Berliner Debatte Initial 5 | 2002

Europäische Öffentlichkeit

Herausgeber: Cathleen Kantner

224 Seiten

Die Frage nach der Konstitution einer europäischen Öffentlichkeit ist essentiell für die Beantwortung der Frage nach der Demokratisierbarkeit europäischen Regierens, denn wenn sich die EU-Bürger nicht über ihre gemeinsamen Angelegenheiten informieren und eine Meinung bilden können, wie sollen sie dann zu wohlbegründeten kollektiven Entscheidungen gelangen? Aber kann es eine Öffentlichkeit über Ländergrenzen hinweg, ohne gemeinsame Medien und ohne gemeinsame Sprache, überhaupt geben? 

Bis vor kurzem kreiste die Debatte um das Öffentlichkeitsdefizit der Europäischen Union fast ausschließlich um die Frage nach der Möglichkeit oder Unmöglichkeit öffentlicher politischer Kommunikation in der Europäischen Union. Neuerdings gibt es jedoch auch einige Autoren, die die Ansicht vertreten, die EU-Bürger könnten sich – mehr oder weniger gut – bereits in den nationalen Medien über die gemeinsamen europäischen Angelegenheiten informieren. Zu beobachten ist ein Trend hin zu empirischen Untersuchungen massenmedialer Kommunikation über europäische Themen in den nationalen Arenen. Wie sich europäische politische Massenkommunikation vollzieht, welche Themen diskutiert werden, welche Formen der Berührung (der Interdiskursivität) zwischen den nationalen Öffentlichkeiten auftreten – all dies sind Fragen, die sich die Autoren dieses Heftschwerpunktes stellen. Einerseits bringen sie dabei neue Argumente in die theoretische Debatte ein und versuchen, empirische Untersuchungsöglichkeiten auszuloten, andererseits präsentieren sie bereits erste eigene empirische Forschungsergebnisse.

Peter A. Kraus greift die Frage nach den Möglichkeiten transnationaler politischer Kommunikation in der Europäischen Union auf. Er schildert die durch die Sprachenvielfalt hervorgerufenen Schwierigkeiten der Diskussion im Europaparlament und argumentiert, daß es eine Illusionsei, das Internet könne das Kommunikationsproblem der Europäischen Union lösen. Ohne eine gemeinsame Sprache fehlt der Union, so Kraus, eine wichtige Ressource öffentlicher Kommunikation und kollektiver Identitätsbildung.

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