Ästhetik

Welche Methoden braucht Philosophiegeschichte?

Eine Antwort auf Hans-Christoph Rauh

9 Seiten | Autor: Martin Küpper

Martin Küpper knüpft mit diesem Text an seinen Artikel zur Philosophie in der DDR an (Initial 1/2021) und antwortet auf eine Entgegnung von Hans-Christoph Rauh (Initial 2/2021). Gegen Rauhs Kritik macht Küpper geltend, dass insbesondere ein Blick auf einzelne Bereiche wie die Ästhetik in der DDR zeigt, dass mitunter eine sehr differenzierte Entwicklung der Philosophie vorherrschte und auch belegt werden kann. Um diese Feingliedrigkeit wahrzunehmen und weiteren Untersuchungen zuzuführen, bedarf es des Abbaus von Rezeptionsbarrieren, wie sie ein schlagwortartiger Gebrauch von Begriffen wie „DDR-Philosophie“ mit sich bringt.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2021
Weltall Erde Mensch
156 Seiten

Zwischen kritischer Innovation und postmoderner Rekonversion

Das „Wörterbuch der ästhetischen Grundbegriffe“

8 Seiten | Autor: Jan Loheit

Das Wörterbuch der ästhetischen Grundbegriffe gehört zu den seltenen Fällen der Wissenschaftsgeschichte, in denen sich in einem einzigen Werk die politischen, sozialen, philosophischen und ästhetisch-theoretischen Reagenzien einer epochalen Umbruchszeit beobachten lassen. Entstanden an der Schwelle zur Perestroika, geriet das am Zentralinstitut für Literaturgeschichte entstandene interdisziplinäre Reformprojekt in den Sog jener postmodernen Diskurse, die infolge der von den neuen Computer- und Medientechnologien erzeugten Umwälzungen in den globalen Produktions- und Lebensverhältnissen kulturelle Hegemonie gewannen, während der Marxismus-Leninismus und mit ihm der politische Block der sozialistischen Staaten in Europa in eine existenzielle Legitimitätskrise gerieten. Die offene epistemologische Situation, die dazu herausforderte, das Inventar der ästhetischen Grundbegriffe einer historisch-kritischen Prüfung zu unterziehen, ging in einen geschichtlichen Bruch über, der alle bisherigen politisch-sozialen Kontexte der wissenschaftlichen Produktion aufzulösen begann. Als eines von wenigen Projekten konnte das Wörterbuch nach 1989 fortgeführt und 2005 zum Abschluss gebracht werden. Die Materialien, die im Zusammenhang des Werks entstanden, geben, konzentriert wie kaum irgend andere, Aufschluss über die Kämpfe und Widersprüche, die sich durch die wissenschaftliche Theoriegeschichte der Wende- und Nachwendezeit ziehen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2021
Vor der Abwicklung
142 Seiten

Der entlastete Raum

Raumkonzepte am Bauhaus

10 Seiten | Autor: Heinz Hirdina

Vorlesung Heinz Hirdinas aus dem Jahr 2004 an der Kunsthochschule Weißensee. Veröffentlicht als Vorabdruck aus dessen demnächst erscheinenden gesammelten Vorlesungen: Theorie und Geschichte des Designs. Vorlesungen, Bd. 2: Reaktionen auf die Moderne; herausgegeben für die Stiftung Bauhaus Dessau von Achim Trebeß (Leipzig: Spector Books). Am Beispiel von Walter Gropius, Oskar Schlemmer, László Moholy-Nagy und Hannes Meyer analysiert Hirdina in der Vorlesung drei verschiedene Konzeptionen von Raum: „1. den Raum des Modularen und des Kosmos, 2. den Raum als Raum der Bewegung, den Raum also als Zeit-Raum, 3. den Raum als Lebensraum. Diese Gliederung stimmt nicht mit den üblichen Periodisierungen überein, aber eine zeitliche Entwicklung vom modularen Raum zum Lebensraum lässt sich schon ausmachen, nur eben nicht so linear zwischen 1919 und 1933.“

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Funktionalismus

Ein soziales Programm

12 Seiten | Autor: Achim Trebeß

Funktionalismus als entfaltete Gestaltungsweise ist bei Kühne mit der kommunistischen Gesellschaftsform verknüpft. Funktionalismus und Kommunismus gehörten für ihn zusammen, sollen im geschichtlichen Prozess in Übereinstimmung gebracht werden. Das ist nicht geschehen. Derzeit sind beide für Kühne zentralen Begriffe, Funktionalismus und Kommunismus, aus den meisten Diskursen verbannt. Man kann auch ohne sie über die von Kühne hinterlassenen „Denkübungen“ reden. Aber es wird dann schwieriger, seinen Beitrag zum Verständnis dessen, was als Funktionalismus gelten kann, zu markieren. Das jedoch könnte deswegen wichtig sein, weil funktionalistisches Gestalten unterschiedlichster Art nicht nur eine lange Geschichte hat, sondern weil es auch für die Gegenwart bedeutsam geblieben ist und als Orientierung für mögliche Zukünfte brauchbar. In diesem Sinne soll in dem Beitrag versucht werden, (1.) das Verständnis von Funktionalismus als eines sozialen Programms zu umreißen; werden (2.) einige Stationen der Geschichte des Programms aufgezeigt; um (3.) anschließend den Beitrag Kühnes zu diesem Programm zu skizzieren und (4.) abschließend einige Entwicklungen zu benennen, die direkte oder indirekte Bezüge zu dem aufweisen, was hier als funktionalistisches Programm beschrieben wird. Es sind einige offene Enden des langen Nachdenkens über menschengemäßes Gestalten.

Schlagworte: Ästhetik | Design | Funktionalismus

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Schwingkreise der Erregung

Einige Bemerkungen zum Begriff der Resonanz bei Lothar Kühne

17 Seiten | Autor: Jörg Petruschat

Ästhetik kann mit und seit Lothar Kühne, so die Hypothese, nicht bloß als eine philosophische Disziplin entworfen werden. Sondern umgekehrt kann seit Kühne Philosophie gedacht werden als gestützt auf eine Anthropologie und Erkenntnistheorie, die maßgeblich ästhetisch und kulturell figuriert ist auf der Basis ihr zugrunde liegender Gestaltungsprozesse. Eine kritische Aneignung von Kühnes Theorien hat jedoch zu zeigen, dass für sein Denken der Marxismus-Leninismus nicht nur eine Startbahn und Ermöglichung war, sondern die Theorieverhältnisse, auf die er sich stützte und in denen er sein Denken entfaltete, bildeten zugleich Einhegungen und Diskursstereotype, die seine Entfaltung behinderten. In dem Beitrag soll auf zwei Aspekte hingedeutet werden, nach denen eine derart kritische Revue zum Denken Kühnes choreografiert werden könnte. Der eine Aspekt betrifft die gesellschaftstheoretischen Grundannahmen, die Kühne aus dem Marxismus-Leninismus übernommen hat, sie aber auf ein Individualitätskonzept und ein Menschenbild hin konkretisierte: das „Überschreiben“ eines sinnlich-konkreten Gemeinschaftsmodells durch den abstrakten Begriff einer bürgerlichen Gesellschaft. Der zweite Aspekt betrifft Kühnes Begreifen von Gestalt und Gestaltung und führt heran an Grundmotive seines ästhetischen Denkens. Beiden Gesichtspunkten liegt die Annahme zugrunde, dass die Auffassungen zu Gestalt und Gestaltung und deren Zentralstellung in Kühnes ästhetischem Denken zwar sehr oft als Ableitungen eines ökonomisch geprägten Konzepts von Gesellschaftsformationen auftauchen. Aber umgekehrt sind in der systematisch ausgelegten Theorie Kühnes Gestalt, Gestaltung und das Motiv der Resonanz eben auch als Basisprozesse entworfen, von denen her ihrerseits die Formationen von Individualität, Produktion und Gesellschaft modelliert werden können.

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An einen Besuch bei Lothar Kühne habe ich fast keine Erinnerung

2 Seiten | Autor: Olaf Weber

Der Weimarer Ästhetiker und Architekturtheoretiker Olaf Weber berichtet von einem Besuch bei Lothar Kühne. Er beschreibt in seinem Erinnerungstext, dass Kühnes Büroräume an der Humboldt-Universität auffallend „ungestaltet“ waren, ohne erkennbare ästhetische Intentionen. Nichts von der Neuen Intimität der funktionalen Gestaltung, von der bei Kühne zu lesen war. Auf den zweiten oder dritten Blick, so Weber, musste das Ungestaltete des Raumes jedoch als Wesenhaftes auffallen: „Das war ein programmatisches Gesellschaftsmodell in der Gestalt eines Raumes.“ Ausgehend von dieser irritierenden Beobachtung wirft Weber ein Schlaglicht auf die damalige Aura Kühnes und auf dessen Funktionalismus.

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Architektur, Haus und Landschaft

Dokumentation eines Vortrags zum 70. Geburtstag Lothar Kühnes 2001

6 Seiten | Autor: Bruno Flierl

Für Lothar Kühnes Denken waren architekturtheoretische und -historische Fragestellungen konstitutiv. Kühnes erste publizistische Arbeiten in den 1950er und 1960er Jahren befassten sich mit architekturtheoretischen Fragen, etwa: Was ist „sozialistische“ Architektur? Welche Rolle kann Architektur beim Aufbau des Sozialismus spielen? Seine Dissertation A (1965) widmet sich schließlich erkenntnistheoretischen und ästhetischen Problemen der Architekturtheorie. Kühnes Beschäftigung mit Architektur kulminierte in einer Position, die – quer zu traditionellen Ansätzen – die Architektur aus der Kunst herauslöste und als räumliche Organisationsform gesellschaftlicher Praxis deutet. Auf dieser Basis entwickelte Kühne den raumtheoretischen Begriff der „Landschaft“, mit dem er eine dem Kommunismus adäquate Siedlungsform zu fassen suchte, die den Gegensatz zwischen Stadt und Land aufhebt. Diesen Entwicklungsweg zeichnet Bruno Flierl in einem Vortrag von 2001 zum 70. Geburtstag Kühnes nach. Der bislang unveröffentlichte Vortrag wird hier aus dem Vorlass Flierls publiziert.

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Maß der Freiheit

Behutsamkeit bei Lothar Kühne

14 Seiten | Autor: Martin Küpper

Ein zentraler Pfeiler der Ästhetik Lothar Kühnes ist die Kategorie der „Behutsamkeit“. Der behutsame Umgang mit den Gegenständen meint ein freies Verhältnis, das den Druck der Verunsicherung, die Zwänge der Vergeudung und die bloße Sorge um ihren Erhalt nicht mehr kennt. Er ist eine Voraussetzung für die kommunistische Beziehung der Menschen zueinander, doch nicht ohne ihr politisches Komplement, die Solidarität, zu verwirklichen. In dem Aufsatz werden die Genese des Begriffs der „Behutsamkeit“ bei Kühne rekonstruiert und dessen diskursive Hintergründe nachgezeichnet. Kühne gründet „Behutsamkeit“ zum einen auf der Rolle der Konsumtion in der Kritik der Politischen Ökonomie von Marx. Zum anderen präzisiert er das Konzept in der Abgrenzung zu anderen Auffassungen über die Gestaltung der Konsumtion, die sowohl im Sozialismus wie im Kapitalismus um Deutungshoheit konkurrierten. Als besonderes Verhalten der Individuen zu ihren gesellschaftlichen wie natürlichen Lebensbedingungen konzipiert er Behutsamkeit als Konkretion von Freiheit, die im Kapitalismus als Mittel der Kritik fungiert.

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„In der Zeit des Verrats sind die Landschaften schön“

Lothar Kühnes ästhetische Fortbildung des Marx’schen Vergegenständlichungskonzepts

12 Seiten | Autor: Christiane Weckwerth

Das Thema, das den Philosophen und Ästhetiker Lothar Kühne bewegte, ist die räumliche Umwelt. In dieser sah er nicht nur die Grundlage und Vermittlung der gesellschaftlichen Lebensweise der Menschen, sondern ebenso deren aktive Formierung. Gestaltung, Haus und Landschaft fungieren bei ihm als Schlüsselkategorien, diese komplexe Problematik zu fassen, wozu er auf Marx, insbesondere auf dessen Feuerbach-Thesen, zurückgreift. In dem Aufsatz werden Kühnes Fortbildung der Marx’schen Theorie nachgezeichnet. Ein erster Punkt befasst sich mit Kühnes Rezeption des Marx’schen Vergegenständlichungskonzepts. Ein zweiter betrachtet die ästhetische Fortbildung dieses Konzepts. Als Dreh- und Angelpunkt wird hier die Bestimmung der Arbeit als Gestaltungsprozess angesehen. Ein dritter Punkt behandelt Kühnes ästhetisch-ethische Perspektive auf die Gesellschaft als eine Erweiterung von Marx’ ökonomisch begründetem Gesellschafts- und Emanzipationskonzept. Ein vierter Punkt erörtert Kühnes ästhetischen und gesellschaftstheoretischen Auffassungen abschließend als Phänomen und zugleich Überschreitung realsozialistischer Verhältnisse.

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Dialektik des Kommunistischen und Bürgerlichen

Die sozialismustheoretischen Grundlagen der Ästhetik Lothar Kühnes

12 Seiten | Autor: Michael Brie

Lothar Kühne hatte ein wissenschaftlich-philosophisches Projekt marxistischer Ästhetik entwickelt, das von bleibender Bedeutung ist, weil es eine radikale Suche formuliert. Durch seine Konsequenz zeigt es auf, was im Rahmen dieses Paradigmas Großes möglich ist und wo die Grenzen liegen. In dem Aufsatz werden die normativen Leitfragen nachgezeichnet, die Kühnes Werk zugrunde liegen: Wie kann die entstandene sozialistische Gesellschaft als werdende kommunistische Gesellschaft gestaltet werden? Welches sind die Maßstäbe, welches die Triebkräfte, welches die hemmenden Formen? Was bedeutet dies für eine kommunistische Ästhetik? Kühnes kommunistische Ideal war radikal emanzipatorisch, doch liegt in ihm zugleich ein Problem: Kühne fasst, wie Marx, dieses als unmittelbare Gesellschaftlichkeit. Der Blick darauf kann helfen, die Leitfragen für Heute im ersten Drittel des 21. Jahrhunderts zu reformulieren, den kategorialen Rahmen neu zu fassen und sich der transformierten ästhetischen Wirklichkeit anders zu stellen.

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