An der Spitze der Wissensrevolution

Nationale Identität, Freiheit und Konsum im Leben internationaler Call-Center-Arbeiter in Kolkata

10 Seiten | Autor: Laura Bear

Erst kürzlich gratulierte der indische Premier- Minister, Atal Behari Vajpayee, seinem Land, „an der Spitze der Wissens-Revolution und Informationstechnologie zu stehen“.1 Dies sei seiner Meinung nach durch die „Entfesselung der Energie und des Unternehmergeists des indischen Volkes geschehen“. Seine Aussage widerspiegelt den allgemeinen Optimismus der indischen Mittelklasse gegenüber den Auswirkungen, die die Globalisierung und der sie begleitende technologische Wandel auf ihre Gesellschaft haben werden. Ihre Hoffnungen reflektieren mehr nur als eine ökonomische Vision. Sie verweisen auf eine Veränderung der politischen Vorstellungen von Nation und persönlicher Freiheit, die aufkommt, seit die indische Wirtschaft 1990 für ausländische Investoren und Privatisierungen geöffnet wurde (Rajagopal 2001a, 2001b). Insbesondere bedeutet dies eine Abkehr der indischen Mittelschicht von den Träumen einer protektionistischen, staatlich gelenkten, ‚nehruvianischen‘ Entwicklung, hin zu einem neuen Wunsch nach Selbstverwirklichung durch uneingeschränkten Konsum und Unternehmertum. In diesem Artikel werde ich die Widersprüche dieses neuen, durch den Anschluß an globale Kapitalströme entstandenen Projekts der Freiheit, der nationalen Identität und der Liberalisierung aufzeigen, indem ich untersuche, wie es von Arbeitern an der Spitze der Wissensrevolution erfahren wird. Es geht um die jungen Männer und Frauen, die in den internationalen Call-Centern Kolkatas arbeiten.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2003
Indien: Postkoloniale Moderne
127 Seiten

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