Grundeinkommen und Vollbeschäftigung!

12 Seiten | Autor: Rainer Land

Arbeitslosigkeit gilt als das größte soziale Problem der Gegenwart in den entwickelten Industrieländern des Westens. Aber schon diese Prämisse ist falsch. Arbeitslosigkeit ist zunächst ein Problem wirtschaftlicher Entwicklung. Ob dabei soziale Problemlagen entstehen, hängt nicht vom Ausmaß, sondern von der Art und Weise der gesellschaftlichen Verarbeitung von Arbeitslosigkeit ab. Dies kann an einem sehr einfachen Gedankenexperiment verdeutlicht werden. 15 Prozent Arbeitslosenquote kann bedeuten, daß alle Erwerbstätigen 15 Prozent des Jahres nicht erwerbstätig sind. Dann haben sie zwar gewisse Einkommensverluste, aber vermutlich kaum soziale Probleme – es sei denn, die Löhne waren vorher schon im Keller. Es gäbe keine soziale Ungleichheit hinsichtlich der Lasten von Unterbeschäftigung. Diese Arbeitslosenquote kann aber auch bedeuten, daß 15 Prozent der Erwerbstätigen das ganze Jahr erwerbslos sind, während 85 Prozent ununterbrochen beschäftigt sind. Wirtschaftlich ist dies derselbe Zustand, sozial ist es ein Unterschied wie Tag und Nacht. Erst die anhaltende Segregation der Erwerbstätigen in dauerhaft oder überwiegend Erwerbslose und solche, die ununterbrochen beschäftigt sind, und die Herausbildung eines gesonderten Verfahrens der Bearbeitung der Erwerbslosen machen aus wirtschaftlicher Unterbeschäftigung qualitative soziale Ungleichheit und generieren die typischen sozialen Problemlagen der Überflüssigen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2007
Grundeinkommen
112 Seiten

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