Wolfgang Uwe Eckart: Medizin in der NS-Diktatur

Ideologie, Praxis, Folgen

3 Seiten | Autor: Regina Casper

Arzt sein heißt Leben retten, Leben erhalten, Leben schützen. Bis heute ist es unerklärlich, warum Ärzte unter den Nationalsozialisten Leben zerstörten, Leben gefährdeten und Leben für unwert erklärten. Nicht alle Ärzte wurden zu Mördern, nur wissen wir, dass um 1934 ein Drittel der Ärzte und 10 Jahre später 45 % der NSDAP angehörten und von diesen wurden fast alle zu parteihörigen Lebensvernichtern. Allerdings dokumentiert Wolfgang Uwe Eckart, dass auch der Partei nicht zugehörige Ärzte, Akademiker eingeschlossen, zunächst an der Sterilisierung von Epileptikern und zu schwachsinnig oder geisteskrank Erklärten und später an der Tötung chronisch kranker und schwacher Menschen teilgenommen haben – aus ideologischen Gründen und/ oder aus opportunistischem Kalkül. Eckart beherrscht sein Sujet, dennoch: “Freiräume des Handelns” waren nicht die Ursache, die gab es immer. Es gab Weisungen, denen die meisten Ärzte bereitwillig gefolgt sind. Die Teilnahme an Sterilisation und Euthanasie war nicht erzwungen und doch: Vor Gericht zur Rechenschaft gestellt, wiesen die Schuldigen jede Verantwortung zurück. Viele der Justiz entflohenen Ärzte praktizierten in Deutschland nach dem Krieg trotz ihrer Verbrechen unbehelligt ihren Beruf.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2013
Bildung und Biologie
162 Seiten

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