Fundamentalpolitisierung, religiöse Mobilisierung und die Wiederkehr der Götter

Im Zuge der europäischen Aufklärung veränderten sich die Denkmuster über die Beschaffenheit der Welt, den Verlauf der Geschichte und den Platz des Menschen in dieser. Der Versuch, eine menschliche Ordnung ohne Rekurs auf die göttliche Vorsehung zu rechtfertigen, brachte unterschiedliche Strategien hervor. Historisch gesehen war die erste dieser Strategien die Ersetzung ewiger Wahrheit durch abstrakte Vernunftprinzipien, die ihre gesellschaftliche Verkörperung in der Idee der bürgerlichen Demokratie fanden. Die Aufklärung stellte die Offenbarungsreligion und deren Institutionen in Frage, aber nicht das metaphysische Idiom des transzendenten, autoritativen Anderen (Gott). Wie die Reformatoren hielten auch die Aufklärer am universalen Anspruch fest und entwickelten lediglich eine Gegenlehre, in der eine platonisch-universale Metaphysik verbindlicher ewiger Werte den Platz des transzendenten Gottes einnahm.

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Erschienen in
Berliner Debatte 5 | 2006
Zur Lage in Ostdeutschland
128 Seiten

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