Zwischen Glauben und Unglauben

Lucien Febvres Renaissance

8 Seiten | Autor: Thomas Bitterlich

Renaissance … „Tyrannei des Wortes, Tyrannei des Namens, vor der sich die Naturvölker fürchteten. Nur daß für jene der Akt der Namensgebung bedeutet, daß der Benennende das Benannte in Besitz nimmt. Im Falle des Historikers nimmt nur zu oft das Benannte den Benennenden in Besitz.“ Nach dieser von Ulrich Raulff übersetzten Aussage Lucien Febvres, eines Mitbegründers und Herausgebers der schulemachenden französischen Zeitschrift »Annales d’histoire économique et sociale«, mag es seltsam erscheinen, ihn in ein Themenheft zur Renaissance aufzunehmen. Tatsächlich lassen sich kaum Publikationen finden, die im Titel das Wort „Renaissance“ führen. Da geht es um „un destin“, „l’incroyance“ oder „la sensibilité“, um menschliche Probleme und keine Epochen. Nur selten, z. B. in »Comment Jules Michelet inventa la Renaissance«, nutzt er das Wort als historiografische Orientierungskategorie. Trotzdem hat er viel zu der Geschichte der Epoche gearbeitet und dadurch den Weg für Perspektiven eröffnet, die in dieser Zeit nicht mehr ausschließlich die Wiedergeburt der Antike und ein (Zerr-)Bild moderner Gegenwart sehen; Perspektiven, die ihre Zeiteinteilungen gemäß ihrem Gegenstand vornehmen und etablierte Ordnungsmuster hinterfragen.

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Erschienen in
Kultursoziologie 1 | 2015
Die Renaissance
108 Seiten

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