Berliner Debatte Initial 4 | 2007

Unternehmen zwischen Aktionärsinteresse und sozialer Verantwortung

Herausgeber: Jürgen Beyer | Stefanie Hiß

192 Seiten

Die Öffentlichkeit nimmt derzeit verwundert zur Kenntnis, daß viele deutsche Unternehmen trotz hoher  Gewinne den Abbau von Arbeitsplätzen oder die Verlagerung von Produktionsbereichen ankündigen. In Reaktion darauf überbieten sich Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen, die Kirchen sowie die Politik in ihren Appellen an das soziale Verantwortungsbewußtsein der Unternehmen. Die vermeintlich unmoralischen ökonomischen Praktiken von Hedge-Fonds und anderen Finanzinvestoren wurden gar mit einer Heuschreckenplage verglichen. Fraglich ist jedoch, ob die moralischen Aufrufe und Brandmarkungen irgendeine Änderung zu bewirken imstande sind, denn die Unternehmensführungen verweisen im Gegenzug auf ökonomische Sachnotwendigkeiten (z.B. Renditeziele), ungünstige Rahmenbedingungen (z.B. hohe inländische Lohnkosten) oder externen Druck (z.B. verschärften globalen Wettbewerb), die ihnen keinen Spielraum für ein anderes Verhalten ließen. Insbesondere in Aktiengesellschaften ist die Steigerung des Unternehmenswerts häufig zum maßgeblichen oder gar alleinigen Orientierungspunkt der Unternehmensführung geworden. Vielfach wird argumentiert, daß nur die Maximierung des Shareholder Value legitim und letztlich auch sozial sei, denn es gelte das Prinzip: „the business of business is business“ (Milton Friedman). Alles andere widerspreche der ökonomischen Rationalität. Von daher scheint es paradox zu sein, daß das Thema Corporate Social Responsibility (CSR) derzeit in vielen Unternehmen besonders hohe Priorität besitzt. Einige Unternehmen verpflichten sich beispielsweise freiwillig zur Einhaltung von Verhaltenskodizes zu Sozial- und Umweltstandards und ziehen sich dadurch nicht zuletzt auch den Unmut von Aktionärsvertretern zu. Als wichtiges Tätigkeitsfeld wurde CSR ebenfalls von Unternehmensberatungen entdeckt.

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