Jürgen Angelow

Feministische Außenpolitik und Bellizismus

2 Seiten | Autor: Jürgen Angelow, Burkhardt Otto

Nachdem die FDP-Verteidigungspolitikerin Strack-Zimmermann im Bundestag mehr Waffen für die Ukraine gefordert hat, verlieh sie dieser Haltung in einer Karikatur Nachdruck und stellte sich als Jeanne d’Arc in einem Harnisch mit ukrainischen Farben auf Schild und Fähn- chen im Bundeskanzleramt dar. Letztere ist als Jungfrau von Orleans (1412-1431), als Kriegerin für die gerechte Sache Frankreichs im Hun- dertjährigen Krieg in die Geschichte eingegangen und gilt als Symbol des französischen Widerstandes. Das Bauernmädchen steht für die Mobilisie- rung und Aneignung des Krieges durch zivile Akteure, also für eine soziale Kriegsbefürwortung, für die man heute den Begriff Bellizismus verwen- det. Sie hat sich als „Kriegsherr“ (maskulin) gesehen, „der“ keine Gefan- genen macht und jeden töten lässt, der sich „ihm“ widersetzt. Feminismus war ihr fremd, Bellizismus nicht.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 189 | 2022
Pazifik in der Weltpolitik
72 Seiten

Rapallo – Paradigma für Realismus in der Außenpolitik

5 Seiten | Autor: Jürgen Angelow

Der am 16. April 1922 zwischen der Weimarer Republik und der Rus- sischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (Sowjetrussland) abgeschlossene Vertrag von Rapallo trägt die Unterschriften Reichsau- ßenministers Walter Rathenau und seines sowjetrussischen Amtskollegen Georgi Tschitscherin. Die meisten seiner Bestimmungen traten bereits am Tage der Unterzeichnung in Kraft. Rapallo steht bis heute als Synonym für eine außenpolitische Orientierung, die von Desillusionierung und Realismus auf beiden Seiten ebenso gekennzeichnet ist wie vom Willen, eine gegenseitige Vorteilssituation herbeizuführen. Diese war angesichts des Scheiterns einer größeren, das Gesamtsystem umfassenden Lösung in greifbare Nähe gerückt. Und sie wurde genutzt. Das damals Erreichbare wäre nicht erreicht worden, hätten die Handelnden auf beiden Seiten ihre weltanschauliche Distanz zur alleinigen Richtschnur des Handelns erhoben.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 188 | 2022
Ukrainekrieg und globale Spaltung
72 Seiten

Befreiung oder Gewalt?

Zum historischen Platz und internationalen Kontext der russischen Revolutionen

6 Seiten | Autor: Jürgen Angelow

Folgenreich und nachhaltig hat der Gewaltfaktor auf die russischen Revolutionen des frühen 20. Jahrhunderts und die nachfolgende Geschichte der UdSSR eingewirkt. Die revolutionären Ereignisse in Russland wurden durch inner- und zwischenstaatliche Gewalthandlungen eingeleitet und maßgeblich beeinflusst. Weder die Revolution von 1905–07 noch die vom Februar 1917 oder die im selben Jahr nachfolgende Oktoberrevolution fanden unter friedlichen internationalen Bedingungen statt. Militärische Auseinandersetzungen haben auch die Existenz der UdSSR begleitet. Doch die Logik der revolutionären Umwälzungen in Russland und die sozialen Entwicklungen der späteren UdSSR sind durch die Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts nicht nur geprägt, sondern auch verzerrt worden. Der von Gewalt geprägte „revolutionäre“ Entwicklungspfad hat sich als ein Irrweg erwiesen.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 132 | 2017
Russische Revolutionen
72 Seiten

Verdun 1916. Ereignis und Mythos

2 Seiten | Autor: Jürgen Angelow

Kaum ein Ereignis des Ersten Weltkrieges hat sich so stark in unser Bewusstsein eingebrannt wie die Schlacht von Verdun, die vor 100 Jahren, am 21. Februar 1916, begann und am 19. Dezember 1916 endete. Mehr als 700.000 Menschen wurden als Verluste gezählt, ca. 317.000 Soldaten, Deutschen wie Franzosen, kostete die Schlacht das Leben.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 113 | 2016
Cyberwar
72 Seiten

Die Julikrise von 1914

Konkurrierende Deutungs- und Handlungsebenen

5 Seiten | Autor: Jürgen Angelow

Im Juli 1914 gab sich die europäische Diplomatie gravierenden Täuschungen über die Funktionen und Spielräume des Staatensystems hin. Das hatte schwerwiegende Folgen. Es hatten sich konkurrierende Wahrnehmungs- und Handlungsebenen herausgebildet, die eine Lösung politischer Krisen und strittiger Fragen in den internationalen Beziehungen behinderten. Die Folge war, dass die Politiker aneinander vorbeiredeten und auch -handelten. Zwar existierte noch immer das System der privilegierten fünf, später sechs europäischen Großmächte, das sich seit dem Wiener Kongress (1814/15) oft als Rahmen für Konfliktlösungen erwiesen hatte, doch hatte sich seine Fähigkeit, gefassten Beschlüssen auch Sanktionen folgen zu lassen, nach und nach aufgezehrt. Ob dieses System noch belastbar war, war fraglich. Zeitgemäß war es im Zeitalter der Globalisierung und Demokratisierung jedenfalls nicht mehr. Mittlerweile war das internationale System als eine konkurrierende Handlungsebene entstanden. Die Konfliktlinie verlief nun zwischen der traditionellen, einzelstaatlich basierten Diplomatie der Großmächte sowie einer neuen international verflochtenen und auch gesellschaftlich breiter verankerten Diplomatie.

Schlagworte: Erster Weltkrieg | Krieg | Geschichte

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 96 | 2014
Deutsche Außenpolitik kontrovers
144 Seiten

Das System von 1914

Funktionen und Spielräume

6 Seiten | Autor: Jürgen Angelow

Die zentrale Voraussetzung für das Handeln der verantwortlichen Staatsmänner vom Juli 1914 bestand in ihrer Wahrnehmung des Staatensystems sowie seiner Funktionen und Spielräume. Das europäische Staatensystem der fünf und später sechs Großmächte existierte seit dem Wiener Kongress (1814/15), es hatte viele Veränderungen überstanden, sich oft als Handlungsgrundlage bewährt – zuletzt während der Balkankriege 1912/13 –, aber es war in die Jahre gekommen. Angesichts der Konkurrenz nationaler Imperialismen, sich ausweitender Bündnis- und Blockstrukturen sowie der sich entwickelnden internationalen Handlungsebene mit einer Vielzahl neuer Akteure gab es keine einheitliche Auffassung mehr darüber, wie belastbar es noch war.

Schlagworte: Erster Weltkrieg | Krieg | Geschichte

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 95 | 2014
Die USA und WIR
144 Seiten

Der Kriegsausbruch von 1914

Historiografie und Kriegsschuldfrage

6 Seiten | Autor: Jürgen Angelow

Historiografie und Publizistik haben den Kriegsausbruch von 1914 immer aus unterschiedlichen Blickwinkeln und mit wechselnden Intentionen behandelt. Dabei wurde deutlich, dass sich mit der Überwindung der nationalen Perspektive auf 1914 zugleich auch unser Blick auf die Verantwortlichkeit der einzelnen europäischen Regierungen erweitert hat. Damit ist die Kriegsschuldfrage, die gleich am Anfang der Debatte um 1914 gestanden hatte und gerade nach den Pariser Vorortverträgen instrumentalisiert worden war, eigentlich obsolet geworden und einer Perspektive gewichen, die, frei von tagespolitischen Belastungen, nationalen Feindbildern und Vorurteilen, Schuld und Verantwortung in ihren Verschränkungen mit dem politischen Entscheidungshandeln verdeutlicht und dabei auch die systemischen Voraussetzungen und Folgen in Rechnung stellt.

Schlagworte: Erster Weltkrieg | Krieg | Geschichte

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 94 | 2014
Abgrund Afghanistan
144 Seiten