Berliner Debatte Initial 3 | 2005

Kontroversen um Rechtsextremismus

Herausgeber: Andreas Willisch

112 Seiten

Michael Moore folgt in seiner Dokumentation „Bowling for Columbine“ den Ursachen des Schulmassakers in der „Columbine High“. Wie wir anschließend hören konnten, ist ihm noch während der Fertigstellung des Films der 11. September 2001 dazwischengekommen. Statt nun wie geplant einen Film ausschließlich über den Besitz und Gebrauch von Waffen in den USA machen zu wollen, rückt der „Deal mit der Angst“ mehr und mehr in den Fokus des Interesses. Die Millionen Pistolen  und Gewehre, die die Amerikaner wie selbstverständlich zu Hause liegen haben, dokumentieren ihre Angst vor jedermann. Diese Angst wachzuhalten, so der Filmautor, und deswegen auf Waffenbesitz beschränkende Gesetze zu verzichten, ist ein Hauptanliegen amerikanischer Konservativer. Der Schock, den eleven/nine in den USA ausgelöst hat, kann ihnen da nur recht sein. Ein ängstliches Volk folgt seinen fest im Glauben verwurzelten Führern überallhin, auch in den Irak und  wohl auch nach Nordkorea. Doch die Angst als politisches Instrument ist nicht allein der amerikanischen Regierung oder konservativer Politik vorbehalten. Sie läßt sich auch bei rigideren Waffengesetzen aktivieren, geht es ihr doch um die Konservierung und Restaurierung bedrohter oder verletzter Körper – Körper von Individuen nicht weniger als des Volkskörpers. Angstpolitik droht und zerstört nach innen und außen gleichermaßen. Angst vor Überfremdung, Angst vor  dem Nationalsozialismus, Angst vor den Skinhead-Schlägern, Angst vor Langeweile, Angst vor Aufmärschen vorm Brandenburger Tor, Angst vor dem Schwarzen Mann. Angst haben und Angst machen sind ein funktionierendes Double, das desto esser funktioniert, je weniger Perspektiven die Gesellschaft ihren Bürgern bieten kann.

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