

Habitus und milieuspezifische Strategien

Wissenschaftliche Mitarbeiter_innen unter prekären Beschäftigungsbedingungen

Andrea Lange-Vester und Christel Teiwes-Kügler gehen in der Darstellung der Ergebnisse ihrer empirischen Studie der Frage nach, wie Habitusmuster wissenschaftlicher MitarbeiterInnen und milieuspezifische Positionierungsstrategien unter prekären Beschäftigungsbedingungen aussehen. Ihre These lautet, dass es in der Konkurrenz um die knappen Professuren im Zusammenspiel von Leistung, Disziplin, asketischer Haltung, Zufall, Vetternwirtschaft und Geschlechtszugehörigkeit zwar auch zur Ausprägung gemeinsamer Haltungen kommt. Es lassen sich aber vor allem auch über die soziale Herkunft erworbene Habitusmuster und milieuspezifische Positionierungsstrategien unterscheiden, die Auswirkungen darauf haben, wie die Wege in die Wissenschaft verlaufen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2017
„Russland in Blut gewaschen“
178 Seiten

Eine kurze Genealogie und Anatomie des Habitusbegriffs

7 Seiten | Autor: Loïc Wacquant

Die philosophischen Ursprünge des Habitusbegriffs zu ergründen und dessen erstmalige Verwendung durch Bourdieu zu betrachten, der damit die historische Bruchlinie des algerischen Befreiungskrieges wie die Nachkrieges-Modernisierung des ländlichen Frankreichs zu beschreiben suchte, kann dabei behilflich sein, vier weithin geteilte Missverständnisse bezüglich des Begriffs aufzuklären. (1) Der Habitus ist niemals eine Replikation einer einzigen sozialen Struktur, sondern vielmehr ein dynamisches, multiskaliertes und vielschichtiges Set von Schemata, dass einer permanenten Revision in der Praxis unterworfen ist. (2) Der Habitus ist nicht notwendigerweise kohärent und einheitlich, sondern weist vielmehr variierende Grade von Verflechtungen und Spannungen auf. (3) Weil der Habitus nicht immer deckungsgleich mit dem ihn umgebenden Kosmos ist, in dem er sich entwickelt, eignet er sich gleichermaßen dafür, sozialen Wandel und Krisen zu erfassen wie Prozesse der Kohäsion und der Perpetuierung. (4) Schließlich ist der Habitus nicht als ein selbstgenügsamer Mechanismus der Generierungen von Handlungen zu verstehen: Die Untersuchung von Dispositionen muss stets in einer engen Verbindung mit einer parallelen Kartierung des Systems sozialer Positionen vorgehen, die die jeweiligen Fähigkeiten und Neigungen der Akteure entweder anregen, unterdrücken oder überschreiben. Grundlegend ist, dass der Habitusbegriff Bourdieus nicht als ein abstraktes Konzept zu verstehen ist, das auf einer theoretischen Ebene verbleibt, sondern als Skizze einer Forschungsperspektive, die die Genese des Denkens in das Zentrum sozialer Analysen stellt.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2016
Big Data als Theorieersatz
146 Seiten