Geschichtspolitik

Verordnetes Vergessen

Eine Polemik

11 Seiten | Autor: Yana Milev

Der Umbau erinnerungskultureller Paradigmen in Ostdeutschland seit 1989/90 war für viele DDR-Sozialisierte mit einer wissenssoziologischen Schocktherapie verbunden, da bisher gültige Geschichtsbilder und Geschichtsdeutungen sowie damit im Zusammenhang stehende Erinnerungsgemeinschaften und kollektive Identitäten systematisch aufgelöst wurden. In polemischer Absicht formuliert Yana Milev die provokante These, dass es nach 1990 in Ostdeutschland ein „verordnetes Vergessen“ gegeben habe, das vor allem darin bestehe, die Leistungen der Roten Armee und der Sowjetunion bei der Befreiung Deutschlands von der nationalsozialistischen Diktatur kleinzureden und zu verdrängen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Die "heldenhafte Verteidigung der Brester Festung"

Ein Geschichtsnarrativ aus Legenden und Lügen

12 Seiten | Autor: Christian Ganzer

Christian Ganzer thematisiert in diesem Artikel ein herausragendes Beispiel der belarusischen Erinnerungskultur an den Zweiten Weltkrieg: das Narrativ der heldenhaften Verteidigung der Brester Festung. Basierend auf umfangreichen Archivrecherchen zeigt er, dass diese Geschichtserzählung und die entsprechende Gestaltung des Gedenkortes und Museums zur Verteidigung der Brester Festung auf Legenden und Lügen basieren und von den Machthabern bis heute politisch instrumentalisiert werden.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Der Zweite Weltkrieg und die aktuellen Deutungen der Gewalt in Belarus

4 Seiten | Autor: Aliaksandr Dalhouski

Auffällig in den gegenwärtigen Machtkämpfen in Belarus ist, dass die politischen Gegner einander als „Faschisten“ verunglimpfen. Aliaksandr Dalhouski sucht in seinem Beitrag nach Erklärungen dafür, warum in der aktuellen politischen Krise der Zweite Weltkrieg visuell und semantisch so präsent ist. Ein Grund sei die offizielle belarusische Erinnerungskultur mit ihrem Narrativ des belarusischen Helden- und Opfervolkes – ein Konstrukt, das den Zusammenbruch der Sowjetunion überdauert habe und national aufgeladen wurde. Anschließend zeichnet Dalhouski ein persönliches Bild der gegenwärtigen Lage, in der die Instrumentalisierung der Geschichte die gesellschaftlichen Gräben vertieft.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Aufstieg und Fall der Park Geun-Hye

5 Seiten | Autor: Sook-Young Ahn

Am Vormittag des 24. Oktober 2016 erklärte die „erste Präsidentin“ Südkoreas, Park Geun-Hye, in einer Parlamentsrede überraschend, dass sie noch während ihrer Amtszeit eine Verfassungsänderung auf den Weg bringen wolle. Bis dahin hatte sie sich immer gegen eine solche Änderung ausgesprochen. Sehr bald wurde klar, warum sie diese Karte spielte. Es war der Versuch, von dem sich anbahnenden „Choi-Sun-Sil-Skandal“ abzulenken – eine Korruptionsaffäre um Choi Sun-Sil, eine enge Freundin der Präsidentin. Noch am selben Abend berichtete die Nachrichtensendung JTBC Newsroom, dass Choi, die kein politisches oder administratives Amt bekleidete, viele Reden der Präsidentin korrigiert und geändert hatte. Als Beweis präsentierte JTBC einen Tablet-PC, auf dem die Reden und ihre Änderungen gespeichert waren.

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Erschienen in
Welttrends 137 | 2018
Frauen in Führung
72 Seiten

Eine weitere Karte im Spiel

Wie Jarosław Kaczyński die polnische Reparationsdebatte anstieß

5 Seiten | Autor: Krzysztof Pilawski

Wenn Jarosław Kaczyński nun von Deutschland ausstehende Reparationszahlungenfür den Zweiten Weltkrieg fordert, so ist das weniger ein Ziel fürsich selbst, vielmehr bezweckt es die Stärkung der VerhandlungspositionWarschaus gegenüber Berlin und gegenüber der Europäischen Union, inder Deutschland einen immer größer werdenden Einfluss besitzt. Außerdemsoll die Position des Regierungslagers in Polen abgesichert werden.

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Erschienen in
Welttrends 134 | 2017
Schuld und Sühne
72 Seiten

Transnational, transkulturell, transethnisch

Historische Bestimmungsfaktoren der sowjetischen Ukraine

10 Seiten | Autor: Matthias Stadelmann

Die sowjetische Ära der ukrainischen Geschichte ist in den meisten national ausgerichteten Diskursen der Ukraine seit ihrer staatlichen Unabhängigkeit nicht gut beleumundet. Grundstruktur dominierender patriotischer Narrative ist die „russische“ Unterdrückung der ukrainischen Nation durch das moskaudominierte Sowjetsystem. In dieser Perspektive erscheinen die Jahrzehnte sowjetukrainischer Geschichte als kontinuierlicher Kampf einer – vor allem ethno-linguistisch definierten – ukrainischen Nation gegen sowjetisch-russische Vereinnahmung. Der Sowjetsozialismus wirkt in dieser Perspektive geradezu anti-ukrainisch, von außen aufgezwungen, als moderne, bisweilen mörderische Fortsetzung russisch-kolonialer Unterdrückung. Unterschätzt wird dabei, dass die sowjetische Ukraine die erste dauerhafte Verdichtung der ukrainischen Nation zum eigenen Staat war und dass dieser erste moderne ukrainische Staat vom Anfang bis zum Ende transethnisch, transkulturell und transnational war. Ausgehend von der These einer zwar national gedachten und definierten, aber transnational, transethnisch und transkulturell strukturierten Ukraine gibt der Beitrag von Matthias Stadelmann einige Hinweise zu historischen Determinanten der sowjetischen Ukraine, anhand derer jene häufig Grenzen überschreitenden Dimensionen ukrainischer staatlicher wie kultureller Existenz aufgezeigt und begründet werden können.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2017
„Russland in Blut gewaschen“
178 Seiten