Karl Polanyi: Chronik der großen Transformation. Artikel und Aufsätze (1920–1947)

Noch während der Zweite Weltkrieg in Europa, Asien und Afrika wütete und sich das nationalsozialistische Regime gefestigt und siegesgewiß wähnte, begannen die ersten in sichere Exilländer geflüchteten Intellektuellen mit der Beantwortung der Frage, wie es zu diesen Ereignissen hatte kommen können. Was waren die Ursachen für Krieg, Völkermord und Barbarei? Wie konnte dagegen gekämpft und in Zukunft eine neue, demokratische und freie Welt aufgebaut werden? Die Antworten fielen ganz unterschiedlich und je nach politischer Anschauung auch gegensätzlich aus. Horkheimers und Adornos „Dialektik der Aufklärung“ und Hayeks „Road to Serfdom“ liegt zwar die gleiche Problemlage zugrunde, aber ihre jeweilige Reflexions- und Problematisierungsweise unterscheiden sich diametral. Wo die einen die Urgeschichte einer verfehlten, einseitigen Rationalisierung des vermeintlich zivilisierten Abendlandes entziffern, schiebt der andere die gesamte Verantwortung auf die Abkehr der liberalen Gesellschaften von ihren ureigensten Prinzipien und demzufolge auf den fatalen Sieg des Kollektivismus.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2006
Politik mit Demographie
112 Seiten

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